Stephie Hacker – Cascade Effect

Hacker CoverStephie Hacker verbrachte im vergangenen Jahr einige Monate in New York, wo sie klarerweise auch den intensiven Kontakt mit Leuten der dortigen Jazz-Szene pflegte. Wenig verwunderlich also, dass die Sängerin und Pianistin diese Zeit auch auf ihrem nun erscheinenden neuen Album „Cascade Effect“ (Session Work Records) auf eine gewisse Art durchklingen lässt. Begleitet von einem exzellent aufspielenden Ensemble hat sich die gebürtige Niederösterreicherin, die zuletzt auch durch Japan tourte,  vor allem dem melodiebetonten, gefühlvollen und von aller Verkopftheit befreiten Jazz verschrieben, der, auch dem Pop nicht abgeneigt, vom ersten Moment an Eingang in die Gehörgänge findet.

Es gibt sie erfreulicherweise immer wieder, jene musikalischen Überraschungen, die man nicht wirklich erwartet hat, die aber genau aus diesem Grund umso mehr begeistern. Dass Stephie Hacker befähigt ist, wirklich gute Nummern abzuliefern, weiß man ja schon seit ihrem Erstlingswerk „Sensibility“. Dass sie aber diesem, ohnehin schon starken Output, in Sachen Qualität noch eins draufsetzen kann, ist dann doch keine alltägliche Sache. Ihr musikalisches Glück hat die Niederösterreicherin diesmal im bewusst sparsamen Einsatz der Mittel gefunden, der, durch die doch reduziert gehaltene Instrumentierung, ihrer im Ausdruck sehr breit gefächerten Stimme den notwendigen Raum schafft, sich zur Gänze zu entfalten. Was sie auch tut.

Die neuen, irgendwo zwischen Jazz, Klassik, leichten Popanleihen und gelegentlichen Improvisationen angesiedelten Songs erklingen alle so, als würden sie, den Boden kaum berührend, einfach nur so dahinschweben. Es ist ihnen eine leichtfüßige, unbeschwerte und  gediegen elegante Note inne, die einfach betörend charmant wirkt und dazu verleitet, wirklich näher hinzuhören. Warum sich dieser Effekt einstellt, liegt auch zum großen Teil an Stephie Hackers Mitmusikern Pete McCann (Gitarre), Dan Fabricatore (Bass) und Mark Ferber (Schlagzeug), die es glänzend verstehen, die Lieder so richtig in Schwingung zu versetzen. Mal tun sie das auf eher flotte Art (“Naked Girl”, “Today is a Day”), mal sanft, gefühlvoll und mit Gänsehautmomenten erzeugendem Tiefgang („Blue“, „Minotaurus“). Den Blick auf das Ganze verlieren Stephie Hacker und ihr Ensemble dabei nie, die Songs werden ohne große Umschweife und ausuferndes Experimentieren auf den Punkt gebracht, wodurch die Musik im Ganzen in einem schönen Fluss gehalten wird.

Stephie Hackers Interpretation des Jazz ist eine, an der nicht nur ausgewiesene Jazzliebhaber ihre Freude finden dürften. Die Sängerin und Pianistin überschreitet gemeinsam mit ihren Kollegen musikalische Grenzen und legt damit auch Brücken zu einer Hörerschaft, die sonst weniger mit diesem Stil zu haben.
Michael Ternai

 

http://www.stephiehacker.com/
http://dev.sessionworkrecords.com/