R.I.P. Alp Bora

Der Botschafter der österreichischen Weltmusik und musikalischer Brückenbauer der Kulturen ALP BORA verstarb am 10. März völlig unterwartet an Herzversagen. Mit seinem leider viel zu frühen Tod verliert die österreichische Weltmusikszene eine ihrer musikalisch schillerndsten Persönlichkeiten.

Der Sänger und Gitarrist Alp Bora war einer der bedeutendsten Botschafter der österreichischen Weltmusikszene. Er war Bewahrer jener anatolischen Volkslieder, die er bereits als Kind gehört hatte, und spannte gleichzeitig den musikalischen Bogen gekonnt zu einem zeitgenössischen urbanen Weltmusiksound. Seine Musik steht für Völkerverbindung, für kulturelle Vielfalt, für eine kunstvolle Zusammenführung der unterschiedlichsten Klangtraditionen zu einem homogenen Ganzen. Befreit von jeglichen Scheuklappen versuchte er immer, Brücken zu schlagen und Verbindungen herzustellen, zwischen den verschiedenen kulturellen Musiktraditionen (seiner alten und neuen Heimat), lokalen Spielformen und Musikepochen. Immer den Blick auf das Moderne gerichtet, verlor er sich dabei niemals im einfachen Wiedergeben oder Zitieren des bereits Bekannten und tausend Mal Gehörten, vielmehr deutete er liebe- und respektvolle das Alte neu, wie es nur wenige auf diese kunstvolle Weise beherrschten.

Die Musik seine große Liebe

Alp Bora (c) Zuzana Sieder

Alp Bora war in seinem viel zu kurzem Leben viel herumgekommen. 1976 in der europäisch geprägten Metropole Istanbul geboren, verbrachte er die ersten Jahre seiner Kindheit in der türkischen Hauptstadt Ankara mitten in Anatolien, bevor er mit seiner Familie in Richtung Bagdad weiterzog, wo er mit der orientalischen, einer wiederum gänzlich anderen Kultur konfrontiert wurde. Schon immer in enger Liebe mit der Musik verbunden, ließ sich der junge Mann natürlich von den Klängen und verschiedenen Traditionen der jeweiligen Regionen mitreißen und beeinflussen. Er verinnerlichte diese und formt aus all dem vermeintlich Gegensätzlichen seine ganz eigene musikalische Sprache, die immer auch für andere Einflüsse offen blieb.

In Österreich angekommen und ausgezeichnet

1998 zog es Alp Bora nach Wien. Neuerlich mit einer gänzlich anderen Welt konfrontiert, war es abermals die Musik, welche ihn vom ersten Moment an vollends vereinnahmte. Auf die Frage, warum es ihn ausgerechnet nach Wien verschlagen hatte, antwortete er: „Weil du nirgendwo sonst in Europa Orient und Okzident in so kultivierter Dichte finden und genießen kannst wie hier“. Er fühlte sich von Beginn an wohl und schon bald brachte er seine ersten musikalischen Projekte auf den Weg – die international erfolgreiche Formationen Nim Sofyan, welche 2004 auch mit dem Austrian World Music Award ausgezeichnet wurde, das Alp Bora Quartett, das aus dem Trio mit der Geigerin Julia Pichler und dem Cellisten Lukas Lauermann hervorging, er spielte mit im Istanbul Express und veröffentlichte mehrere CDs. Mit seiner verführerischen purpurnen Oriental-Soul-Stimme und seinen armenischen, türkischen und griechischen Liedern, die er in einem ungemein international und universell Sound erklingen ließ, verstand er es, die Menschen allerorts in gleichem Maße zu begeistern und zu berühren.

Vergangenen Freitag, 10. März, ist Alp Bora völlig unerwartet an Herzversagen verstorben. Am gestrigen Mittwoch, 15. März, fanden in der Brunnenpassage viele österreichische und türkische FreundInnen, KollegInnen und WegbegleiterInnen zusammen, um in einer bewegenden Gedenkfeier von Alp Bora Abschied zu nehmen, bevor am Abend seine sterblichen Überreste nach Istanbul überführt wurden.