Takamovsky – In Streams

Dass es in der elektronischen Musik nicht zwangsläufig immer auf die Tanzbarkeit hinauslaufen muss, sondern dass diese sehr wohl auch einem avantgardistischen Kontext zugeführt werden kann, genau dies zeigt Jürgen Berlakovich in seinem Projekt Takamovsky. „In Streams“ (Etymtone), das vor wenigen Wochen erschienene neue Werk des Wiener Soundtüftlers, zeigt sich als ein sehr gelungener Versuch, der Kälte und Distanziertheit der elektronischen Klangkunst doch so etwas wie eine Art Seele zu verleihen. Die Stücke, versetzt mit Fieldrecordings und anderen elektronischen Spielerein, besitzen einen seltsamen Charme, der auffordert, sich intensiver mit dem Dargebotenen zu beschäftigen. Eine spannende Angelegenheit.

Jürgen Berlakovichs musikalischer Entwurf ist einer des stimmungsvollen Minimalismus. Vielmehr als der Wiener Soundtüftler sich damit begnügt, die bereits bekannten Pfade zu beschreiten und das Offensichtliche wie Voraussehbare abzuliefern, ist es ihm ein Anliegen, seine ganz eigene Interpretation der elektronischen Musik zu verwirklichen, eine, die sich vor allem über ein hohes Maß an Eigenwilligkeit ausdrückt. Von den üblichen Songstrukturen Abstand nehmend, entwirft Jürgen Berlakovich sich langsam verdichtende collageartige Soundgebilde, die, mal mehr, mal weniger in weiten atmosphärischen Klangwänden aufgehend, sich stets in irgendeiner Form in Bewegung befinden. Die sich aus Fieldrecordings, teils vertrackt gehaltenen Beats, Störgeräuschen, tiefen Bässen, dezenten und verzerrten Gitarre-Einsätzen, elektronisch bearbeitetem Gesang, elektroakustischen Einwürfen und leichten Andeutungen von Melodien zusammensetzenden Stücke des Wieners, offenbaren ihre tatsächliche Vielschichtigkeit nicht unbedingt an der Oberfläche. Man muss schon etwas genauer hinhören und in die Tiefe gehen, um das musikalische Geschehen wirklich in seiner Ganzheit fassen zu können.

Textlich die Kommunikation der Menschen untereinander über die unpersönlichen elektronischen Datenhighways thematisierend, setzt Jürgen Berlakovich, der in seinem Tun mit der Akribie eines Wissenschaftlers zu Werke geht, in der Umsetzung seiner Musik mehr auf kühle und distanziert wirkende Klänge, die aber im Kontext des Gesamten erstaunlich umkonstruiert und ungekünstelt wirken. Die stilistisch sich irgendwo im Spannungsfeld zwischen avantgardistischer Computermusik, Dark-Elektropop, Knisterelektronik  und kunstvoller Klangarbeit bewegenden und sehr detailliert ausgearbeiteten Stücke leben vor allem von ihrer Stimmung und Atmosphäre, die nach und nach Bilder Kopf entstehen lässt.

Nein, die wirklich leichte Kost ist es nicht, mit welcher Jürgen Berlakovich seine HörerInnen konfrontiert. „In Streams“ ist ein Stück Musik, mit welchem man sich auseinandersetzen muss. Tut man dies aber und lässt dem Dargebrachten Zeit sich zu entfalten, eröffnet sich letztlich ein wirklich vielschichtiges und in die Tiefe gehendes Hörerlebnis der erfrischend anderen Art. (mt)

 

http://takamovsky.net/
http://www.etymtone.com