SLEEP SLEEP – „CVRS 2“

Für Noise Appeal zählt er zu den überzeugendsten „Sound-Writern“ Österreichs: Pieter Gabriel hat sich nach „City of Last Things“ (2009) und „Gospel“ (2013) unter dem Künstlernamen SLEEP SLEEP dem Covern von Songs zugewandt: auf „CVRS“ (2013) folgt nun das zweite Coveralbum „CVRS II“ (Noise Appeal).

Eine Coverversion von „Just Kids“ der wien-basierten Sex Jams eröffnet das vier Tracks umfassende Mini-Album des Wieners: Die ersten Klänge erinnern mit ihren 80er Jahre-Beats, den Synths und dem verträumten Ambient-Sounds eher an The Knife („Heartbeats“) als an das aufs Wesentliche reduzierte Original, das mit Gitarre, Bass und Katie Trenks unprätentiösem Gesang ganz ohne Schlagzeug auskommt. Pieter Gabriels gedoppelte Stimme deckt in dieser eigenständigen Version Gitarre und Orgel sanft zu: poppiger, aufpolierter und hymnischer, kann sie aber ebenso mit einer Entspanntheit und Luftigkeit à la Kings of Convenience aufwarten: Das ist Frühstücksmusik für Samstage, ein Soundtrack fürs Aufräumen sonnendurchfluteter Zimmer.

Sanft, hallig, groß arrangiert mit Streichern, Synths und 90er Jahre-Hiphop-Beat tönt auch die nächste Nummer: eine Version von Damien Jurados „Rachel & Cali“. Wenn gegen Ende plötzlich fast gänzlich die Effekte aussetzen, die Grillen zirpen und die Stimme unverfälscht bleibt, dann kommt den letzten Zeilen des Songs eine ganz besondere Bedeutung zu: „Sometimes I wish you knew how I keep living for you / A friend is only a lover you’re not committed to“.

Weiter geht´s mit Bon Ivers „Heavenly Father“, das großräumig und ruhig daherkommt und eine Stimmung wie nach einem heißen Sommertag verbreitet. Die Grillen zirpen immer noch und der Nachthimmel geht auf, mit ihm der Weltraum. Wenn Beat (erinnert an Massive Attacks „Teardrop“), Gitarre und Synths einsetzen, läuft der verträumte Hochglanz-Strahl-Brunnen auf Hochtouren. Die wesentlichen Merkmale des Originals – Backing-Vocals, catchy Hooks – werden hier geschickt übernommen und von Pieter Gabriel – nicht nur durch seinen Gesang – mit seinem eigenständigen Zugang versehen. Dann ein unverhoffter Harmonietwist, der der Hörerin leicht den Magen ausheben kann, dazu kitschiges Country-Gitarren-Getöne: Da überhöht einer fast zynisch das „Himmlische“ des Songs von Bon Iver – bevor er es sich dann doch anders überlegt.

Sommerträume im Hochglanzformat

Die letzte Nummer, das Deerhunter-Cover „Agoraphobia“, setzt diesen Trend fort. Gemeinsam ergeben Stimmenteppich, Klavier und eine hintergründig gehaltene Pedal Steel-Gitarre eine leichtfüßige Gratwanderung zwischen schönem Dream Pop Ambient und Country Kitsch: Wenn der Flirt mit dem sanft polierten, sphärischen Pathos in Dur aufgeht, Glocken, Trompeten und Orgeln ertönen, dann löst sich die Grenze wohlgemut auf – und mündet dann doch in einen kometenhaften Loop-Effekt, der sich langsam und spiralenartig in die Weiten des Weltraums entfernt.

Bei SLEEP SLEEPs „CVRS II“ handelt es sich um Balladen im weitesten Sinne, die (meistens) stimmungsvoll und geschickt auf-, bzw. umgemotzt werden. Wer Kings of Convenience, Air und Bon Iver mag, dem könnte dieses Mini-Album gefallen. Da darf man sich dann auch vom Plattencover inspirieren lassen: Grelle Leuchtbuchstaben, ein Urlaubsauto am Strand, ein untergehender Mond laden zu Sommerträumen im Hochglanzformat.

Clara Schmidl

Foto SLEEP SLEEP: Clemens Schneider

 

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