Sormeh präsentieren ihr Debüt

Musik, in der alle Grenzen und Gegensätze aufgehoben scheinen, genau eine solche versucht das Trio Sormeh zu verwirklichen. Auf dem im Herbst des vergangenen Jahres bei Lotus Records erschienenen Debüt-Album machten die beiden aus dem Iran stammenden Golnar Shahyar (Gabbeh, Choub) und Mona Matbou Riahi (Choub) und die im serbischen Novi Sad geborene und seit vielen Jahren in Wien lebende Jelena Popržan (Catch-Pop String-Strong), die drei Köpfe hinter diesem Projekt, auf eindrucksvolle Art vor, was wirklich Spannendes und Neues durch einen innovativen, aber immer respektvollen Umgang mit dem Traditionellen und vermeintlich Alten entstehen kann. Ausgehend von einer Jahrhunderte alten Form der jüdischen Musik begeben sich die drei Künstlerinnen in ihren Stücken auf eine ereignisreiche Reise, die sie durch die Epochen der Geschichte an die verschiedensten musikalischen Orte (Bulgarien, Armenien, Griechenland, Persien) führt.

Die Ingredienzen, auf die Golnar Shahyar (Stimme, Daf, Berimbao), Mona Matbou Riahi (Klarinette, Stimme) und Jelena Popržan (Viola, Stimme, Loops) zurückgreifen und die es in ihre ganz eigene, lyrisch bildhafte weltmusikalische Sprache übersetzen, reichen vom alten jüdischen Liedgut in Form von Chansons der levantinischen Sepharden und Cabaret-Songs über die Klangtraditionen des Balkans und des südosteuropäischen Raumes bis hin zu jenen des Orients. Immer wieder auch versetzt mit gelegentlichen Improvisationen und Klangexperimenten entstehen dieser Art Stücke, die, sehr facettenreich und vielschichtig in ihrer Note, ungewöhnlich viel Atmosphäre und Stimmung entwickeln.

Vielmehr als die drei Musikerinnen, die sich beim Oficina Art Orchestra unter Leitung Alegre Corrêas und bei Projekten Mathias Rüeggs kennengelernt haben, mit einem übertriebenen Einsatz der Mittel ans Ziel zu gelangen versuchen, gehen sie bewusst zurückhaltend an die Sache heran. Keine großen ausladenden pathetischen Gesten stehen im Mittelpunkt, sondern eine sehr filigrane, dezente und gefühlvolle Klangarbeit, die, eingebettet in eigenwilligen und abwechslungsreichen Arrangements, gediegen elegant, bittersüß melancholisch und manchmal auch geheimnisvoll anmutet. Was Sormeh auf ihrem Debüt abliefert haben, ist, in wenigen Worten zusammengefasst, ein wirklich schönes Hörerlebnis, eines, das vermutlich niemanden wirklich kalt lässt.
Michael Ternai

Die nächste Gelegenheit, Sormeh live zu erleben, gibt es am 27. Jänner im Wiener Porgy & Bess.