„SELBST ZU SPIELEN IST FÜR MICH EIN BONUS, EINE RIESENFREUDE.“ – OTHMAR LOSCHY im mica-Interview

Der Musikarbeiter OTHMAR LOSCHY ist Booker, DJ und selbst Musiker. Im Interview mit Jürgen Plank erzählt LOSCHY, was er macht, wenn er gerade nicht mit seiner eigenen Band SCHNEIDA aktiv ist: Er organisiert etwa eine Tour für andere Musikerinnen und Musiker – zurzeit ist er mit dem kanadischen Singer-Songwriter Freeman Dre in Österreich und Deutschland unterwegs. Ein Gespräch über musikalische Highlights im Booking der letzten Jahrzehnte, LOSCHYs eigenen Plattenladen in den 1990er-Jahren und die Frage, wie seine Musikarbeit begonnen hat.

Womit bist du als Musikarbeiter gerade beschäftigt?

Othmar Loschy: Ich bin gerade hauptsächlich mit der Tour von Freeman Dre beschäftigt, meinem lieben Freund aus Toronto, der gerade in Europa ist, und wir werden zweieinhalb Wochen unterwegs in Österreich und in Deutschland sein. Und von Mai bis September 2022 mache ich im Museum Gugging Konzerte, da gibt es noch bis September an jeweils einem Wochenende im Monat Konzerte, am Samstagabend und am Sonntagnachmittag.

Worauf achtest du, wenn du eine Tour mit einem Musiker wie Freeman Dre zusammenstellst?

Othmar Loschy: Ich schaue darauf, dass die Locations passen, wir haben ja vor vier Jahren die erste Tour miteinander gemacht. Dort, wo es super gepasst hat, habe ich versucht, wieder ein Konzert auszumachen. Der Beginn war in der Weinbar Gemischter Satz im 19. Bezirk, das war vor vier Jahren eines der schönsten Konzerte, fix war für heuer das Abschlusskonzert in Gugging. Dieses Mal spielen wir auch in München. In Hamburg war es vor vier Jahren so super, dass sie uns dieses Mal gleich für zwei Abende gebucht haben.

Othmar Loschy und Dre Freeman
Othmar Loschy und Freeman Dre (c) Jürgen Plank

Booking und Tour-Promo

Du bookst ja immer wieder Bands oder Einzelmusiker, die nicht weltberühmt sind. Welche Herausforderungen ergeben sich dadurch?

Othmar Loschy: Ich mache das ja nun schon seit Jahrzehnten und über die Jahre habe ich einen Bekanntenkreis und Interessent*innenkreis aufgebaut. Alleine mit meinem E-Mail-Verteiler erreiche ich rund Zweitausend Leute und viele davon waren zumindest auf einem Konzert. Man muss halt im Kleinen arbeiten. Soziale Medien wie facebook, sosehr man sie auch verdammen kann, sind zum Benachrichtigen von Leuten praktisch. Man stellt den Termin in eine Gruppe und sofort haben zum Beispiel dreihundert Leute die Nachricht, dass das Konzert passiert.

Immer wieder tourst du mit deinen Musikerinnen und Musikern mit, auch Freeman Dre begleitest du an der Mundharmonika live auf der Bühne. Wie ist das für dich?

Othmar Loschy: Das macht für mich sehr viel aus, weil ich erst sehr spät begonnen habe, live zu spielen. Für mich ist es eine große Freude, selbst zu spielen – wenn es passt, soll es sein. Wenn es nicht ist, ist das aber auch in Ordnung. Für mich ist selbst zu spielen nicht das Wichtigste, sondern eine Tour so zu organisieren, bei der alles funktioniert: die Konzerte und die Gagen ausmachen, die Bahnreisen, die Busreisen, die Hotelzimmer buchen. Selbst zu spielen ist für mich ein Bonus, eine Riesenfreude.

Dieses Video auf YouTube ansehen.
Hinweis: Mit dem Abspielen des Videos laden sich sämtliche Cookies von YouTube.

Du bist auch DJ und hast dich als Booker und als DJ in Richtung Americana spezialisiert. Warum diese Richtung?

Othmar Loschy: Ich mag ganz verschiedene Musik, von Jazz bis Blues. Im Blues gibt es eh ganz viele Veranstalterinnen und Veranstalter, aber gerade zum Bereich Americana, Alternative Country gibt es in Österreich nicht so viele Veranstalterinnen und Veranstalter. Vor einigen Jahren hat sich die Möglichkeit ergeben, großartige Songwriter*innen nach Österreich zu holen, die vorher noch nie hier waren. Zum Beispiel David Olney, der leider vor rund zwei Jahren während eines Konzertes auf der Bühne verstorben ist. Dale Watson aus der Country-Ecke und unzählige Songwriter*innen. Das ist einfach meine Lieblingsmusik und ich konzentriere mich auch beim Auflegen in Richtung Americana.

„Immer wieder etwas Neues zu bringen, macht einfach Freude.“

Du hast mehrere Americana-Festivals in Wien organisiert, unter anderem im WUK. Ist es so, dass du über die Konzerte und auch als DJ den Menschen Musik näherbringen willst, die sie nicht kennen? Treibt dich das an?

Othmar Loschy: Ja, das ist definitiv so. Die Musik, die mir gefällt, möchte ich auch anderen Menschen näherbringen. Das gelingt manchmal super, manchmal weniger. Durch diesen Weg habe ich Musikerinnen und Musiker und überhaupt Leute kennen gelernt, die ich sonst nicht kennen würde. Immer wieder etwas Neues zu bringen, macht einfach Freude.

Apropos Neues: Du machst aktuell eine Art Radio-Format, was ist das und wie läuft das ab?

Othmar Loschy: Ich nenne das Format „Radio“, es läuft aber auf keinem Sender. Nicht mal im Internet, was zwar viele vermuten. Ich setze mich als DJ hin und lege auf, immer zu einem bestimmten Thema, etwa Bob Dylan oder Musik aus Kanada. Selten gehörte Sachen, oft Gehörtes und dazwischen erzähle ich etwas, früher haben die DJs ihre Lieder angesagt und im Radio war das früher auch so. Ich erzähle über die Musik und habe manchmal Live-Gäste dabei.

Du bist in St. Andrä-Wördern aktiv, im so genannten Dorfplatz. Was ist das und was machst du dort?

Othmar Loschy: In St. Andrä-Wördern gibt es ein Zentrum, es ist kein Kulturzentrum, weil das Kulturangebot nur ein kleiner Teil davon ist. Das ist ein ehemaliger Pferdehof und dort befindet sich heute eine Radreparaturwerkstatt, eine Zahnärztin, ein Rechtsanwalt sowie Kunsthandwerker, Büros und ein Lokal, das die Menschen wunderbar bekocht. Der Verein Dorfplatz macht aber auch Veranstaltungen in diesem Zentrum, Lesungen, Konzerte, ein Sommerfest und wir machen auch einen Flohmarkt. Ich bin dort bei der Veranstaltungsorganisation dabei.

„Ein Highlight war es, in Wien ein Konzert mit Kinky Friedman zu veranstalten.“

Wenn ich mich richtig erinnere, hast du früher die Oyster Band nach Wien geholt. War das ein Highlight für dich als Booker?

Othmar Loschy: Das war ein absolutes Highlight, die habe ich fünf oder sechs Mal in Wien veranstaltet. Das erste Mal im Jahr 1992 oder 1993, ich habe damals einen Plattenladen in Wien gehabt. Den Laden habe ich im Jahr 1990 eröffnet. Damals habe ich begonnen, Konzerte zu veranstalten, um den Plattenladen zu promoten. Ich habe mit Irish Folk und keltischer Musik begonnen, das hat sich dann immer mehr ausgedehnt in Richtung Americana und Country. Den Folkladen hatte ich immerhin für dreizehn Jahre und die Grundidee war: Ich mache die Konzerte, um mehr Platten der Künstlerinnen und Künstlern im eigenen Laden zu verkaufen. Das hat auch super funktioniert. Dadurch konnte ich viele tolle Musikerinnen und Musiker nach Österreich holen, die Oyster Band war ein Highlight. Oder Eric Taylor, der leider vor zwei Jahren verstorben ist. Ein Highlight war in Wien ein Konzert mit Kinky Friedman zu veranstalten.

Kinky Friedman und Ostbahn-Kurti

Wie kam das zustande?

Othmar Loschy: Ein Freund von mir aus Graz, Joachim Steinacher, hat ihn erstmals in den 1990er-Jahren in Wien veranstaltet. Damals gemeinsam mit Ostbahn-Kurti und Günter Brödl, das war ganz großartig. Vor rund zehn Jahren habe ich dann ein Konzert für Kinky in Wien organisiert und das war schon besonders, weil er ein ganz besonderer Typ ist. Er ist ja sogar mal in Texas zur Wahl angetreten und hat immerhin 600.000 Stimmen bekommen, mit Zielen wie: Marihuana legalisieren, Homosexuellen-Ehen erlauben, Waffen verbieten. Dinge, mit denen man in Texas normalerweise wenig reißt.

Stimmt es, dass auch ehemalige US-Präsidenten Fans von Kinky sind?

Othmar Loschy: Ja, Bill Clinton und sogar Georg W. Bush. Mit Clinton war er befreundet. Auch Obama war ein Fan.

„Es war ein unglaublicher Schock, dass Willi so plötzlich verstorben ist“

Du hast seit einigen Jahren eine eigene Band, Schneida, was macht ihr?

Othmar Loschy: Mit meiner Band Schneida machen wir eigene Lieder im Dialekt: zwei Gitarren und eine Mundharmonika, das bin ich. Und jetzt fangen wir gerade wieder an zu proben, um vielleicht im Herbst wieder ein Album herauszubringen.

Du hast auch Ostbahn-Kurti und Günter Brödl gekannt.

Othmar Loschy: Im Alter von vierzehn Jahren habe ich zum ersten Mal Die Schmetterlinge gesehen. Ich war beim allerersten Ostbahn-Kurti-Konzert dabei, das tatsächlich stattgefunden hat, und habe danach etwa hundert Konzerte von ihm gesehen. Ich habe ihn und Günter Brödl persönlich kennengelernt. Brödl hat mir extrem viel Americana-Musik empfohlen und nahegebracht. Und Willi war einfach in jeder Formation, in der er gespielt hat, unglaublich toll. Es war ein großer Schock, dass Willi so plötzlich verstorben ist.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Jürgen Plank

++++

Termine:

Freitag, 08. Juli 2022, 20:00 Uhr
Freeman Dre, mit Herald K; Musik Star,
Norderstedt, Marktplatz 11

Donnerstag, 14. Juli 2022, ab 18 Uhr
Othmars Live-Radio
Dorfplatz, St. Andrä-Wördern, Josef Karner Platz 1

Sonntag 17. Juli 2022, 13:30 Uhr
Freeman Dre, Inga Lynch
Art Brut Center Maria Gugging

Samstag, 13. August 2022, 19:30 Uhr
Veronica Sbergia & Max De Bernardi (IT)
Art Brut Center Maria Gugging

Samstag, 17. September 2022, 19:30 Uhr
Harlequins Glance (A)
Maria Gugging

++++

Links:
Othmar Loschy (Facebook)
Dorfplatz
Museum Gugging