Ein überaus facettenreiches, vielschichtiges und vor allem starkes Stück Musik ist es geworden, das im April dieses Jahres erschienene Erstlingswerk „Exhale“ (Monoscope) von Sängerin Tania Saedi. Die Wienerin mit persischen Wurzeln liefert elf, durch die Bank bärenstarke, durchdacht arrangierte und ungemein stimmungsvolle Songs ab, die, vom Sofa Surfer und Soundspezialisten Markus Kienzl in ein wunderbares klangliches Gewand gehüllt, auf eine höchst spannende Art und Weise durch die unterschiedlichsten Formen elektronischer Musik führen.
Gut Ding braucht Weile. Und Zeit hat sich Tania Saedi für ihr Debütalbum in der Tat genommen. Die insgesamt elf Songs, die es letztendlich auf das Album geschafft haben, sind das Ergebnis eines viele Jahre andauernden kreativen Prozesses, in welchem von der Sängerin, Musikerin und Komponistin in Zusammenarbeit mit Markus Kienzl in akribischer Kleinstarbeit am perfekten Sound gefeilt worden ist. Die Mühe hat sich, wie sich nun zeigt, auf jeden Fall ausgezahlt, schallen die Songs im Gesamten doch ungemein facettenreich aus den Boxen. Irgendwelche Ausfälle oder Lückenfüller gibt es auf „Exhale“ keine. Jeder der einzelnen Tracks steht alleine als kleines Kunstwerk für sich, was schon alleine von der sehr weiten musikalischen Ausrichtung der einzelnen Songs herrührt. So spannt sich der stilistische Bogen von höchst eigenwilligen, sehr basslastigen Trip Hop-Interpretationen über spannende Elektropop-Entwürfe und Dub-Variationen bis hin zu sehr gelungenen Technoversuchen.
Saedi – The Boat Song by mica
Für das gewisse Etwas aber sorgt die ungemein selbstbewusst agierende Tania Saedi hinter dem Mikrofon. Gesanglich stellt die charismatische Wienerin nämlich mehr als eindrucksvoll unter Beweis, dass sie sich auf nahezu jedem musikalischen Terrain meisterhaft zu bewegen weiß. Mal gibt sie sich, wie im Opener „Someone I`m not“, ganz wie eine große Diva von einer dunklen, ja fast schon bedrohlich wirkenden Seite, mal zeigt sie sich fast schon keck und verführerisch wie in der Nummer „Beauty“, dann wieder zerbrechlich und verträumt wie in den wunderbaren ruhigen und stilvollen Balladen wie „The Boat Song“, „Who can be real“ und „Heal“, um im nächsten Moment im Song „a.#10“ die Kurve hin zur Pop-Göre zu vollziehen.
Insgesamt kann man sagen, dass Tania Saedi mit „Exhale“ auf Anhieb ein wirklich großer Wurf gelungen ist. Es ist ein wunderbares Album geworden, das auch nach mehreren Durchläufen nichts an seinem Reiz verliert. Wer sich also für anspruchsvollen, tiefsinnigen und emotionalen Elektropop begeistern kann, sollte das Erstlingswerk auf jeden Fall einer intensiven Hörprobe unterziehen. Eines scheint sicher, von dieser Künstlerin wird man in Zukunft noch sicher einiges zu hören bekommen.(mt)