Umfrage: Klimakrise und Nachhaltigkeit im Musikbetrieb – Wie denkt Alicia Edelweiss darüber?

ALICIA EDELWEISS ist eine austrobritische Singer-Songwriterin, Multiinstrumentalistin, Schauspielerin und bildende Künstlerin. Seit der Veröffentlichung ihres ersten Albums „When I’m enlightened, everything will be better.” im Jahr 2019 spielt sie Konzerte quer durch Europa. Im Rahmen dieser Serie, teilt sie mit uns Gedanken über Second Hand Konzertoutfits, regionale Bio-Caterings und den dringenden Wunsch nach viel günstigeren Ticketpreisen für Zugfahrten innerhalb Europas.

Welche Maßnahmen ergreifst du persönlich, um in deiner Tätigkeit als Musikschaffende umweltfreundlicher und nachhaltiger zu sein? Wo fällt es dir besonders schwer, dein Verhalten in Bezug auf deine Arbeit in der Musikbranche zu ändern?

Alicia Edelweiss: Meine Band und ich fahren fast immer mit dem Zug zu unseren Konzerten. Wir haben auch ein Set-Up, das dies ermöglicht. Ich glaube nicht, dass das immer so möglich sein wird, aber in den letzten Jahren hat das sehr gut funktioniert. Es ist für mich persönlich auch um einiges stressbefreiter, als einen Bus zu mieten und eine Fahrerin oder einen Fahrer zu engagieren. Das Fliegen zu vermeiden fällt mir schwer, da viele Konzerte im Ausland einfach sehr weit weg sind, und es leider viel zu teuer und zeitintensiv wäre mit dem Zug oder Bus hinzufahren.
Meine Konzertoutfits bestehen hauptsächlich aus Second Hand Kleidungsstücken, oft trage ich auch Teile oder Accessoires der Wiener Modedesignerin Lisi Lang, die nachhaltig produziert werden.

Inwiefern denkst du, dass die Musikindustrie eine Rolle bei der Bekämpfung der Klimakrise spielen kann?

“Vielen ist noch nicht bewusst, wieviel ihre Ernährung wirklich mit der Umweltzerstörung zu tun hat”

Alicia Edelweiss: Menschen finden das, was ihre Lieblingsmusiker:innen sagen oft um einiges interessanter, als die Dinge, die Politiker:innen von sich geben. Deswegen haben Musiker:innen extrem viel Macht, denn Menschen hören uns zu. Sie lauschen unseren Lyrics, sie hören uns, wenn wir bei Konzerten zwischen den Liedern unsere Meinung sagen. Unsere Fans respektieren uns. Zuhören heißt nicht zustimmen, aber es ist schon ein großes Privileg, wenn man gehört wird und eine große Chance und Aufgabe, auf einer Bühne zu stehen.

Aktionen, die unser tägliches Leben stören, bekommen viel Aufmerksamkeit in den Medien. Auch Konzerte sind medienwirksam: Was könnten Konzerte und Festivals bewirken?

Alicia Edelweiss: Veranstalter:innen könnten beispielsweise nur mehr regionale Bio-Produkte beim Catering und bei den Ständen anbieten. Noch besser wäre natürlich vegan, denn ob man vegetarisch oder vegan lebt ist schon lange nicht mehr nur eine Frage der Ethik. Vielen ist noch nicht bewusst, wieviel ihre Ernährung wirklich mit der Umweltzerstörung zu tun hat. Und mit Umweltzerstörung meine ich nicht nur die Folgen des Imports von Lebensmitteln und die Unmengen an Emmissionen die von der Massentierhaltung ausgehen, sondern auch die Ausbeutung und das tägliche Töten von Milliarden von Tieren weltweit. Ich denke, für Veranstalter:innen und Festivals wäre dies ein machbarer Schritt um viel zu bewegen und Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen.

„Ich würde mir wünschen, dass die Zugpreise in ganz Europa um einiges billiger wären.“

Welche Herausforderungen siehst du bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken in der Musikszene? Welche Ressourcen, Informationen oder Unterstützung wünschst du dir, um nachhaltigere Entscheidungen in Bezug auf deine Musikkarriere treffen zu können?

Alicia Edelweiss: Ich würde mir wünschen, dass die Zugpreise in ganz Europa um einiges billiger wären. Das könnte schon extrem viel verändern und tourende Bands und Musiker:innen dazu motivieren nachhaltiger zu reisen. Da tut sich ohnehin schon sehr viel, in Österreich mit dem Klimaticket, in Deutschland mit dem 49€-Ticket, aber es geht noch viel mehr. Ich glaube, die Herausforderungen bei der Umsetzung nachhaltiger Praktiken sind, wie so oft, alte Gewohnheiten, Gemütlichkeit und Angst vor Veränderung.

Alicia Edelweiss wurde für das Förderprogramm „NASOM, the New Austrian Sound Of Music 2023/24“ ausgewählt. Zudem ist sie einer der „Focus Acts 2023“. Im Zuge des Tour-Support Programms, das von Austrian Music Export und dem BMKÖS ausgeschrieben wird, wurde Musiker:innen heuer erstmals zusätzlich ein Sustainability Bonus für Konzepte zur Reduzierung des Ressourcenverbrauchs angeboten.

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