Ein Album passend zur Jahreszeit: dunkel im Sound, verschroben in der Art, tieftraurig in seiner Note und voll von schwarzem Humor. Die Wiener Band VIENNA REST IN PEACE widmet sich auf ihrem selbstbetitelten und auf trauerplatten erschienenen Debüt ganz den schwermütigen Seiten der Wiener Seele. Und das auf eine musikalisch ausgesprochen schaurig-schöne Art.
Nun, eines kann man auf jeden Fall sagen: Ein Sound für die sonnigen Gemüter dieser Welt klingt definitiv anders. Vienna Rest in Peace liefern auf ihrem selbstbetitelten Erstlingswerk den wohl perfekten Soundtrack für die kalten, grauen und verregneten Herbsttage Wiens. Die Lebensfreude, Hoffnung und Fröhlichkeit haben die Stadt längst verlassen, was Einzug gehalten hat, sind die pure Melancholie und Traurigkeit in all ihren Ausdrucksformen. Die Wiener All-Star-Band (der unter anderem Ralph Wakolbinger von Aber das Leben lebt, Gregor Tischberger von Kreisky und die Liedermacherin Marilies Jagsch angehören) scheint von den dunklen Schwingungen der österreichischen Bundeshauptstadt, ihrer Schwermut, die sich in einer unerklärlichen Neigung der in ihr lebenden Menschen zum Morbiden äußert, ebenfalls ergriffen.
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Lieder zwischen bittersüßem Charme und schräger Eigenwilligkeit
Vienna Rest in Peace besingen in ihren zwischen bittersüßem Charme und schräger Eigenwilligkeit pendelnden deutschsprachigen Popnummern den Tod, die vielen Formen des Untergangs, die Einsamkeit und das Alleingelassenwerden. Die Combo besucht die Friedhöfe der Stadt, lässt Fiaker zu Untoten werden und das Riesenrad einstürzen. Und dennoch, obwohl alles der Hoffnungslosigkeit preisgegeben scheint, lassen die Beteiligten da und dort immer wieder auch Hoffnung und Witz durchschimmern. Es gibt ja auch noch die Liebe und auch sonst muss man nicht jede Sache allzu ernst sehen.
Das wirklich Schöne an diesem Album ist, das Vienna Rest in Peace es in ihren Songs trotz allen großen Gefühls niemals ausufern lassen und jeden pathetischen Anflug vermeiden. Der Band besinnt sich auf das Wesentliche, auf leicht ins Ohr gehende Melodien in Moll, die gemeinsam mit einem unaufgeregten Schlagzeugspiel, diversen Glocken-, Orgel- und Pianospielereien auf wunderbar dezente und zugleich abwechslungsreiche Art eine große Wirkung entfalten.
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Vienna Rest in Peace ist mit ihrem Debüt auf jeden Fall ein richtig starkes Stück Musik gelungen. Die Songs, die die Band zum Erklingen bringt, lassen einen einfach nicht unberührt. Sie schaffen diese besondere Stimmung, die einen einfach einfängt und der man einfach zuhören muss.
Michael Ternai