Schmieds Puls – Play Dead

SCHMIEDS PULS ist ein feinfühliges Trio bestehend aus Walter Singer am Kontrabass, Christian Grobauer am Schlagzeug und Sängerin Mira Lu Kovacs an der Akustikgitarre. Kovacs Stimme ist das Herzstück des Ensembles, denn mit ihrer Technik erinnert sie ein wenig an Feist oder Joni Mitchell. Das Talent von SCHMIEDS PULS lässt sich besonders am Debütalbum „Play Dead“ abmessen. Die sparsam, aber präzise instrumentierten Songs leben von der emotionalen Wendigkeit und Stärke der Vocals und der Lyrics. Die elf Lieder sind gespickt mit ehrlichen Texten über Liebe und Selbsterfahrung. Dabei bleibt aber auch der Humor nicht auf der Strecke. Bei genauem Hinhören lassen sich pointierte Metaphern wie „I am a spider, spinnin‘ a cobweb of truth“ finden.

Musikalisch bewegt sich Schmieds Puls zwischen Jazz und Folk mit pop-igem Einschlag. Frech könnte man behaupten, dass es Musik für Erwachsene ist, denn wer nach eingängigen und nachsingbaren Melodien sucht, wird hier nicht fündig. Dies heißt wiederum nicht, dass die Songs nicht catchy sind, doch leben sie eher von Details, als von großangelegten Arrangements. Die Akustikgitarre gibt die Melodie vor und führt emotional durch den Track. Dabei klingt sie immer anders, denn Kovacs beherrscht die klassische Zupftechnik meisterhaft. Mal lässt sie die Klänge allein im Raum stehen, mal unterstützt sie ihren Gesang damit. In beiden Fällen hat man das Gefühl, dass die Gitarre die Verlängerung ihrer Stimme ist.

Auf „Play Dead“ kann man die verschiedensten Seiten ihres wandelbaren Organs hören. Auf „Spider“ und „The Fear of Considering Eternity“ klingt sie wie eine junge Joni Mitchell, aber wärmer und mit weniger Bitterkeit in den Untertönen. Die Vocals auf „Silently Agree“ und „How Come“ ähneln stark der großartigen Nina Miranda, Sängerin von Smoke City. Interessant ist, dass beide Songs einen eher negativen Unterton haben. Vor allem „How Come“ kann durchaus als bedrohlich und gleichzeitig faszinierend beschrieben werden. Dies liegt an dem Zusammenklang der harfengleich gezupften Gitarre, dem scheppernden Becken und dem desorientierten Kontrabass. Das Bild einer dunklen, unruhigen See kommt in den Sinn.

Im Gegensatz dazu klingt „Prague“ wie nachmittäglicher Spaziergang am Strand. Sanft und nachdenklich sind die Untertöne der jazzigen Melodie. „Itchy & Scratchy“ ist da nicht ganz unähnlich, nur ein wenig schneller und grooviger. Die Lyrics singt Kovacs besonders schnell und zackig, ohne dabei auf einen rapiden Tempowechsel der Songstruktur zu verzichten. Ein höheres Tempo hat auch die Vocalmelodie von „Silently Agree“, wobei da die Instrumentierung fast schon als rockig bezeichnet werden könnte.

Besonders hervorgehoben werden muss der Opener „Play Dead“. Der Song fasst das ganze Album perfekt zusammen. Vom Wechsel der Gitarrentechnik, über eigenwillige Vocals bis hin zu einer Melodie, die ins Ohr geht, ist alles vorhanden. Das gesamte Album ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was dabei herauskommt, wenn Kreativität in dieselbe Richtung fließt und am selben Strang zieht. Trotz der kleinen Experimente und verschiedenen Stimmungen ist eine starke Harmonie zu spüren, die auf baldige Projekte hoffen lässt.

Anne-Marie Darok

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