Salzburg Biennale: Das letzte Wochenende mit Klaus Huber und arabischer Musik

Die Salzburg-Biennale (“Wahlverwandtschaften) endete vergangenes Wochenende mit gewohnt großem Zuspruch des Publikums und mit der Verleihung des Kompositionspreises des Landes Salzburg (“Musikpreis Salzburg 2009”) an Klaus Huber und an den Förderungspreisträger Franck Christoph Yeznikian. Diesen mittlerweile renommierten Preis hatte zuletzt bereits Salvatore Sciarrino erhalten. Und: Die Salzburg Biennale wird weiterleben. Das haben Land und Stadt Salzburg (Heinz Schaden) bereits garantiert. Die Organisatoren Hans Landesmann und Wolfgang Laubichler bitte vor den Vorhang! Salzburg und Österreich haben ein neues Festival mit Neuer Musik.   
Der Komponist Klaus Huber – Streichquintett Ecce homines und v. a. Die Seele muss vom Reittier steigen .  für Violoncello, Baryton, Kontratenor und 2 Orchestergruppen – sowie hervorragende Musiker (das tolle Symphonieorchester der Universität Mozarteum (!), OENM + stadler quartett, das arabische Ensemble Al Kindi mit Musikern an Oud, Ney, Riqq und ottomanischem Tamburin, nicht zuletzt der Sänger Omar Sarmini sowie Julian Weiss am Qanun) sorgten für Highlights am vierten und letzten Wochenende im Großen Studio der Uni und im Solitär.

Auch der aus Ägypten stammende und einst am Mozarteum ausgebildete Komponist Amr Okba (“Charon – pluto I” für 76 Soloinstrumente) darf nicht vergessen werden, genauso nicht das an ihn vergebene Auftragswerk der Salzburg Biennale 2008/09 für Ensemble und arabische Instrumente “For the sake of Allah! I deserve nothing less than glory”, das ein düsteres Klangbild von kulturellen Missverständnissen, Vorurteilen und Abgrenzung malt. Sein Stück nähert sich dennoch einer Vision – einem Ort, dem das frühe Andalusien Vorbild sein könnte, wo Christen, Juden und Muslime friedlich zusammenlebten, wo es die schöne Tochter eines Kalifen geben konnte, die ohne Kopftuch durch die Straßen ging und auf Anfeindungen ihres freizügigen Liebeslebens kess antwortete: “I deserve nothing than . zu deutsch: Ich lass mir nichts gefallen” – zu Recht sagen das heute auch manchmal Mitarbeiter des mica .)

Alles in allem: Das war vier Wochenenden lang ein Bekenntnis der Salzburger zur Neuen Musik. Die Bilanz für 2009: Zu den 27 Konzerten kamen rund 7800 Hörer, das bedeutete eine Auslastung von an die 80 Prozent. Neun Konzerte waren ausverkauft – und es dauerte manchmal bis in die Nachtstunden hinein. Das Budget der Biennale betrug 1,06 Mill. Euro. Die Kartenerlöse erreichten 65.200 Euro. Mit der Biennale, mit seinem OENM, dem Mozarteum Orchester und dem (studentischen) Symphonieorchester des Mozarteums hat sich Salzburg als Wien und Graz ebenbürtiger Ort für Neue Musik profiliert.

Damit die Neue Msuik hier weiterhin den Ton angeben kann, wird das Festival 2011 zum zweiten Mal stattfinden. Das gaben die Hauptgeldgeber – Heinz Schaden als Bürgermeister, David Brenner als stv. Landeshauptmann und auch Inga Horny von der Altstadt Marketing GmbH. – mit der Versicherung bekannt, das Festival auch weiterhin zu finanzieren. Hans Landesmann, der künstlerische Leiter, erklärte, er werde auch 2011 wieder an Bord sein (hr).

 

Im Folgenden das stolze Abschluss-Kommuniqué der Veranstalter  im vollen Wortlaut:

ABSCHLUSS KOMMUNIQUÉ

Zu einem großen Erfolg entwickelte sich die erste Salzburg Biennale, die Sonntag nach vier spannenden Wochenenden zu Ende ging.

Salzburgs neues Festival für Neue Musik hatte sich vorgenommen “über Salzburg hinaus zu strahlen und dem Image Salzburgs als Musikstadt eine neue Facette zu verleihen”, so der Präsident des Vorstandes, Reinhart von Gutzeit. Dies gelang mit dem Konzept des Mentors der Salzburg Biennale, Hans Landesmann, stilbildende zeitgenössische Komponisten mit ihren künstlerischen Wahlverwandtschaften einzuladen, vom ersten Konzert an. “Beat Furrer und Flamenco, Steve Reich und Gamelan Musik, Toshio Hosokawa und Musik aus Japan, Klaus Huber und Arabische Musik, sie alle fanden ein großes offenes und begeisterungsfähiges Publikum” zeigt sich Salzburg Biennale Geschäftsführer Wolfgang Laubichler zufrieden mit der Auslastung des neuen Festivals. In die insgesamt 27 Konzerte kamen 7.800 Zuhörer, das sind 290 Besucher pro Konzert. Immerhin neun Konzerte waren ausverkauft. Die Gesamtauslastung betrug 78%.

Unter anderem spielten das oenm. oesterreichisches ensemble für neue musik, das Mozarteum Orchester Salzburg, das Symphonieorchester der Universität Mozarteum und das Ensemble Contrechamps unter der Leitung von Beat Furrer, Johannes Kalitzke, Toshio Hosokawa, Dennis Russell Davies, Jorge Rotter und Arturo Tamayo, weiters das stadler quartett und das Diotima Quartett, die Ensembles “vocal arts” (Stuttgart), Ictus, Synergy Vocals, Al Kindi, Taruna Mekar aus Bali und Yusei aus Japan.

Das dritte Wochenende mit Toshio Hosokawa wurde von der Salzburg Biennale gemeinsam mit dem Festival ,Dialoge’ der Stiftung Mozarteum veranstaltet und koproduziert. “Wir haben uns über diese Zusammenarbeit zwischen Biennale und der Stiftung sehr gefreut”, so der künstlerische Leiter Stephan Pauly. Die Stiftung Mozarteum hatte zusätzlich zur Koproduktion des Japan-Blockes auch den Kartenverkauf für die gesamte Biennale übernommen. Ausgewählte Konzerte des Festivals wurden vom ORF und von NEOS mitgeschnitten und werden im Sommer 2009 beim Label NEOS in einer Edition “Salzburg Biennale” erscheinen.

Zum Gesamtbudget der Salzburg Biennale in der Höhe von ? 1.060.000 trugen Stadt und Land Salzburg, der Tourismusverband Salzburger Altstadt, das BMUKK sowie private Sponsoren und Förderer bei. Als Hauptsponsor konnte die Vontobel Bank gewonnen werden.Überaus großes Interesse verzeichnete die Ausstellung “Fuentes – Außereuropäische Einflüsse auf zeitgenössische Künstler” in der Galerie Thaddeus Ropac Salzburg. Ab 2. April wird “Fuentes” in der Galerie Thaddeus Ropac in Paris zu sehen sein.

Auch die im Foyer der Universität Mozarteum gezeigte Ausstellung der IG Komponisten / IGNM Salzburg über “Neue Musik in Salzburg von 1922 bis 2009” mit ihren Klangaktionen zog ein zahlreiches und sehr interessiertes Publikum an.
Der “Interkulturelle Dialog in Bildern”, eine während der Salzburg Biennale im Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO laufende thematische Filmreihe, wurde besonders bei den Sonntagsmatineen von einem Insider-Publikum geschätzt.
Ein weiterer erfolgreicher Aspekt der Salzburg Biennale waren die Jugendprojekte. An allen vier Wochenenden wurden Ergebnisse von themenbezogenen Workshops in Tanzaufführungen, Klangszenen und in einer Ausstellung präsentiert.
Journalisten aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, Spanien, Italien, Japan, England und den USA berichteten über die Salzburg Biennale. TV- und Hörfunkberichte wurden im ORF, Salzburg-TV, Bayerischen Rundfunk, Norddeutschen Rundfunk, auf Deutsche Welle und im Salzburger Privatradio Arabella gesendet. Akkreditiert waren 37 Journalisten und 6 Fotographen.

Im Rahmen des Abschlusskonzertes der ersten Salzburg Biennale mit dem Mozarteum Orchester Salzburg und dem oenm unter Arturo Tamayo, mit Frank Stadler und Nicolas Hodges als Solisten, am 29. März im Großen Saal des Mozarteums, überreichte Kulturreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. David Brenner den mit ? 100.000 dotierten Kompositionspreis des Landes Salzburg “Musikpreis Salzburg 2009” an Klaus Huber und an den Förderungspreisträger Franck Christoph Yeznikian.

Fotos: Hans-Peter Rosenlechner