Der Ernst-Krenek-Preis der Stadt Wien wurde an den aus Mailand stammenden, teils in Wien lebenden Komponisten Pierluigi Billone für sein Ensemblewerk Mani.Long (2001)verliehen. Renald Deppe erhielt den Preis der Stadt Wien für das Jahr 2006 in der Kategorie Musik.
“Der vom Klang bewohnte Mensch als Raum”Ein hellhöriger Erkundungsgang in Geheimnisse zwischen Klang- und Geräuschwelt: In Pierluigi Billones vom Klangforum Wien in Auftrag gegebenem Ensemblestück Mani.Long (UA beim Musikmonat Basel 2001) wird man in einen rituellen Raum entführt, in dem die Zeit außer Kraft gesetzt scheint. “Der vom Klang bewohnte Mensch ist ein Raum, in dem die Welt als lebendige Schrift erscheint, welche es zu entschlüsseln und zu interpretieren gilt”. Fünfzig Minuten lang gibt Billone seiner Komposition, den an ihr beteiligten Instrumentalisten und nicht zuletzt den Hörenden Zeit, “tiefe und geheimnisvolle Kontaktpunkte” zu finden, “zwischen dem Raum, dem Menschen, der Anwesenheit und Tätigkeit von Menschen im Raum, der Anwesenheit und Tätigkeit vom Raum im Menschen .”. Anhaltspunkte sind Billone dabei der Klang sakraler Vokaltradition, in zweiter Linie der mit ihr verbundenen Instrumentaltradition gewesen. Auch in seinen anderen Werken (zuletzt in dem bei Wien Modern uraufgeführten 1 + 1= 1 für zwei Bassklarinetten) erweist sich Billone als ein Suchender, der “in den Tiefen der Möglichkeiten der Instrumente neue Klänge zu erfinden und zu erschaffen vermag”. Als einen solchen zunächst bewusst “Unwissenden” würdigte ihn bei der Preisverleihung – der Ernst Krenek-Preis wird seit 1985 alle zwei Jahre vergeben – sein Laudator Sven Hartberger (Klangforum Wien).
Mani.Long (durian) sowie 1 + 1 = 1 (kairos) existieren auch bereits in erstklassigen CD-Aufnahmen und können im Fachhandel bzw. direkt beim Klangforum Wien erworben werden.
Ein Arbeitsleben als Gesamtkunstwerk
Renald Deppe erhielt den Preis der Stadt Wien für Musik. Er ist, wie Zweit-Laudator Bodo Hell (den verhinderten Erst-Laudator Wolfgang Schlag zitierend) aufzählte, Macher, Autor, Herausgeber, Jazzmusiker und Improvisator, Veranstalter, Kurator, bildender Künstler, Lobbyist für junge Musiker und vor allem Komponist (und dem könnte man noch einiges hinzufügen). Als solcher ist er in allen diesen Funktionen unermüdlich – ein Gesamtkunstwerk-Arbeiter eben. Über seine Tätigkeiten informiert die besuchenswerte, wie alles vom Renald Deppe, liebevoll gemachte Homepage, auf der sich auch schöne essayistische Portraits über ihn finden.
Außer den beiden im Bereich Musik zu Ehrenden übereichte Stadtrat Mailath-Pokorny am 14.12. im Wiener Rathaus weitere Preise der Stadt Wien an die Publizistin Isolde Charim (Laudatio: Rudolf Scholten) und an Delugan Meissl Associated Architects (Laudatio: Walter Zschokke). Das mica gratuliert herzlich.