Mit einer Gitarre und frechen Texten bewaffnet, startet KIDCAT LO-FI einen Angriff auf die Lachmuskeln und Hörnerven. Dies tut die Singer-Songwriterin aber nicht auf die klassische kabarettistische Art und Weise, sondern viel subtiler und versteckter. Ihre neue EP „4 Seasons“ handelt, wie der Name schon sagt, von den vier Jahreszeiten, die nicht alle gleichermaßen beliebt sind. Anne-Marie Darok sprach mit der Musikerin über Sommergefühle, ihren vielseitigen Musikgeschmack und ein bisschen über das kommende Album.
Wie ist Ihnen die Idee zur EP „4 Seasons“ gekommen? Hatte es etwas mit der allgemeinen Unzufriedenheit zu tun, mit der viele Leute über das Wetter sprechen, egal ob es warm oder kalt ist?
Kidcat Lo-fi: Auch, übers Wetter zu jammern ist ja so ein typischer Small-Talk-Klassiker, aber die Idee zu der EP hat sich eher zufällig entwickelt. Das Lied zum Sommer gibt es schon viel länger. Das war schon in einer etwas anderen Version am ersten Kidcat-Lo-fi-Album vertreten. Später ist dann das Lied zum Herbst dazugekommen, das ich spontan geschrieben habe, anlässlich des Herbstklang Festivals der Kulturinitiative fiveseasons. Und da es nun schon Herbst und Sommer gab, dachte ich mir, warum ich mir nicht Frühling und Winter auch vornehmen sollte. Nach einigen halbernsten Post-Bandprobe-Blödeleien war dann die Idee zur Konzept-EP geboren.
Der Sommer hat zwar gerade einen Durchhänger, aber ist eigentlich schon voll im Gange. Stimmt Sie das traurig? Auf der EP klingt es nämlich so, als ob Sie den Winter bevorzugten.
Kidcat Lo-fi: Ich bin tatsächlich ein Mensch, der sich an den ersten warmen Tagen im Frühling schon wieder auf den Herbst freut. Der etwas kühlere Sommer in diesem Jahr entspricht da durchaus meinen Idealvorstellungen. Sehr heiße Tage machen mich eher aggressiv als traurig, aber es gibt auch am Sommer Aspekte, die ich zu schätzen weiß. Das Lied „Hate Summer“ ist natürlich eine sehr überspitzte, plakative Darstellung. Das mit dem Winter und mir ist so eine Hassliebe. Beziehungsstatus: Es ist kompliziert.
„Es geht bei mir immer um Dinge, die mich auf irgendeine Art und Weise beschäftigen.“
Wenn man sich Ihre EP das erste Mal anhört, dann hat man ein wirklich süßes Pop-Album vor sich. Je mehr man sich aber in die Musik vertieft, desto mehr merkt man, dass viele verschiedene Musikströmungen darin enthalten sind. Welche Musik inspiriert Sie besonders? Und hören Sie privat Musik, die derjenigen ähnlich ist, die Sie machen?
Kidcat Lo-fi: Manches davon ist sicher ähnlich, anderes wieder weniger. Ich könnte jetzt nicht sagen, was davon mich im Speziellen inspiriert – wahrscheinlich fließt sehr vieles unterbewusst ein, aber ich versuche in erster Linie, Songs zu schreiben, die für sich selbst stehen. Schaut man in mein CD-Regal findet man zum Beispiel Nine Inch Nails, Beck, Amanda Palmer, Regina Spektor, Patrick Wolf, natürlich (Muss man die in solchen Aufzählungen überhaupt noch nennen?), White Stripes, T-Rex, R.E.M., Radiohead und viele mehr. Aber Musik live und in Echtzeit zu hören und danach auch noch mit den betreffenden Musikerinnen und Musikern quatschen zu können, ist dann nochmal eine Spur schöner – und wahrscheinlich auch inspirierender – als aufgenommene Musik.
Zwischen Ihrem Debütalbum und Ihrer EP liegen zwei Jahre. Was passierte in dieser Zeit?
Kidcat Lo-fi: Es hat sich viel getan, sowohl musikalisch als auch privat, und in erster Linie habe ich in dieser Zeit sehr viele Songs geschrieben.
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Ihre Texte sind wahnsinnig frech, ironisch und gehen total ins Ohr. Worüber schreiben Sie am liebsten?
Kidcat Lo-fi: Es geht bei mir immer um Dinge, die mich auf irgendeine Art und Weise beschäftigen. Davon muss ich aber nicht immer persönlich betroffen sein. Es reicht, in irgendeiner Art und Weise einen persönlichen und emotionalen Bezug dazu zu haben.
Das kann etwas sein, was mir selbst passiert ist, oder etwas, was mich ärgert, etwas, was mir eine Freundin erzählt hat – auch ganz absurde Dinge, die ich einfach lustig finde. Oder es gibt eine reale Ausgangssituation und im Prozess des Schreibens entspinnt sich dann daraus eine Geschichte, die so aber nie passiert ist. Thematisch kann es sich dabei um alles Mögliche drehen, zwischenmenschliche Beziehungen sind natürlich ein großes Thema, ich habe aber auch schon Songs über Hängebrüste, über eine völlig aus dem Ruder geratene Firmenfeier, über häusliche Gewalt und über fleischliche Gelüste von Vegetarierinnen und Vegetariern geschrieben.
Wenn Sie an neuen Liedern arbeiten, was ha zuerst im Kopf: die Melodie oder den Text?
Kidcat Lo-fi: Kann beides sein – ich gehe da nach keinem besonderen Muster vor.
Auf der Seite von Problembär Records steht, dass Sie vor Jahren aus dem Nichts aufgetaucht sind, um Musik zu machen. Was ist an dieser mysteriösen Beschreibung dran?
Kidcat Lo-fi: Ich hatte schon zehn Jahre vor meinem „Auftauchen“ bei Problembär Records für mich allein und nur für die Schublade Musik gemacht und Songs geschrieben, ohne dass irgendjemand irgendwas davon mitgekriegt hat, das ist der wahre Kern.
„Ich bin tatsächlich ein Mensch, der sich an den ersten warmen Tagen im Frühling schon wieder auf den Herbst freut.“
Arbeiten Sie am liebsten allein oder holen Sie sich schon mal Unterstützung von anderen Musikerinnen und Musikern?
Kidcat Lo-fi: Die Songs schreibe ich im Alleingang, das ist für mich auch ganz wichtig, da ich mich in erster Linie als Singer-Songwriterin verstehe. Wie gesagt, es geht ja auch immer um emotionale Themen, und diese Inhalte kann ich nur in Worte fassen, wenn ich dabei allein bin. Wenn es dann um Aufnahmen oder um Bandversionen für die Bühne geht, sind natürlich andere Musikerinnen und Musiker wichtige Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, damit was weitergeht und man nicht so in der eigenen Suppe schwimmt. Für die „4 Seasons“-EP waren das konkret gesagt Raphael Sas, der ja auch schon beim ersten Album mitgebastelt hat, Christian Franke, Christoph Kornauth und Sebastian Schwarz.
Traf es Sie unerwartet, dass es Ihre Single „The Killing Smile“ auf FM4 und GoTV geschafft hat? Und wie wichtig ist Ihrer Meinung nach ein Radiosender wie FM4 für junge Indie-Musikerinnen und -Musiker?
Kidcat Lo-fi: Ich hatte damit nicht gerechnet, ich hatte aber allgemein auch keine klaren Vorstellungen oder Hoffnungen, was nach dem ersten Album passieren wird. FM4 verbreitet gute Musik abseits des Mainstreams – das ist prinzipiell gut, wenn das dann auch noch junge Musikerinnen und Musiker sind, die dadurch eine Plattform bekommen, oder Musikerinnen und Musiker aus Österreich, die musikalisch ihre eigenen Wege beschreiten, ist das noch besser. Es gibt in Österreich so viele extrem talentierte Musikschaffende und ich frage mich, warum man die nicht viel öfter im Radio hört. Eine bunte, abwechslungsreiche Musiklandschaft in Österreich kann nur gut sein.
Stehen Sie lieber auf der Bühne oder im Studio?
Kidcat Lo-fi: Auf der Bühne.
Das neue Album steht schon in den Startlöchern. Welche Wege haben sie dieses Mal eingeschlagen? Steckt wieder ein Konzept dahinter, wie das bei „4 Seasons“ der Fall ist?
Kidcat Lo-fi: Es wird sicher kein strenges Konzeptalbum sondern einfach eine stimmige Auswahl aus den neuen Songs der letzten zwei bis drei Jahre werden. Ich nehme mir vor, dass es tendenziell rockig, dreckig und schwitzig wird – aber es wird sicher auch den ein oder anderen ruhigeren Track geben, zum Verschnaufen und damit der ganze Dreck abperlen kann.
Danke für das Gespräch.
Anne-Marie Darok
Fotos: Kidcat Band
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