RAUM LENTOS / EXPEDITION SONAR – eine akustische Vermessung des LENTOS Kunstmuseums

Karin Fisslthaler und Richard Eigner unternahmen im Juli 2010 eine ausgedehnte Expedition durch die gesamte Architektur des Hauses. Erforscht wurde sprichwörtlich alles vom Dach bis zum Keller: Der Außenraum, die Zwischendecke, die Depots, die Büros, die Ausstellungsräume, die Küche, die Werkstätten, sämtliche Verbindungsgänge, die Klimazentrale usw. waren Orte des gespannten Hinhörens. In weiterer Folge entstanden unzählige Aufnahmen, die als Basis für die künstlerische Arbeit dienten.Die Ergebnisse gibt es im Rahmen einer vom 27. August bis 12. September 2010 stattfindende Ausstellung stattfindenden Ausstellung im LENTOS Kunstmuseum in Linz zu bewundern.

Die beiden KünstlerInnen verbrachten die Wochen nach dem Recording damit, das Gehörte zu analysieren und zu interpretieren. Die divergente Herangehensweise spiegelt die jeweilige Sicht der Künstler auf die Architektur aber auch auf die vielen Wahrnehmungsebenen des Museums wider.

Für die Ausstellung wurden je zwei Einzelarbeiten und eine Kollaboration, die als die Essenz des Gehörten bezeichnet werden kann, produziert.

Expedition Sonar bringt BesucherInnen die Klangwelt des LENTOS Kunstmuseum näher und fokusiert die auditive Wahrnehmung auf lebendige Architekturen.

Geräuschmaschine Museum

Jede Architektur produziert ihr eigenes Klangbild, das durch unterschiedlichste Quellen gespeist wird, sich permanent verändert und verschiedenst rezipiert wird – so entsteht eine spezifische »Sound Signature«. Diese Signatur zu entdecken und sie künstlerisch interpretiert zu »hören« war Motivation, Ausgangspunkt und Grundidee für die akustische Vermessung des LENTOS Kunstmuseum.

Bahnhöfe indizieren sich durch Zuggeräusche, das Summen von Menschengewirr, das Tönen von Lautsprecherdurchsagen; Schulen zum Beispiel durch das Lärmen von Kindern, die Pausenglocke, das Quietschen im Turnsaal. Die Klangspektren sind zuordenbar und erlernt. Aber wie klingt ein Museum? Es ist meist nichts Spezifisches. Das Murmeln von BesucherInnen, das Tönen von Klang- oder Medienarbeiten ist nichts was eine eindeutige Zuschreibung zulässt. Auf unserer Reise durchs Haus haben wir den Klang entdeckt – es tönt hinter den Kulissen an allen Ecken und Enden. Die Maschine Museum brodelt, stampft, surrt oder wummert.

Karin Fisslthaler und Richard Eigner unternahmen im Juli 2010 eine ausgedehnte Expedition durch die gesamte Architektur des Hauses. Erforscht wurde sprichwörtlich alles vom Dach bis zum Keller: Der Außenraum, die Zwischendecke, die Depots, die Büros, die Ausstellungsräume, die Küche, die Werkstätten, sämtliche Verbindungsgänge, die Klimazentrale usw. waren Orte des gespannten Hinhörens. In weiterer Folge entstanden unzählige Aufnahmen, die als Basis für die künstlerische Arbeit dienten.

Die beiden KünstlerInnen verbrachten die Wochen nach dem Recording damit, das Gehörte zu analysieren und zu interpretieren. Die divergente Herangehensweise spiegelt die jeweilige Sicht der Künstler auf die Architektur aber auch auf die vielen Wahrnehmungsebenen des Museums wider. Für die Ausstellung wurden je zwei Einzelarbeiten und eine Kollaboration, die als die Essenz des Gehörten bezeichnet werden kann, produziert.

Expedition Sonar bringt BesucherInnen die Klangwelt des LENTOS Kunstmuseum näher und fokusiert die auditive Wahrnehmung auf lebendige Architekturen.

Expedition Sonar Werkliste.

Glass von Karin Fisslthaler
Dieses installative Setting lauscht in Echtzeit durch die Glashülle und macht diese somit auch akustisch transparent. Die Gleichzeitigkeit von Aufnahme und Wiedergabe ermöglicht den RezipientInnen das Eintauchen in den auditiven Zwischen-bereich von Innen und Außen.

Lentos Noise Map von Karin Fisslthaler
Die Installation verbindet den Ort der Entstehung der Geräusche mit einer reduzierten Ansicht des Gebäudes. Das durch die unmittelbar gleichzeitige Wahrnehmung der Aufnahmen erzeugte Klangbild wird so zur Noisetopografie der gesamten
LENTOS Architektur.

Musicbox von Richard Eigner
Spieluhren aus dem LENTOS Shop wurden aufgenommen und zu einer Komposition, die sich von leisen, vereinzelten »Bling«-Geräuschen hin zu einem im Raum stehenden Spieluhrdrone aufbaut, verarbeitet.

Denoising LENTOS Rooftop von Richard Eigner
Bei dieser Arbeit werden verschiedene »Entrauschungs-Werkzeuge« auf die Live- Audiosignale des LENTOS Außenraums appliziert. Die sichtbare Umgebung wird hier zu einem Klanggenerator der durch die elektronische Manipulation erst entschlüsselt oder neu gedeutet werden muß.

Machines von Karin Fisslthaler & Richard Eigner
Die Essenz der Fieldrecordingaktivitäten der beiden KünstlerInnen im LENTOS Kunstmuseum. Das gesamte Material wurde in einem kollaborativen Prozess analyisert und dann zu einer raumfüllenden Gesamtkomposition verarbeitet.

Karin Fisslthaler
Geboren 1981 in Oberndorf/Salzburg. Lebt und arbeitet in Linz und Wien
2000-2008 Kunstuniversität Linz, Institut für Bildende Kunst und Kulturwissenschaften
Seit 2004 Musikerin unter dem Namen Cherry Sunkist
Seit 2006 Mitglied der Midimarschmusikkapelle
Ausstellungen und Festivalscreenings(2009/10) u.a.:
Galerie März, Linz “Neu im März”; Kunstverein das weisse Haus, Wien “Transformers“; Kunstpavillon Innsbruck “Sound Characters”; Kunstraum Goethestrasse, Linz “Rabbits of Desire”; Lentos Kunstmuseum “Kreuzungspunkt Linz. Junge Kunst und Meisterwerke; Künstlerhaus Salzburg “No Sound of Music”; Kurzfilmwoche Regensburg; 23. Stuttgarter Filmwinter; Int. Kurzfilmfestival Hamburg; Crossing Europe Filmfestival, Linz; zahlreiche Konzerte als Cherry Sunkist und Performances mit der Midimarschmusikkapelle im In-und Ausland.

Richard Eigner
Geboren 1983 in Linz. Lebt und arbeitet in Wien und Linz.
Als Klangkünstler, Komponist und Schlagwerker bewegt er sich an der Schnittstelle
zwischen experimenteller akustischer Musik, Improvisation und Elektronik.
Für seine »Denoising«-Serie »entrauscht« er mittels Noise-Reduktions-Algorithmen das lärmende Klangmaterial von Noisemusik und Field Recordings.
Kollaborationen mit Flying Lotus, Dorian Concept, Patrick Wolf, Patrick
Pulsinger, Franz Hautzinger, Dimlite, Didi Bruckmayer, Wolfgang Dorninger.
Konzerte am Sónar Festival/Barcelona, RBMA/Melbourne, Copenhagen Jazz Festival, Störung Festival Barcelona, Tuned City Festival Berlin.

RAUM LENTOS
RAUM LENTOS ist das 2010 entstandene, schnelle und unvorhersehbare Format des LENTOS Kunstmuseum, das am Schnittpunkt zwischen Musik, Performance und bildender Kunst agiert. Gezeigt wird eine vielfältige Auswahl an Konzerten, Interventionen, Ausstellungen und Workshops.

Mit RAUM LENTOS versucht sich das Museum, bedient nicht einfach das Publikum, sondern überrascht es, konfrontiert oder lädt es zum Mitmachen ein. Ein wichtiger Aspekt ist deshalb auch die Auseinandersetzung mit der Raumkonstruktion vor Ort – dem Gebäude, der Peripherie. Nicht allein als diskursiver Prozess, sondern als Spiel mit dem Gesetzten, dem Determinierten. KünstlerInnen gehen auf Entdeckungsreise, beobachten, filtrieren, verarbeiten und zeigen anschließend die Ergebnisse ihrer Auseinandersetzung.
Weitere RAUM LENTOS Ereignisse sind schon in Vorbereitung und Planung.

Aktuelle Infos unter www.lentos.at, www.facebook.com/lentoslinz oder www.twitter.com/lentoslinz

Kurator: Magnus Hofmüller

Karin Fisslthaler/Foto: Bernd Oppl
Richard Eigner/Foto: Martin Woehrer

http://www.lentos.at/de/45_2479.asp