“Please don´t feed the Model”, so der Titel des am Anfang des Jahres erschienenen neuen Albums des Trios Rom/Schaerer/Eberle, ist eine faszinierende und ungemein erfrischende Version des modernen Jazz der etwas anderen Art geworden. Mit Stimme, Gitarre und Trompete das bekannte Jazztrioformat einer bislang nicht gehörten klanglichen Ebene zuführend, betreiben Peter Rom, Andreas Schaerer und Martin Eberle auf ganz wunderbare Weise die vollkommene Loslösung von allem Klassischen und Traditionellen. In einer Zeit, in welcher aufgrund der Fülle an Veröffentlichungen und Maße an Konzerten die Sprache des Jazz sich immer mehr zu einer einheitlichen zu werden droht, entsagen sich die drei jungen Musiker jeglichen Konformismus und wandeln von allen Scheuklappen befreit und mit einer fast schon unvergleichbaren Offenheit so ziemlich allen Spielformen gegenüber auf einem Pfad, an dessen Ende eine Klangsprache steht, die an Facetten und Nuancen wohl kaum vielschichtiger und bunter sein kann. Aktuell ist das Trio auf einer ausgedehnten Konzertreise durch die deutschsprachigen Lande unterwegs. Unter anderem wird Rom/Schaerer/Eberle die Ehre zuteil, im Vorprogramm von Jazzlegende Bobby Mc Ferrin beim Cully Festival in der Schweiz zu spielen. Das nächste Mal in Österreich Station macht der Dreier am 12. April im Jazzcafe Bird in Wien.
Was die drei Musiker in ihren Stücken fabrizieren, ist mitunter eine der wohl spannendsten Interpretationen des modernen Jazz, die man aktuell zu hören bekommt. Wiewohl schon alleine die Zuschreibung zur Spielform Jazz in diesem Fall eine viel zu eng gefasste ist. Denn Andreas Schaerer (Voice, Human Beats), Martin Eberle (Trompete, Flügelhorn) und Peter Rom (Gitarre) offenbaren sich in ihrem Tun als echte Freigeister, die sich jeglichem Schubladendenken entziehen und die Verwirklichung einer ganz eigenen Klangsprache suchen. Durch den Bruch mit wohl allen Konventionen des Jazz erschafft das Dreiergespann Stücke, die sich vor allem durch eines auszeichnen, nämlich durch eine immense stilistische Vielfalt. So spannt sich der fast grenzenlos erscheinende Bogen der musikalischen Einflüsse vom Jazz in all seinen Facetten, über Elemente aus dem HipHop, Beatboxing und Pop bis hin zu den verschiedensten weltmusikalischen Spielarten.
Faszinierend sind besonders diese hörbare Leichtigkeit und der immense Spielwitz, mit denen Schaerer, Eberle und Rom zu Werke gehen. Obwohl die zwischen organisiertem Lärm und wunderbaren, fast schon balladesken Melodielinien hin und her pendelnde Musik vom instrumentalen und kompositorischen Blickpunkt komplexer Natur ist, gelingt es dem furios spielenden Dreiergespann dieser alle Kopflastigkeit zu nehmen. Die ungemein stimmungsvollen Stücke fließen, grooven manchmal ordentlich und strotzen vom ersten bis zum letzten Ton nur so vor Ideenreichtum, wunderbaren Melodiebögen und überraschenden Wendungen, die einmal in die eine Richtung, einmal in die andere Richtung führen.
Mit “Please don´t feed the Model” liefern Peter Rom, Andreas Schaerer und Martin Eberle höchst eindrucksvoll den Beweis, wie innovativ und erfrischend man den Jazz auch noch heute interpretieren kann. Bleibt zu hoffen, dass man von diesem außergewöhnlichen Trio auch in Zukunft noch so einiges zu hören bekommen wird. (mt)