SIMON FRICK – „Solo“

Der aus Vorarlberg stammende SIMON FRICK hat eigentlich noch nie einen Hehl daraus gemacht, dass er auch die heftigeren Klänge der Musik zu schätzen weiß. In seinen vielen Projekten in den unterschiedlichsten Genres – von Jazz bis hin zur Neuen Musik – unterwegs, hat der Geiger immer schon versucht, sich auch auf dem Parkett des Rock zu bewähren. Auf wirklich eindrucksvolle und mitreißende Art tut er dies nun auf seinem eben erschienenen Solo-Erstlingswerk.

Dass Simon Frick auf seinem Solo-Debüt die etwas härtere Musikschiene fährt, überrascht – blickt man unter anderem auf sein Bandprojekt DEED – im ersten Moment eigentlich nicht wirklich. Der Geiger ist seit jeher ein bekennender Liebhaber des Metal und so kann man sein Album auch als eine Art Erfüllung eines lang gehegten Traumes ansehen. Wiewohl man aber dann doch auch dazu sagen muss, dass der Vorarlberger, der für sein enormes musikalisches Spektrum bekannt ist, hier jetzt kein einfach nur mit einer verzerrten Geige eingespieltes klassisches Heavy-Album abgeliefert hat. Nein, davon ist er meilenweit entfernt.

Von richtig heftig bis wunderbar lyrisch

Grob gezeichnet, zieht Simon Frick, der auf der Platte zwischen Eigenkompositionen und Coverversionen (u. a. des Nirvana-Klassikers „Smells Like Teen Spirit“) hin und her wechselt, seine musikalische Linie von den harten und energetischen Formen des Rock – mit Stationen in diversen anderen Stilen (Gypsy-Musik, ein wenig Jazz) – hin zur lyrischen Kammermusik. Sprich, es wird zum Teil schon ordentlich laut, wie es auch sehr ruhig und sanft zugehen kann. Auf jeden Fall lässt der „Teufelsgeiger“ einen recht ungewöhnlichen musikalische Mix entstehen, der zwar – denkt man an eine Band wie Apocalyptica – nicht gänzlich unbekannt ist, aber dennoch immer wieder mit einer anderen klanglichen Akzentuierung aufwartet.

Auf der einen Seite setzt der in Wien lebende Vorarlberger auf richtig mächtige und für den Metal so typische tonnenschwere Stakkato-Riffs, heftige Lärmeskapaden, Highspeed-Passagen und virtuos gespielte Solis, die einem jeden Gitarrengott des Heavy Metal gerecht werden („In The Name Of God“, „ATWA“). Dieser dichten Soundwand stellt er als Kontrapunkt deutlich ruhigere, melodiebetonte und sphärische Passagen („Internal Bleeding“, „Dazed“) entgegen, die sich in den meisten Fällen über detailverliebt ausgearbeitete und verträumte Spannungsbögen aufbauen und unglaublich viel Atmosphäre entwickeln. Auch eigenwilligen und wechselhaften Klangexperimenten zeigt sich der Geiger keinesfalls abgeneigt, wie unter anderem die Nummern „Don‘t Damn Me“ und „Human“ zeigen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Simon Frick ein wirklich starkes Album gelungen ist, eines, das sich dem Rock der harten Prägung einmal aus einer anderen Richtung annähert und wegen der überaus ideenreichen musikalischen Umsetzung sein Pulver erfreulicherweise auch nach vielen Durchläufen noch nicht verschossen hat.

Michael Ternai
Simon Frick solo live:
28.01. Prückel, Wien

http://www.simonfrick.com/