SOIA – „H.I.O.P.“

Dass SOIA gemeinsam mit ihrem Produzenten MEZ in Sachen Pop ihre ganz eigene Linie fährt, weiß man seit ihrem 2013er-Debüt „Mood Swings”. Man durfte aufgrund der damals erfolgreich abgelegten Talentprobe durchaus gespannt sein, was noch folgen wird. Die Antwort gibt nun „H.I.O.P“ (Record Breakin‘ Music), das am 21. Oktober 2016 erscheinende zweite Album. Und das mit einem wirklich dicken Ausrufezeichen.

Eines lässt sich nach dem Durchhören des neuen Albums von Soia auf jeden Fall sagen: Hier ist ein mächtiger Schritt nach vorne gemacht worden. Natürlich hatte die erste Platte auch ihre Qualitäten, aber das, was Soia und Mez auf „H.I.O.P“ („Hidden In Obvious Places“) zu Gehör bringen, ist schon recht nah an einem richtig großen Wurf. Die in Taiwan geborene und in Wien lebende Sängerin und der am Jazzklavier ausgebildete Produzent mit israelischen Wurzeln entwerfen auf ihrem zweiten Album nämlich einen Klang, der doch etwas deutlicher aus dem Rahmen des gewöhnlichen Pop fällt, einen, der unterschiedlichste Einflüsse in sich vereint und seinen Ausdruck in einem sehr detailreichen, nicht wirklich eindeutig kategorisierbaren und vor allem sehr kunstvoll ausgeschmückten Ganzen findet.

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Ein unverkennbar eigener Stil

In der Musik von Soia klingt Unterschiedlichstes durch: diverse jazzige und weltmusikalische Samples, fette, aber gleichzeitig auch sehr filigrane Hip-Hop-Beats, tieftönige und raumausfüllende Bässe, experimentelle elektronische Spielerein, weite und sanft umschmeichelnde loungeartige Sounds, leichte funkige Elemente und unerhört viel Soul, was vor allem der außergewöhnlichen Stimme der Sängerin geschuldet ist, die die Songs auf wirklich wunderbare Weise zu veredeln weiß. Die Kunst, die das Duo hörbar exzellent beherrscht, ist, diesem Viel an Verschiedenem eine unverkennbar eigenständige Sprache zu verleihen.

Eine spannende musikalische Entdeckungsreise

Cover "H.I.O.P."
Cover “H.I.O.P.”

„H.I.O.P.“ entwickelt sich zu einer faszinierenden und farbenreichen Entdeckungsreise durch die verschiedensten musikalischen Welten. Der das Album eröffnende Titeltrack offenbart sich als ein packend schönes Aufeinandertreffen von Melancholie und Eleganz im Gewand des elektronischen Pop mit Tiefgang. Im anschließenden Song „A Porcupine‘s Agenda“ zieht sich die Linie – eigentlich komplett entgegengesetzt – richtig lässig und unkonventionell durch den Hip-Hop der alten Schule. In „Habibi“ wenig später kippt die Stimmung dann plötzlich überhaupt ganz woanders hin, und zwar in eine orientalisch-geheimnisvolle Richtung. In dieser abwechslungsreichen Tonart geht es eigentlich über die gesamte Spielzeit.

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Soia und Mez liefern mit „H.I.O.P.“ ein mehr als nur ein interessantes Kontrastprogramm zum unzähligen Male Produzierten ab. Ihre Musik ist eine, die in die Tiefe geht, wirklich zu fesseln vermag und den Pop wirklich einmal von einer anderen Perspektive aus beleuchtet.

Präsentiert wird das Album am 18. November 2016 im Café Leopold in Wien.

Michael Ternai

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