SUPERIOR STREET – „Long way home“

Vier junge Männer aus Kärnten ziehen nun schon seit 2012 immer mehr Aufmerksamkeit auf sich. Am 15. Juli 2015 präsentieren SUPERIOR STREET, die sich dem Folk verschieben haben, ihre erste silberne Scheibe und legen in englischer Sprache ihr ganzes Herz so gekonnt auf die Zunge wie ihre Vorbilder.

Simon & Garfunkel, Bob Dylan, John, Paul, George und Ringo – nein, das sind nicht die Bandmitglieder, sondern die großen Fußstapfen, in die Band Superior Street unbescheiden treten möchte. Jetzt stellt sie ihre Songs auf einem ersten Album vor.

David Samitsch (Gitarre, Mandoline), Mario Gritz (Gitarre, Harmonika), Stefan Slamanig (Schlagzeug, Perkussion, Trompete) und Daniel Kaiser (Bass) drücken immer wieder aus, wie wichtig es ihnen ist, verhältnismäßig akustisch zu spielen, und tragen, so gut es geht, der Attitüde von Folk in ihrer Popular Music analog Rechnung. Über Singer-Songwriting hinaus präsentiert das Quartett auch eine Vielfalt an Instrumenten und singt sich mehrstimmig die Seele aus dem Leib.

Eingepackt in gefällige Wohlklänge mit einem Hauch bittersüßer irischer Sehnsucht und gitarrenarpeggioreichen Arrangements, die immer wieder von Trompetenmelodien getragen werden, singen die Jungs aus Völkermarkt von großen Lieben genauso wie von schmerzhaften  Abschieden. Sie machen vor, dass es nicht eine Frage des fortgeschrittenen Alters und  hoffentlich nicht einmal eine Frage des erlittenen Leids sein muss, um wesentliche Erkenntnisse über das Leben selbst zu gewinnen, das willkürlicher nicht sein kann.

„Long way home“

Quasi kaum flügge, singt die Band von einem langen Weg „heim“ zum Gefühl der Geborgenheit und meint damit vielleicht mehr den Prozess der Selbstfindung, der dem Wahnsinn der Pubertät folgt. Auf der Suche nach dem Angekommensein, nach der persönlichen „Integrität“ bzw. der „Ästhetik der Einfachheit“ macht sich das Ensemble Gedanken um Gott und die Welt, spricht über Zweifel und kennt keine Scheu vor Liebeslyrik.

„At the end there is no doubt that my time is running out“

Die Stimmungsfarben der neun Songs erstrecken sich von der Leichtigkeit eines Aufbrechens bis hin zu schönen Erkenntnissen einer Lebensakzeptanz à la Kohelet 3, nicht nur wenn man sich „It is time“ genauer anhört. Davon abgesehen empfehle ich, sich „Boots of spanish leather“ besonders zu Gemüte zu führen.

Von der Art, wie sie ihre Ideen kommunizieren, können sich manche ein Scheibchen abschneiden, und damit meine ich nicht nur die Sprachauswahl. Superior Street beeindruckt als junge, musikalisch offene Singer-Songwriter-Formation durch ihre professionellen Ausführungen. Was sie zu sagen haben, ist ergreifend, und man darf sehr gespannt sein, wie sich die musikalische Reise der jungen Künstler weiterentwickelt.

Alexandra Leitner