Junges Alter erscheint weder als relevantes Argument für Rezipierende, noch als schmeichelndes Attribut für jeden jungen ernst zu nehmenden Künstler. Wunderkind gilt als verstaubter Begriff, der schon Mozart schmückte. Die Idee eines Genies ist Erbe des 18. Jhdts. und wenn auch als Begriff nicht unproblematisch, so doch auf jene, die mit der Norm brechen, anwendbar. salute, Alter irrelevant, darf man diese Eigenschaft andichten.
Lionheart eröffnet seine Debüt EP und gibt ihr den Namen. Schwere schneidende Baselines werden von kindlich hohen Vocals umgarnt, deren ungepitchte Version ihnen Call & Response artig die Getriebenheit nimmt. Komplexität tut der Leichtlebigkeit keinen Abbruch und führt in die zweite Nummer, die ebenso uplifting wie treibend ihre rhythmisch versetzen Kreise dreht. Tipping Point wirkt im Kontrast zu den beiden ersten Tracks beruhigend, leicht und erinnert an eine Mischung aus loopbasierter HipHop- und gesangzentrierter Popnummer. Noch selten war in so langsamenTracks, eine derartig stärkende Mischung aus Tanzbarkeit und Fröhlichkeit enthalten. Den Arbeitsprozess beschreibt er selbst als spontan und ungeplant. Die unkonventionelle Herangehensweise dürfte ein Grund mehr für den eigenständigen Stil des Outputs sein.
Über Soundcloud stößt man auf weitere Produktionen des geborenen Wieners, der die Fäden des World Wide Web in den Händen und mit der eigenen Person hinterm Berg hält. Auf die Anfrage nach Pressematerial, reagiert er professionell und schnell. Nur die Pressefotos scheinen ihm nicht ganz so wichtig zu sein. Geht es doch um die Musik, die auf Soundcloud von unzähligen Kommentaren gesäumt wird. Fast 6000 Follower sind begeistert von den ungemein musikalischen und ausgereiften Klängen, die seine Page füllen. Der Remix für den britischen Shootingstar Sam Smith verstärkt die Aufmerksamkeit und bestätigt die kompositorischen Fähigkeiten salutes. Spielerisch gelingt es durch Arrangement, Streicher und Beats die Nummer mit Emotionen anzureichern, die dem Original fehlen.
Hat man in Wien vor einigen Jahr noch neidisch dem kleinen Graz beim Aufbau einer Elektronik Szene zugesehen, baut die Hauptstadt nun auf offensichtlich stabileren Säulen. Während in Graz die räumlichen Fassaden bröckeln, entsteht in Wien eine Szene, die unabhängig vom Vorhandensein von Veranstaltungsorten, komponiert, produziert und sich international vernetzt. salute ist eine dieser Triebfedern der Wiener Szene und wirkt als Vorbild für junge, motivierte und interessierte Musikschaffende. Selbstbewusst schafft er seinen eigenen Sound, versagt der Anpassung am breitgetretenen Deephouse und bezeichnet seine Musik fernab von genügsamen, geraden 4/4 Takten als tanzbar, weil sie es ist.
salute startet international und auch wenn österreichische Meinungsmacher ihm einen guten Boden für heimischen Erfolg bereiten, weiß er als digital native wohl selbst, dass ihm Tür und Tor zu den Möglichkeiten einer weltweiten Vernetzung offen stehen. Das Feedback von Seiten internationaler Blocks geben ihm schon jetzt recht. Man darf sich auf jeden weiteren Release freuen und, ja, vielleicht sogar auf ein Album gespannt sein. In jedem Fall ist mit authentischen Werken zu rechnen, die einem so schnell nicht aus dem Kopf gehen.
Artwork by Alice Dufay
Lucia Laggner