Stellungnahme zur Causa "Mexikohalle"

mica-Interview mit Mag. Stefan Miedl Vor zwei Wochen nahm Karin Zamernik Rauter im mica-Interview zur Causa “Mexikohalle” Stellung. Im aktuellen Interview lassen wir die “Gegenseite” in Person von WIKI Sprecher Mag. Stefan Miedl zu Wort kommen. Es handelt sich in diesem Fall um ein Interview, welches über Email durchgeführt wurde, da ein persönliches Treffen nicht möglich war.

Wie ist der derzeitige Stand in der Sache “Mexikohalle”? Steht der Verein WIKI mittlerweile fix als Betreuer des Jugendkulturzentrums fest, oder wird es, wie vom Verein Ballhaus gefordert, eine Neubewertung der eingereichten Konzepte geben? (falls “nein” bitte nächste Frage berücksichtigen)

Mittlerweile wurde die Entscheidung der unabhängigen Jury auch im Stadtsenat bestätigt und somit stehen wir (Verein WIKI) endgültig als Betreiber des K2 [kwadra:t], wie die Mexicohalle in Zukunft heißen wird, fest.

Die Betroffenen vermuten hinter dem Jury-Entscheid auch politische Motive (kein Hearing in dieser Angelegenheit, was u.a. damit begründet wurde, dass nicht genügend Zeit wäre, alle Bewerber zu hören; ein einstimmiger Entscheid bereits vorliegen würde;.). Wäre es nicht besser gewesen, wie gefordert, eine Neubewertung durch eine unabhängige ( auch von den Betroffenen als “unabhängig” akzeptiert) Fachjury anzusetzen, um diese Vorwürfe zu entkräften?

Wir haben ebenfalls mit einem Hearing gerechnet, aber nachdem die Entscheidung der Jury ja einstimmig war, WIKI von allen an die erste Stelle gesetzt wurde und es tatsächlich zeitlich schwer machbar gewesen wäre, ist es nachvollziehbar, dass dieses nicht stattgefunden hat. Eine Neubewertung durch eine andere Jury hätten wir natürlich akzeptiert, doch wäre dies nicht logisch gewesen, da die Jury aus 2 Betreibern von Jugendkulturzentren und je 2 Personen der Stadt Klagenfurt und des Landes Kärnten zusammengesetzt war. Was wäre sonst eine unabhängige Jury gewesen?

Es gab deshalb eine Jury, die rein das Konzept, ohne Rücksicht auf Namen, etc. bewertet hat, damit auch wirklich die beste Idee gewinnt. Dass das Ergebnis natürlich für die Unterlegenen enttäuschend ist, verstehe ich, jedoch kann man nicht eine neue Jury und noch eine neue Jury fordern, bis schlussendlich vielleicht das Ergebnis feststeht, das man möchte.

Wie gestaltet sich das Konzept von WIKI für dieses Jugendkulturzentrum? Im Protokoll der Vergabekommission werden u.a. das sozialpädagogische Konzept und das Konzept für Veranstaltungen- und Konzerte hervorgehoben. Wie sehen diese Konzepte, in Groben Zügen, aus?

Im sozialpädagogischen Konzept wird wert darauf wert gelegt, dass jeder (in bestimmten, weiten Grenzen) tun kann was er möchte. 2 BetreuerInnen werden vor Ort sein, die, falls es von den Jugendlichen gewünscht wird, als Ansprechpartner fungieren. Das Jugendzentrum soll als Treffpunkt etabliert werden, wo man im DJ-Corner auflegen kann, Drehfußball, Dart oder Billard spielen und mit netten Leuten tratschen kann. Zusätzlich dazu wird es immer wieder Workshop Angebote in u.A. den Bereichen DJ, HipHop, Graffiti, Bühnenbau, Licht- und Tontechnik, etc. geben. Die Betreuer, die über vielfältigste kulturelle Zugänge verfügen, sollen die Jugendlichen auch dabei unterstützen eigene Ideen umzusetzen und/oder künstlerisch tätig zu werden. Falls es gewünscht wird, werden die BetreuerInnen dann die Jugendlichen dabei begleiten und unterstützen und mit den Jugendlichen gemeinsam Veranstaltungen durchführen.

Das Veranstaltungskonzept erstreckt sich über alle Altersschichten und wird mit einer Regelmäßigkeit vielfältigste Events bringen. National und international bekannte Bands sollen ebenso im [kwadra:t] spielen wie Kärntner, österreichische und internationale Nachwuchsbands und Künstler. Hierbei gibt es auch von der musikalischen Richtung her keine Vorgaben, von Rap/HipHop über elektronische Klänge bis zu Rock/Metal und Reggae wird alles vertreten sein. Natürlich beschränkt sich das Veranstaltungsangebot aber nicht nur auf Musik; Kabarett, Theater, Kindertheater, Vernissagen, etc. wird es ebenso geben.

Wie schätzen sie den Stellenwert der bisherigen Arbeit des Vereins Ballhaus für die Klagenfurter Jugendkulturszene ein?

Der Verein Ballhaus hat sich sicherlich in der Klagenfurter Kulturszene einen Namen gemacht und einiges zu Stande gebracht. Wie ich jedoch aus einigen Gesprächen erfahren habe, sieht jedoch die primäre Zielgruppe (15-25) diese Dinge eher ambivalent, d.h. es gab Kritik an den Veranstaltungen insofern, dass diese anscheinend für ein eher älteres Publikum konzipiert und von der musikalischen Richtung eher eingeschränkt sind. Wir möchten Jugendkultur für alle aus den verschiedensten Richtungen bieten und niemand ausgrenzen oder bevorzugen.

Was ist die Motivation der WIKI GmbH, diese Aufgaben des Vereins Ballhaus künftig übernehmen zu wollen?

Vorweg einmal: Es gibt keinerlei Motivation unsererseits irgendjemand irgendetwas wegzunehmen. Der Verein Ballhaus ist natürlich weiterhin dazu aufgerufen kulturelle Inhalte zu transportieren und dies kann gerne in Zusammenarbeit mit uns als Betreiber der Kulturhalle passieren. Es sollte hier nicht um irgendwelche Eitelkeiten gehen; das Ziel ist es, jugendkulturelle Schwerpunkte zu setzen, die bestehende Szene zu erweitern und vor allem jungen Bands, Sängern, DJs, Kabarettisten, Malern, Graffiti-Künstlern, etc. eine Plattform zu bieten ihre Kunst auszuleben und präsentieren zu können. Es gibt keinerlei Hürden oder Einschränkungen unsererseits, alles soll möglich sein.

Außerdem darf nicht vergessen werden, dass wir bei der Jury-Wertung einstimmig auf Platz eins gesetzt wurden und das Ballhaus nur einmal auf den zweiten Platz und sonst an dritte Stelle, d.h. selbst wenn wir es nicht geworden wären, hätte das Ballhaus nicht den Zuschlag bekommen. Darüber hinaus nehmen wir ja dem Ballhaus nichts weg oder werfen sie aus dem Transporter; wir haben bei einer Ausschreibung überzeugen können und das Ballhaus hat sich bisher nur (für einige Veranstaltungen) im Transporter eingemietet.

Im Protokoll der Vergabekommission wird auch auf die Wirtschaftlichkeit des Kulturzentrums (“Erlöse aus Gastronomie, Eintritten und Vermietung”) Bezug genommen. Wie ist hier der Stellenwert der wirtschaftlichen Ausrichtung zu bewerten? Bei einem Jugendkulturzentrum sollte man annehmen, dass dieses Kriterium doch eher im Hintergrund stehen sollte.

Natürlich muss jede Einrichtung (im Rahmen der Möglichkeiten) wirtschaftlich geführt werden. Wirtschaftlich heißt ja nur mit den vorhandenen finanziellen Möglichkeiten so gut wie möglich umzugehen. Nachdem die finanziellen Mittel natürlich beschränkt sind, heißt das nur, dass aus dem Veranstaltungsbereich (eben Gastronomie, Eintritte und Vermietung bei Veranstaltungen) grundsätzlich auch Geld lukriert werden sollte. Das heißt jedoch nicht, dass das immer der Fall sein muss.

Im Bereich des Jugendtreffs ist natürlich alles gratis bzw. kostengünstig. Nachwuchskünstler werden hierbei bei der Organisation von Veranstaltungen begleitet (von der Gestaltung von Flyern und Plakaten über Sponsoring bis hin zur Durchführung der Veranstaltung) und werden hierbei die Halle gratis oder kostengünstig zur Verfügung gestellt bekommen. Bei größeren Veranstaltungen muss natürlich Eintritt verlangt werden, da bekannte Bands ja auch relativ hohe Gagen verlangen und sich das alles natürlich rechnen muss. Ansonsten würden ja die Kosten für Stadt und Land (und in weiterer Folge für den Steuerzahler) explodieren.

Will WIKI das derzeitige (sub-)kulturelle Angebot, dem derVerein Ballhaus in der Vergangenheit eine wichtige Plattform gebotenhat, ebenfalls unterstützen und fortführen? Gerade im subkulturellenBereich läuft ja so gut wie alles über persönliche Beziehungen undinformelle Strukturen, die, wenn man sich die Schwerpunkte auf derWIKI-Homepage ansieht, nicht vorhanden zu sein scheinen.

Natürlichwollen wir, ebenso wie das Ballhaus, eine Plattform für(sub-)kulturelle Angebote darstellen und mit allen, falls das auch inderen Interesse ist, zusammen arbeiten. Wie gesagt, alles soll möglichsein, so lange es niemanden beleidigt, niemanden ausschließt und keine,wie auch immer gearteten, rechts- oder linksradikalen Inhaltetransportiert.

Natürlich läuft vieles über persönlicheBeziehungen und informelle Strukturen, deshalb wird es auch einenHallenleiter, einen Hallentechniker und Sozialpädagogen vor Ort geben,die diese Beziehungen entweder schon haben oder im laufenden Betriebaufbauen werden. Ich wüsste nicht, wie man das auf Grund einer Homepagefeststellen möchte, da ich auch bei Durchsicht der Homepages deranderen Bewerber solche nicht gefunden habe. Kärntner Bands wie Spoutoder Disastrous Murmus haben schon bei uns im Megapoint Klagenfurtgespielt, der Organisator des Open Minds-Festival ist in unserenReihen, beim “1. Grazer Graffiti-Contest” haben wir mit Neo, einem derbesten und bekanntesten Sprayer Österreichs zusammengearbeitet,Kontakte zum ((stereo)) und lokalen Veranstaltern bestehen bereitsviele, etc. pp. Viele andere haben bereits Interesse bekundet im K2[kwadra:t] zu spielen oder zu veranstalten.

Derartige Bedenken äußern ja sowohl potentielles Publikum als auch Künstler inzahlreichen, auf der Ballhaus-Homepage veröffentlichten,Protestschreiben – die Zielgruppe also. Sollte hier nicht auch denWünschen und Bedürfnissen dieser Zielgruppe mehr Gehör geschenkt werden?

Natürlichgeht es um die Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe. Ich habe jedoch,wie bereits erwähnt, von genau dieser, auch sehr positives Feedbackerhalten. Ich kann diese Proteste teilweise nachvollziehen, aberandererseits darf ja jeder gerne mit uns zusammen arbeiten. Manche diemit dem Status Quo zufrieden waren, waren natürlich verärgert, aber ichdenke, dass es auch von Vorteil sein kann, wenn etwas “frischer Wind”in die Kulturszene kommt und JEDER die Chance hat seine Ideenvorzubringen und diese dann vorurteilsfrei mit uns besprochen und wennirgendwie möglich auch umgesetzt werden.

Vielen Dank fürs Interview.

Sehr gerne!

Michael Masen