Wagnerarbeit: Komponistenporträt Georg Nussbaumer

Der 1964 in Linz geborene Komponist Georg Nussbaumer setzt sich nun schon seit vielen Jahren intensiv mit Aspekten des Werks Richard Wagners auseinander. Auch im Rahmen des am 25. Jänner in der Alten Schmiede in Wien stattfindenden und ihm gewidmeten Komponistenporträts. Zur Aufführung gebracht wird an diesem Abend das Werk “Umfelder zum Ring und zu Lohengrin für Violoncello, Harmonium, Video u.a.”. Es spielen Stefanie Prenn (Violoncello) und Georg Nussbaumer selbst (Nebeninstrumente).

Es gibt kaum etwas, das Georg Nussbaumer nicht zu Musik macht. Seien es Instrumente, die nicht mit einem Bogen, sondern mit einem Hirschgeweih angestrichen werden, ein Pissoir, das an Duchamps Readymades gemahnt, oder rote Kaugummis, die von Sängerinnen gekaut und im Mund zu einem bestimmten Körperteil geformt werden. Die Ausgangspunkte für diesen grenzensprengenden Umgang zwischen Komposition, Performance und Installation liegen in der Auseinandersetzung mit menschlichen Verhaltensweisen und mythologischen Stoffen ebenso wie in der klanglichen Erforschung von diversen Gegenständen. Wenn Nussbaumer das Klavier als Symbol für den schwarzen Kontinent heranzieht, sind nicht nur die schwarze Farbe und die Form des von oben betrachteten Flügels ausschlaggebend.

Die Bedeutung wird zutiefst politisch, wenn ein weißer Pianist das Instrument spielend beherrscht. Des Öfteren fallen in den Werken von Nussbaumer auch Gegenstände. Wenn Interpreten Steine in einen Teich werfen oder wenn, wie bei der Eröffnung des steirischen herbstes 2006, Knochen, Glocken, Waffenteile u.a.  dem Gesetz der Schwerkraft gehorchend in Plexiglasbehälter stürzen, überlässt Nussbaumer die Vorgänge nicht dem Zufall, sondern entwickelt eigens Partituren, die der jeweiligen Situation angepasst sind. Auch das Publikum kommt zum Einsatz, wenn es bei „Die schönsten Gipfel der Alpen“ die in Form des Gebirges von der Decke hängenden Stimmgabeln mit Stöcken bespielen darf. So erweist sich Nussbaumer als Garant für neue (Hör-)Erfahrungen.
Doris Weberberger

Foto: Kai Bienert/Berliner Festspiele