Tonträger: Produktion, Labels, Handel & Vertrieb

Tonträgerproduktion

Wissenswertes zum Themenbereich Tonträgerproduktion: CD Produktion, CD Cover und Gestaltung. Welche Angaben müssen im Booklet stehen? Welche Auflagengröße ist sinnvoll? Wenn nach Durchsicht noch Fragen offen bleiben, beantworten wir diese gerne persönlich.

Allgemeines zur Tonträgerproduktion

Es ist nicht allzu schwer, CDs selbst zu produzieren oder ein eigenes Label zu gründen, allerdings sollte man sich überlegen, wie man die Produkte dann auch verkaufen kann. In diesem Abschnitt wird erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, Tonträger (Vinyl/CDs/DVDs, Blu-rays) an den Handel oder direkt an die Endkonsumentinnen und Endkonsumenten zu verkaufen.

Arbeitsschritte und Vorlaufzeit

Die Songs sind fertig aufgenommen, jetzt fehlen nur noch der perfekte Mix und das Mastering. Gleichzeitig sollte man sich bereits mit dem Artwork auseinandersetzen, da Pressung und Fertigstellung mehrere Wochen dauern kann. Es empfiehlt sich, das Album bereits 6 Monate vor der Veröffentlichung fertig zu haben um entspannt auf den Release hinarbeiten zu können (Monatsmagazine, TV-Auftritte, Interviews, Crowdfunding, usw.). Bei Vinyl kann es bis zu 12 Wochen dauern, bis man das fertige Produkt in den Händen hält, CDs sind im Schnitt in 4 Wochen fertig. Online über einen Digitalvertrieb kann je nach Anbieter ein Album innerhalb weniger Tagege verfügbar gemacht werden, aber auch hier ist eine gut geplante Promo wichtig und man sollte mehrere Wochen einrechnen.

Damit das Presswerk beginnen kann, bedarf es einer Bestätigung der Austro Mechana (AUME), dass die Produktion gemeldet wurde. Die Produktionsmeldung für die Veröffentlichung von Musikproduktionen jeglicher Art wie Digital, CD oder Vinyl kann über das Service-Portal der Austro Mechana (AUME) online erledigt werden. Weitere Erläuterungen und Dokumente für die Produktionsmeldung (Audio, Hörbuch, Multimedia) finden Sie im Downloadbereich der AKM.

Artwork und Gestaltung

Hier sind der Phantasie fast keine Grenzen mehr gesetzt: Ob CDs im Vinyl-Look (die Oberseite der CD wirkt optisch und haptisch wie eine Schallplatte), Freestyle-CDs (ausgesuchte Motive rufen durch Teilmetallisierungen einen frei im Raum schwebenden Eindruck hervor) oder CDs mit einer zarten Duftnote (in der Oberflächenbeschichtung werden Duftstoffe eingearbeitet, die durch leichte Reibung zur Entfaltung gelangen) ist in den meisten Fällen nicht nur eine Frage des Konzepts bzw. des persönlichen Geschmacks sondern vor allem des vorhandenen Budgets. Auch bei der Verpackung ist fast jede kreative Idee umsetzbar: Kunststoff- Karton-, Blech- oder sogar Holzverpackungen mit aufwendig gestaltetem Booklet sind bei entsprechender Vorlaufzeit und vorhandenen Budgetmittel mehr oder weniger problemlos realisierbar.

Formate
Je nachdem wie umfangreich die zu veröffentlichende Musikaufnahme ist, kann zwischen einer CD mit maximal 80 Min Spielzeit (CD-Durchmesser 120 mm) und einer CD-Single oder Maxi-CD mit maximal 21 Min Spielzeit (CD-Durchmesser 120 mm oder 80 mm) gewählt werden. CD-Single oder Maxi-CDs werden oftmals im Slimcase (dünne, flache Variante eines Jewelcases) oder Kartonstecktaschen verpackt.

In den letzen Jahren stieg die Nachfrage nach Vinyl und viele Presswerke haben die Produktion selbiger wieder aufgenommen. “Platten” gibt es in unterschiedlichen Größen. Diese werden in Inch angegeben und beziehen sich auf den Durchmesser. Die gängigsten Modelle sind:

  • 7“ (Single), mit einer Abspielgeschwindigkeit von meist 45 rpm (“revolutions per minute”, also Umdrehungen pro Minute) und einer Spielzeit von 4 bis 5 Minuten pro Seite
  • 10“ – Single mit ca. 9 Minuten Länge je Seite bei 45 rpm
  • 12“ wobei hier zwischen Maxi-Single (meist 45rpm bei ca. 16 Minuten pro Seite), EP (45 oder 33⅓ rpm, mit ca. 15min. pro Seite) und der klassischen LP (33⅓rpm, 20 bis max. 23min. pro Seite) zu unterscheiden ist.

Anders als bei der CD werden bei Vinyl verschiedene Stärken angeboten, Standard sind 150 bis 180 Gramm. Bei der Gestaltung kann man sich gut austoben da es neben dem klassischen Schwarz auch die Möglichkeit von färbigen, transparenten und sogenannten Picture-Discs gibt.

Corporate Identity
Das Artwork der Verpackung soll einerseits den musikalischen Inhalt widerspiegeln und andererseits zur CI (Corporate Identity – die Gesamtheit der Merkmale, die ein Unternehmen kennzeichnen und es von anderen Unternehmen unterscheiden) der Band, des Ensembles, der Musikerinm des Musikers bzw. des Labels passen. Im besten Fall wird beides transportiert. Auf jeden Fall muss das Cover Emotionen wecken, um überhaupt beachtet zu werden. Ob die Emotionen positiv (ansprechend) oder negativ (ablehnend, schockierend) sind, ist im Grunde unwichtig, beim Kunden muss auf irgendeine Weise Interesse geweckt werden.

Layout und Druck
Für die Gestaltung der CD bzw. dem Vinyl-Label und der Verpackung erhält die Grafikerin oder der Grafiker alle notwendigen Informationen (Kopie der Musikaufnahme), Fotos, Texte, Infos zu den Musikstücken (Komponistin/Komponist, eventuell Textdichterin/Textdichter, Arrangeurin/Arrangeur, Besetzungen, Codes, Logos) und kann mit der Erstellung von Entwürfen beginnen. Für die Grafikarbeiten muss ausreichend Zeit veranschlagt werden, da im Zuge der Arbeit immer wieder Änderungen notwendig sind. Sehr oft sind auch noch Bearbeitungen der Fotos notwendig. Die Entwürfe sollten nach Möglichkeit öfter, von verschiedenen Leuten des Teams, Korrektur gelesen und auf Vollständigkeit geprüft werden.

Die Entscheidung der Verpackung wird oft aufgrund einer persönlichen Vorliebe getroffen. Aber auch die vorhandenen Budgetmittel und ein eventuell vorhandener Zeitdruck sind ein oft wichtiges Entscheidungskriterium. Die Fülle an Informationen, die für den Käufer/Hörer des Albums bereitgestellt werden sollen, legen meist den Umfang des Digipacks (4-8 Seiten) und des Booklets (meist 4-16 Seiten) fest.

Die Druckunterlagen werden als „Druckvorlage“ für die Druckerei gestaltet. Vor allem bei Digipacks, komplizierteren Verpackungen oder Falzungen des Booklets, ist es wichtig, bei der ausführenden Druckerei/Presswerk die notwendigen Spezifikationen anzufragen und die Druckunterlagen an Hand dieser Spezifikation zu erstellen. Auch bei gleicher Ausführung (z. B. 4-seitiges Digipack) kann bei unterschiedlichen Presswerken nicht von gleichen Spezifikationen ausgegangen werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass im Presswerk keinerlei Änderungen oder Anpassungen mehr notwendig sind. Dies ist immer mit Zeitverlust und Mehrkosten verbunden. Betreffend der Qualität des Drucks ist es ratsam, sich mit der Druckerei abzusprechen. Meist gibt es Abweichungen bei der Sättigung oder den Kontrasten da der Druck auf dem Papier anders aussieht als am Bildschirm. Es besteht die Möglichkeit einen sogenannten Proof anzufordern. Das ist allerdings kostenintensiv und verlängert die Produktionszeit, ist also bei einer kleinen Auflage nicht ratsam.

Informationen am Booklet

Checkliste für Informationen, die auf der fertigen Produktion unbedingt enthalten sein sollen:

Cover (Vorderansicht)
Albumtitel und Name der Formation. Hier ist zu beachten, dass diese Informationen groß genug und in gut lesbarer Schrift vorhanden sind.

Rückseite / Inlaycard
Enthält Informationen wie Trackliste, Gesamtlänge des Albums, Länge der einzelnen Tracks, Namen der ausführenden Musikerinnen und Musiker, Komponistinnen, ev. Textdichterinnen, Produzentinnen/Produzenten. Weiters den EAN-Code als Strichcode, Copyrightvermerke und Angaben zum Label (Name, Logo, Website), Websites der Band/des Ensembles bzw. der Musikerin/des Musikers, Compact-Disc-Logo, Label-Code (LC – wenn vorhanden), Logos von allfälligen Sponsoren und Fördergebern.

Schmalseite der Inlaycard
Beim Jewelcase sind die Schmalseiten Teil der Inlaycard (= Rückseite) und enthalten Titel der CD, Name der Band/Formation, Name/Logo des Labels und/oder Katalog- bzw. Bestellnumer.

Label
Ist die Bezeichnung für den Aufdruck direkt auf der CD bzw. für den Aufkleber in der Mitte einer Schallplatte und enthält Titel der CD, Name der Band/Formation, Name/Logo des Labels, Katalog- bzw. Bestellnummer, Label-Code (wenn vorhanden), Compact-Disc-Logo, Logo der entsprechenden Verwertungsgesellschaft (in Österreich die Austro Mechana (AUME), in Deutschland GEMA), Angaben zum Copyright und „Warning“ (Verbot für unautorisiertes Kopieren, öffentliche Wiedergabe etc.).

Innenteil/Booklet
Hier gibt es keinerlei Vorgaben, wie puristisch oder aufwendig die Innenseiten eines Digipacks und/oder ein Booklet gestaltet ist. Meist sind nähere Informationen zu den Musikerinnen und Musikern, der Produktion, Idee oder Konzept des Albums, Fotos, Songtexte etc. enthalten.

Mit Anlieferung der Druckunterlagen an das Presswerk (per E-Mail, WeTransfer oder die Dateien werden direkt auf einen externen Server hochgeladen) sollte – auch wenn vorab schon diverser Mailverkehr mit Anfragen und Angeboten stattgefunden hat – nochmals die genaue Bestellung mitgeschickt werden, damit es zu keinerlei Missverständnissen kommt. Nach Anlieferung der physischen Produkte vom Presswerk empfiehlt sich die stichprobenartige Kontrolle der Gesamtlieferung um bei etwaigen Druckfehlern beim Presswerk sofort eine Reklamation einleiten zu können.

Verpflichtende Angaben

Nennung der Urheberinnen und Urheber
Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Urheberinnen bzw. die Urheber genannt werden müssen. Das musst du im Booklet beachten: Es sind nicht nur die Titel der Stücke, sondern auch alle Urheberinnen und Urheber zu nennen. Dies gilt nicht nur für Musik, auch bei Fotografien und Grafiken müssen die Urheberinnen und Urheber genannt werden!

Fotorechte/Grafikrechte
Fotografien und Grafiken sind wie Musik urheberrechtlich geschützt. Verwende nur Bildmaterial und weitere Grafiken, an denen du die Rechte besitzt. Suchst du Material unter freien Lizenzen (wie z. B. Creative Commons), so ist zu beachten, dass die kommerzielle Verwendung erlaubt sein muss. Außerdem ist die Lizenzierungsart verpflichtend anzugeben. Die Urheberinnen und Urheber müssen in jedem Fall genannt werden.

Austro Mechana (AUME)
Wenn sich Werke aus dem Repertoire der Austro Mechana (AUME) auf dem Tonträger befinden, muss aus der Sicht der Austro Mechana für diese das Wort „Austro Mechana (AUME)” auf die Tonträger selbst gedruckt werden. Man kann auch das Austro Mechana (AUME) Logo verwenden, das ist aber nicht zwingend. Der Schriftzug kann entsprechend der vorhandenen Grafik gestaltet werden.

Empfohlen fürs Ausland
„All Rights Reserved“
Wenn du bei einer Verwertungsgesellschaft Mitglied bist und dein Tonträger im Ausland verkauft wird, sollte folgender Text aufgedruckt sein:
„ALL RIGHTS RESERVED. UNAUTHORISED COPYING, REPRODUCTION, HIRING, LENDING, PUBLIC PERFORMANCE AND BROADCASTING PROHIBITED.

Die richtige Verpackung

Die gebräuchlichsten und auch finanziell durchaus leistbaren CD- und Vinyl-Verpackungsvarianten sind:

Standard-Jewelcase
ist der Klassiker unter den Verpackungen. Eine meist aus klarem Hartplastik gefertigte CD-Klappbox, bei der beide Teile mit Scharnieren verbunden sind. Der Unterteil enthält den Tray (schwarz, weiß oder transparent) mit einem Aufnahmestern (Einrastmechanismus) für die CD. Zwischen Unterteil und Tray befindet sich die Inlaycard, die bei transparentem Tray beidseitig bedruckt und so zur weiteren Gestaltung verwendet werden kann. An der Innenseite des Covers ist eine Halterung für ein Booklet (Heftchen mit Infos) angebracht.

Super-Jewelcase
eine hochwertigere Ausführung der Standard-Jewelcase-Variante (u.a. abgerundete Ecken, verbesserte Fixierung für die CD)

Digipack
eine 4- bis 8seitige Kartonhülle, in die ein Kunststoff-Tray (weiß, schwarz oder transparent) mit einem Aufnahmestern (Einrastmechanismus) für die CD eingeklebt wird. Für die Befestigung eines Booklets gibt es unterschiedliche Varianten (Schlitzstanzung, seitliche Einschübe etc).

Digifile
Eine Kartonverpackung (Varianten ähnlich dem Digipack), das die CD nicht in einem Kunststoff-Tray sondern in einem Trageschlitz/Steckschlitz enthält. Durch die Verarbeitung von Karton sind beim Digipack/Digifile auch effektvolle Prägungen und Stanzungen möglich.

Vinyl
Bei den Vinylverpackungen gibt es die Möglichkeit einer einfachen Kartonhülle oder einer aufklappbaren; das sogenannte Gatefoldcover. Bei den Innensleeves kann man zwischen schwarz, weiss und bedruckt wählen. Downloadcode Cards werden immer seltener. In Zeiten von Spotify & Co findet man online genügend Downloadmöglichkeiten und man kann sich somit einen weiteren Kostenpunkt sparen.

Sinnvolle Auflagengröße

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die Produktion eines Jewelcases bei gleicher Auflage günstiger ist als die Produktion eines Digipacks und dass die Produktionskosten pro CD mit der Höhe der Auflage abnehmen. Bei der Entscheidung über Höhe der Auflage ist zu beachten, dass alle Drucksorten (Inlaycard, Booklet, Digipacks) in den Presswerken/Druckereien mit einer Mindestauflage von 500 bzw. 1000 Stück produziert und verrechnet werden. Ab einer Auflage von 1000 Stück entfallen bei den meisten Presswerken die Kosten für das Glasmastering.

Daher ist es äußerst wichtig, nach der Entscheidung über Art und Umfang der Ausstattung der CD, bei den verschiedenen Presswerken Kostenvoranschläge und Angebote einzuholen und sich auch zu erkundigen, was „Standard“ und daher nicht mit Mehrkosten verbunden ist (z. B. ist in manchen Presswerken die Glanzlackierung eines Digipacks „Standard“ und eine Mattlackierung mit mehr Kosten verbunden, in manchen Presswerken ist Glanz- oder Mattlack zum gleichen Preis zu haben). Im Zuge der Angebote sollten auch gleich die Produktionszeiten angefragt werden. Achtung: Bei den angegebenen Tagen sind immer Werktage gemeint, daher bei der Planung auch auf Feiertage achten.


Labels

Wissenswertes zum Thema Label, Musiklabel, Plattenlabel und Plattenfirma. Was macht ein Label? Welche Formen von Labels gibt es? Welche Musiklabels gibt es in Österreich? Wie finde ich ein geeignetes Label? Welche Aufgaben übernimmt ein Label? Welche Label-Services gibt es? Wie gründe ich ein Label? Wo finde ich eine Liste von Labels in Österreich? Was ist der ISRC Code? Wie bekomme ich einen Labelcode? Was ist der GTIN Code? Welche Förderungen gibt es für Labels? Die wichtigsten Verträge mit Erläuterungen: Bandübernahmevertrag, Künstlervertrag, Künstlerexklusivvertrag.

Allgemeines

Der Name Label kommt aus dem Englischen, steht dort für Etikett, Schild oder Name und bezeichnete ursprünglich nur das runde Etikett, welches in der Mitte von Schallplatten angebracht ist, auf dem in der Regel auch das Logo des Tonträgerherstellers abgebildet ist. Diese Etiketten werden auch heute noch so bezeichnet, unter einem Label versteht man aber vor allem die Marke, unter der ein Tonträgerhersteller die Werke von Musikschaffenden veröffentlicht. Eine Plattenfirma kann mehrere Labels betreiben, um z. B. Musik verschiedener Stilrichtungen unter unterschiedlichen Markennamen zu veröffentlichen. Ein Label ist also an sich nur eine Marke und kein Tonträgerunternehmen, der Begriff Label ist aber auch für die dahinter stehende Plattenfirma gebräuchlich und wird auch in weiterer Folge in diesem Artikel so verwendet.

Labelformen

Major-Labels
(engl. groß, bedeutend, wichtig)
So nennt man die drei weltweit größten Tonträgerunternehmen. Die „Majors“, im Besitz von Großkonzernen, beherrschen den Weltmarkt mit einem Marktanteil von ca. 80%.

Independent-Labels
(engl. unabhängig), kurz: Indie-Labels
Als Indie-Labels werden alle Plattenfirmen bezeichnet, die unabhängig von den drei Major-Labels arbeiten. Man kann weiters zwischen Repertoire und „artist driven“ Labels unterscheiden, also zwischen Labels, die Musik verschiedener Künstlerinnen und Künstler veröffentlichen, die stilistisch oder thematisch zusammen passt und Labels, die das (möglicherweise auch stilistisch unterschiedliche) Werk eines oder mehrerer Künstlerinnen und Künstler oder Kollektive betreuen – letztere sind oftmals von diesen Künstlerinnen und Künstlern selbst gegründet worden.

Labelsuche

Wie finde ich ein geeignetes Label?
Zunächst sollte man nach Labels suchen, zu deren bisherigen Veröffentlichungen die eigene Musik passen könnte. Das kann anhand der eigenen Plattensammlung oder über Internet-Recherche (Websites der Lieblingsbands, Discogs etc.) gemacht werden. Heimische Labels können dabei verstärkt beachtet werden, wird es doch ungleich einfacher sein, mit einem heimischen Label in Kontakt zu treten und diesem vielleicht bei einem Live-Auftritt das eigene Können zu präsentieren. In vielen Bereichen ist aber die Auswahl an heimischen Labels sehr eingeschränkt, weshalb man auch internationale Labels nicht außer Acht lassen sollte. Bei dieser Auswahl wäre der Versuch einer realistischen Einschätzung, ob die momentane Qualität der eigenen Werke im Rahmen des Outputs der ausgewählten Labels liegt, von Vorteil, um sich unnötige, frustrierende Absagen oder Nichtrückmeldungen zu ersparen.

Auswahl und Kriterien
Neben der richtigen Einschätzung der eigenen Musik gibt es einige Dinge, die man von einem Label in Erfahrung bringen sollte, damit man beurteilen kann, ob das Label ein geeigneter und realistischer Partner wäre.

  • Nimmt das Label momentan überhaupt neue Acts in sein Repertoire auf (oftmals gibt es auf Label-Websites dazu Hinweise)?
  • Veröffentlicht das Label möglicherweise nur Musik einer Künstlerin bzw. eines Künstlers oder nur von Künstlerinnen, die bereits sehr etabliert sind?
  • Mit welchem Vertrieb arbeitet das Label in Österreich?
    Sind Produkte dieses Labels in den wichtigen Handelsketten und Stores erhältlich?
    Hat das Label internationale Vertriebspartner (sprich: in welchen Ländern wird mein Tonträger vermutlich erhältlich sein)?
  • Wie ist die Promotion-Arbeit des Labels, gab es Medienpräsenz für die bisherigen Acts und Veröffentlichungen des Labels?
  • Welche Leistungen neben der Veröffentlichung von Tonträgern bietet das Label an (z.B. Booking, Künstlerbetreuung und Management, Promo, Verlag) und kann ich diese Leistungen auch einzeln oder gar nicht in Anspruch nehmen, wenn ich mit dem Label arbeiten will?
  • In welchen Formaten veröffentlicht das Label üblicherweise (z. B. CD, Vinyl, digitale Veröffentlichung)?

Präsentation
Wenn ich geeignete Labels gefunden habe, mit denen ich gerne arbeiten würde, kommt der schwierigste Teil. Jetzt muss ich sie davon überzeugen, dass auch sie gerne mit mir arbeiten würden. Deshalb haben wir diesem Thema auch den mica-Artikel Tipps zur Selbstpräsentation gewidmet.

Aufgaben und Label-Services

Labels unterstützen üblicherweise in folgenden Bereichen:

Digitaler Musikvertrieb

  • Veröffentlichungen in allen relevanten Download- und Streaming-Plattformen
  • Entwicklung einer Veröffentlichungsstrategie
  • Reporting und Abrechnung
  • Einrichtung und Pflege von Künstlerprofilen auf den Plattformen
  • Shazam-Anbindung

Physischer Musikvertrieb

  • Amazon-Listung von CD und Vinyl
  • Phononet-Anbindung für Zugriff der wichtigsten Händler auf die Veröffentlichung
  • CD Händler: Mediamarkt, Müller, JPC, Amazon u.v.m.
  • Vinyl Shops: HHV, decks.de, juno records, djshop.de, deejay.de u. v. m.

Promotion & Marketing

  • Planung von Veröffentlichungen
  • Marketingstrategien und Kampagnen im In- und Ausland
  • Radio Plugging
  • Playlist Placement
  • DJ Promotion
  • Bemusterung von Print & Online Medien
  • Influencer Marketing
  • Anfertigung von PR-Texten
  • Social Media Marketing
  • E-Mail Marketing
  • Betreuung der Website
  • Lizenzierung

Tonträgerproduktion

  • Mastering
  • Mixing
  • Studio, Abwicklung und Organisation von Aufnahmen
  • CD Pressung
  • Vinyl Pressungen
  • Logistik/Lagerhaltung

Artwork

  • Cover Artwork
  • Künstler Logos
  • Design für CD/Vinyl-Produkte
  • Individuelle Print-Produkte (Flyer, Sticker, Download-Codes, Poster, Merchandise)

YouTube

  • Monetarisierung, generiere Erlöse durch Platzierung von Werbung in Videos
  • Content-ID Verfahren: Stell sicher, dass du an allen Werbeeinahmen deines Contents mitverdienst (auch beim Upload anderer User)

Abrechnung & Reporting, Analytics

  • Royalties / Verwertungsgesellschaften
  • Analyse
  • Kennzahlen

Licensing

  • Sync
  • Lizenzierung

Booking & Touring Services

  • Booking
  • Ticketing
  • Tour/Gig Management

Ausführliche Informationen zum Thema Label-Services

Die traditionellen Wege für Musikschaffende, ein Produkt (bspw. einen Tonträger) auf den Markt zu bringen, haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Wo es früher notwendig war, sich auf die Arbeit der Independent oder Major Labels zu verlassen, bieten sich heute Musikerinnen und Musikern sowie kleineren Labels viele alternative Möglichkeiten.

Verschiedenste innovative Technologien und Zugangsweisen eröffnen sowohl für Musikschaffende als auch für (Independent) Labels und die Musikproduktion neue Möglichkeiten, am Markt zu agieren.

Was sind Label-Services?

Label-Services bieten für Labels (aber auch für Artists) verschiedenste Dienstleistungen in Bezug auf Marketing, Werbung, Vertrieb, Lizenzierungen und etliches mehr an. Was die meisten Label-Services nicht abdecken, ist der Bereich des Betriebsführung, der sowohl Finanzplanung und -steuerung als auch Arbeits- und Unternehmensrecht beinhaltet.

Label-Services sind reine Dienstleistungen zu einem meist fixen Preis oder gegen eine Umsatzbeteiligung für KünstlerInnen, ManagerInnen oder kleine Labels. Die Preisgestaltung ist somit überwiegend unabhängig vom Erfolg des Produkts. Artists und deren Management übernehmen die Steuerung dieser Angebote bzw. die Betriebsführung selbst.

Im traditionellen Modell haben Labels Rechte für Musik gesammelt und diese bis zum Ende der gesetzlichen Schutzfrist (im Moment bis 70 Jahre nach Veröffentlichung) verwertet. Label-Services hingegen nehmen diese, wenn überhaupt, nur für eine bestimmte Zeit wahr. Nach Ablauf dieser Nutzungsfrist gehen die gesamten Rechte zurück an die Künstlerin bzw. den Künstler.

Welche Arten von Services fallen unter Label-Services?

In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff artist service verwendet. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Zielgruppe. Dieselben Dienstleistungen werden also einerseits für Labels und andererseits für Musikschaffende als Zielgruppe angeboten. Sie haben das gleiche Ziel: ein Produkt zu verwerten.

Während Musikschaffende, die sich selbst vertreten, eher die gesamte Bandbreite der Label-Services in Anspruch nehmen, lagern kleine Labels jene Dienstleistungen aus, die sie nicht selbst anbieten können. Beide nutzen das Angebot, um die Reichweite, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit ihrer Produkte zu stärken. Der Unterschied zum Label ist, dass Musikschaffende die Kontrolle und Steuerung dieser Angebote selbst ausüben bzw. ausüben müssen. Gegebenenfalls werden sie dabei von einem Management unterstützt.

Bei jedem Anbieter ist die Produktpalette unterschiedlich. Die Label-Services unterscheiden sich voneinander durch die Ausprägung und Zusammenstellung ihrer Angebote.

Wichtige Bereiche von (Artist-) und Label-Services

Physischer und digitaler Verkauf und Vertrieb: Hier ist die Intention, das Produkt mittels möglichst effizienter und breit gestreuter digitaler Verbreitung über diverse Plattformen wie iTunes, Spotify, YouTube, Deezer etc. zu vertreiben. Darunter fällt aber auch der physische Vertrieb von Platten und CDs.

Marketing- und PR-Services: Diese beinhalten die nationale und auch internationale Planung der Releases, Marketingstrategien und -kampagnen für die Markteinführung. Marketing-Services helfen den Artists und Labels oft auch dabei, das richtige Promotion-Team für Online-, Point-of-Sale(POS)-, TV-, Print- und Vertriebsmarketingstrategien zu finden, um eine möglichst passende Kampagne zu entwerfen. Beratung bezüglich der Effizienz von Social-Media-Profilen auf Facebook, Twitter, YouTube, Instagram, von E-Mail-Marketing und Websites wird ebenfalls angeboten, teilweise samt passender Digital-Marketing-Strategie.

Internationale Netzwerke (wie z. B. Subverlagsnetzwerke), die den einzelnen Musikerinnen und Musikern oder Labels ansonsten nicht zur Verfügung stehen, werden angeboten und genutzt, um das Produkt an die entsprechende Zielgruppe zu bringen.

Leistungsschutzrechte: Um die korrekte Abrechnung der Tantiemen sowohl für Interpretinnen und Interpreten als auch für Produzentinnen und Produzenten zu gewährleisten, kann je nach Angebot ein professioneller Registrierungsdienst oder eine Beratung geboten werden.

Herstellung: Dieser Bereich unterstützt Artists und Labels bei der Herstellung von Produkten jeglicher Art, ob es eine Platte oder ein Merchandise-Produkt ist. Hier werden Services wie Beratung und Kontrolle der Organisation, aber auch Logistik und Lagerung der Ware geboten, sodass ein schneller Umsatz und kompetitivere Preise ermöglicht werden.

Der Bereich Reporting, Analytics & Budgeting bietet zumeist Auswertungen zu allen angebotenen Einzelservices an, mit denen die Kundin bzw. der Kunde zum Beispiel Erfolge und Misserfolge von Kampagnen oder auch Zahlen bezüglich Releases und Streams verfolgen kann. Dabei werden zumeist auf monatlicher Basis Zahlen zur Erfassung der Verkäufe (physisch, digital und online), Einkünfte, Kosten und Lagerhaltung gemeldet.

Lizenzierung: Hier wird versucht, die Produkte mittels Verwendung meist globaler Kontakte bei sogenannten Drittanbietern wie TV, Film, Spielen und Ähnlichem unterzubringen.

Je nach Größe und Ausrichtung des jeweiligen Label- oder Artist-Services werden diese Services in unterschiedlicher Zusammensetzung angeboten.

Wer bietet Label-Services an?

Internationale Anbieter

Es gibt einige Firmen, die sich auf diesem eher neuen Markt etabliert haben. Einige dieser Anbieter haben sich aus traditionellen Labels entwickelt, die aufgrund der schon erwähnten sich schnell verändernden Bedingungen am Musikmarkt neue Angebote für neue Kundengruppen bieten wollten. Andere haben dieses Geschäftsfeld ohne ein dahinterstehendes Label entwickelt.

So gelten international als bekannte Anbieter für Label-Services folgende Gesellschaften:

  • PIAS: Dieses 1983 in Belgien gegründete Unternehmen ist mittlerweile der größte Anbieter für Artist- und Label-Services. Die [PIAS] Group basiert mittlerweile auf drei Zweigen, nämlich [PIAS] Artist & Label Services, [PIAS] Cooperative Labels und [PIAS] Recordings und spezialisiert sich immer mehr auf ein Angebot, das entweder auf Künstlerinnen und Künstler oder Labels zugeschnitten wird.
  • ADA Label Services: 1993 in New York gegründet, ist ADA (Alternative Distribution Alliance) der Indie-Label-Services-Zweig der Warner Music Group und somit einer der älteren Vertreter dieser Geschäftsform.
  • Absolute: Ebenfalls nicht direkt aus einem Labelzusammenhang entstanden ist der 1998 als Absolute Marketing & Distribution in London gegründete Serviceanbieter, der sich 2015 in absolute: The Label Services Business umbenannt und rebrandet wurde. Dieser agiert als klassischer Label-Services-Anbieter und bietet den Vertrieb digitaler Inhalte, Marketing-Services, Berichtswesen und Budgetierung sowie den Vertrieb physischer Produkte und einiges mehr an. Das Rebranding brachte ebenfalls eine modernere Linie.
  • BMG: Die Bertelsmann Music Group (BMG) ist seit 2008 eine Berliner Tochter des Medienunternehmens Bertelsmann (SE & Co. KGaA) und hält ebenfalls Allround-Label-Services mit Lizenzierung, Synchronisationsrechte-Management, Publishing etc. bereit. Hauptsächlich agiert BMG aber nach wie vor als klassischer Verlag bzw. Plattenfirma.
  • Kobalt Label Services/AWAL, einer der heute erfolgreichsten Label-Services-Anbieter wurde 2012 als Teil der Kobalt Music Group gegründet. Dies ging Hand in Hand mit der Übernahme von AWAL, einer Gesellschaft, die bis dahin 5000 Indie-KünstlerInnen (wie Radiohead, Arctic Monkeys etc.) zu ihren Kundinnen und Kunden zählte und ein weltweites Vertriebsnetzwerk mit über 200 digitalen Retail-Partnern (wie iTunes, Amazon, Spotify, Deezer) besaß. 2018 entwickelte sich der Kobalt-Label-Services-Zweig weiter und wurde wieder unter der Marke AWAL gebrandet.
  • Caroline International: Universal Music startete 2013 diesen Independent-Label-Services-Zweig, welcher zuvor als langjährige EMI Label Distribution durch Virgin Records bekannt war. Caroline International bietet eine große Bandbreite an Label-Services an wie z. B. Vertrieb digitaler Inhalte und physischer Medien, Marketing, Analytics, Promotion, Pressearbeit, Tantiemen- und Lizenzabrechnungen, Projektmanagement, Sync-Lizenzierung etc.
  • The Orchard: Als Musikdistributionsplattform hat sich The Orchard 2017 mit dem früheren Label-Services-Zweig von Sony (Red Essential) und später (2020) mit Sony/ATV Music Publishing zusammengeschlossen. Mittlerweile bietet das Unternehmen weltweite Services wie Full-Service-Marketing, Lizenzierung, Video-Services, Datenanalyse, Werbung, Rechtemanagement und Physical & Digital Distribution.

Label-Services in Österreich

Das Businessmodell der Label-Services existiert in Österreich momentan nur im begrenzten Maße. In Österreich finden sich eher Unternehmen, die als Ein-Personen-Unternehmen arbeiten oder die sich überhaupt darauf spezialisiert haben, nur Teilbereiche der großen Bandbreite aller Label-Services anzubieten. Label-Services in Österreich entstanden entsprechend der internationalen Entwicklung ebenfalls teilweise aus größeren (österreichischen) Labels.

Welche österreichischen Firmen gibt es, die Label-Services anbieten?

Firmen, die sich exklusiv auf alle Aspekte von Label-Services spezialisiert haben, gibt es in Österreich momentan (März 2021) nicht. Jedoch finden sich auch in Österreich einige Unternehmen, die Teilaspekte von Label-Services anbieten.

Bei Label-Services rund um den Teilbereich Reporting, Analytics & Budgeting handelt es sich um alle unterstützenden Angebote zum Thema Auswertung von Kampagnen oder auch Zahlen bezüglich Releases und Streams.

  • Fortunes – Reporting, Analytics & Budgeting:
    Das 2015 gegründete Unternehmen Fortunes versteht sich als „Music Data Hub“, indem es Daten von Musikerinnen und Musikern sowie Produzentinnen und Produzenten trackt, analysiert und mittels App (auf iOS/Android/Desktop) visualisiert. Dieses Wiener Musiktechnologie-Start-up bietet das Service sowohl für MusikerInnen als auch für Labels an.
  • OFFICER Solutions – Abrechnung/Budgeting
    Ein Betrieb mit Sitz in Langenlois (NÖ), der unter der Kategorie „Budgeting“ einzuordnen ist, aber auch mit Royalty-Services und Buchhaltung zu tun hat.

Im Bereich des Vertriebs digitaler Inhalte und physischer Medien geht es um eine effiziente und breit gestreute digitale Verbreitung von Musik über diverse Plattformen. Darunter fallen auch weitere verwandte Bereiche wie z. B. der physische Vertrieb von Platten und CDs.

  • Rebeat – Physical and Digital Sales & Distribution
    ist ein für den digitalen Vertrieb von Musik bekanntes österreichisches Unternehmen mit Hauptsitz in Tulln. Dieses bietet neben digitalem Vertrieb mit Rechtemanagement, Datenanalyse und Reporting auch Promotion-Tätigkeiten (Placement in den Stores, Playlist Pitching etc.). Rebeat stellt Künstlerinnen, Künstlern und Labels eine Software zur Verfügung, die ein umfassendes Abrechnungssystem mit Add-on-Modulen zur Abrechnung der Erlöse aus digitalem und physischem Vertrieb, aber auch Merchandise und Ticketing beinhaltet. Etwas später kam auch das Service der Kostenabrechnung dazu. Hier können sämtliche Einnahmen und Ausgaben eines Labels einer Kostenstelle hinzugefügt, zwischen Vertragspartnerinnen und -partnern aufgeteilt und abgerechnet werden.
    Bei Rebeat werden zwar einige Services für Labels konzipiert, allerdings wird darauf hingewiesen, dass diese Services auch allen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung stehen.

Da das Teilgebiet Marketing-Services jede Facette des Marketings umfasst, gibt es hier auch einige sehr unterschiedliche Herangehensweisen, um Labels und Artists in den verschiedensten Gebieten weiterzuhelfen.

  • Ink Music  – Synchronisation, Marketing-Services, internationale Netzwerke, Management, Booking, Verlag
    Swimming Pool, das als Unternehmen, das auf Synchronisationsrecht (Filmherstellungsrecht, Werkverbindungsrecht) spezialisiert war, zwischen 2010 und 2015 bestand, wurde wieder in die Ink Music GmbH eingegliedert. So bietet Ink Music heute eine breite Palette an Dienstleistungen wie Künstlerbetreuung und -entwicklung, Karriereplanung und -begleitung, Booking, Verlag, Filmherstellungsrecht, Lizenzen und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Dienste stellt das Unternehmen nicht nur Artists, sondern auch Labels zur Verfügung.
  • Preiser Records – Marketing-Services, Tonträgerherstellung, physischer und digitaler Vertrieb, Leistungsschutzrechte
    bietet eine breite Palette an Services. Hierunter fallen genauer CD-Fertigung, Vertrieb, Marketing, Promo, Datenpflege und Aufbereitung, Verwertungsgesellschaften- und Leistungsschutzrechte. Jedoch können Social-Media-Management und ähnliche Dienstleistungen nicht angeboten werden, obwohl das Thema in letzter Zeit höhere Dringlichkeit bekommt. Preiser Records wurde bereits 1952 von Otto G. Preiser gegründet und ist somit ein österreichisches Label mit langer und traditionsreicher Geschichte. Hier wird zwar ebenfalls versucht, zwischen Artist- und Label-Services zu unterscheiden, in der Praxis überscheiden sich diese beiden Bereiche aber häufig.

Was bedeutet die große Zahl an nicht traditionellen Akteurinnen und Akteuren?

Wie sich der Markt in den nächsten Jahren mit immer mehr Akteurinnen und Akteuren und dementsprechend neuen Angeboten entwickeln wird, ist trotz positiver Prognosen einzelner Protagonistinnen und Protagonisten ungewiss. Die Dienstleistung „Label-Services“ wird in der Praxis primär von Künstlerinnen und Künstlern genutzt, kann aber aufgrund der Flexibilität der Angebote durchaus auch von Labels genutzt werden. Damit zeigen sich Anbieter von Label-Services zwar einerseits als Kooperationspartner, andererseits aber auch als potenzielle Mitbewerber für die klassischen Labelformen, die diese Dienstleistungen zumeist als Teil ihres Angebots verstanden haben.

Entwicklung von Label-Services

Die sogenannten label services deals machten 2019 gut acht Prozent des Marktes aus, „das Segment wächst jedoch jedes Jahr um ein Drittel“, so der Chef der Londoner Analysefirma Midia, Mark Mulligan. International gewinnt die Dienstleistung der Label-Services an Relevanz. Außerdem bieten Label-Services klassischen Labels die Möglichkeit, sich mehr auf ihr eigentliches Kerngeschäft zu konzentrieren und somit einige Herausforderungen der schnellen digitalen Entwicklung auszulagern.

Je professioneller KünstlerInnen in ihrer Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit handeln, umso mehr finden sich Labels in dieser dienstleistenden, Know-how weitergebenden Position wieder. Dieser Trend zu Label-Services hat jedoch mitunter auch weitere Auswirkungen für KünstlerInnen. Er ist in erster Linie eine Umlagerung des finanziellen Risikos, weg von den Labels und hin zum Artist – diese Entwicklung gab es auch schon davor mit der Thematik der Bandübernahmeverträge. Damit steigt zwar einerseits die künstlerische Freiheit und Selbstbestimmtheit, ob das andererseits auch kreatives Schaffen fördert oder nicht bzw. ob es mehr Anklang beim Publikum findet, wird sich erst zeigen.

Laut eigener Einschätzung der Branche wird die Zukunft von Label-Services in Österreich insgesamt ebenfalls eher positiv gesehen. Gerade bei der Dienstleistung Digitalvertrieb gibt es einen Aufwärtstrend. So bietet mittlerweile beinahe jeder Vertrieb Artist- und/oder Label-Services an und diese werden von den Kundinnen und Kunden auch genutzt. Ebenfalls entwickeln sich die Bereiche Marketing, Social-Media-Management und Playlisten-Platzierung positiv.

Verträge und Erläuterungen

Es gibt zwei übliche Vertragsformen, die Labels Künstlerinnen und Künstlern bzw. deren Produzentinnen und Produzenten anbieten, bei denen Interpretinnen- und Interpreten-Rechte übertragen werden: Bandübernahmevertrag und Künstlerexklusivvertrag.

Musterverträge als Download

Bandübernahmevertrag Interpret (PDF)

Künstlerexklusivvertrag (PDF)

Hier finden Sie weitere Musterverträge von mica – music austria als DOC und PDF zum kostenlosen Download.

Beim Bandübernahmevertrag geht es um die Übertragung der Rechte einer fertigen Aufnahme (des Master-Bandes, daher der Name) zwecks Auswertung durch die Plattenfirma. Oftmals werden über Optionen auch Vereinbarungen über die Verwertung weiterer Aufnahmen getroffen. Beim Bandübernahmevertrag ist die Umsatzbeteiligung der Künstlerinnen und Künstler höher als beim Künstlervertrag, weil der oder die KünstlerIn die Produktionskosten selbst trägt (manchmal stellt die Plattenfirma ein fixes Produktionsbudget zur Verfügung). Üblich sind für im Inland verkaufte Tonträger Beteiligungen in der Höhe von 15 – 25% vom HAP, dem Netto-Handelsabgabepreis, also dem Preis, den z. B. Saturn dem Vertrieb des Labels zahlt.

Beim Künstlervertrag (oftmals Künstlerexklusivvertrag) überträgt die Künstlerin oder der Künstler seine Leistungsschutzrechte (also die Rechte als Interpret) meist exklusiv für mehrere Jahre an das Label. Das Label hat also die Verwertungsrechte an allen zukünftigen Aufnahmen der Künstlerin oder des Künstlers, die im Vertragszeitraum entstehen. Die Künstlerin oder der Künstler verpflichtet sich darin auch meist zur Ablieferung einer Anzahl von Tracks oder Alben pro Jahr. Übliche Beteiligung für die Musikerinnen und Musiker liegt nur bei 6 – 12% vom HAP, also unter jener beim Bandübernahmevertrag, dafür übernimmt das Label die Produktionskosten der Aufnahmen.

Ein immer häufiger werdendes Beteiligungsmodell sieht einen (oftmals 50/50) Split der Erträge nach Erreichen des Break Even vor:

  • Break Even ist der Punkt, ab dem die Kosten eingespielt sind und man anfängt, Gewinn zu machen.
  • Klingt fair, allerdings muss man auch hier die Details genau ansehen. Welche und wessen Kosten werden für die Berechnung des Break Even herangezogen?
  • In vielen Fällen sind es nur die Kosten, die dem Label entstehen (also Pressung, Cover, Versandkosten für Promos etc.), während die Musikerinnen und Musiker ihre Kosten der Albumproduktion nicht hinein rechnen dürfen.
  • Ausgeglichen ist dieses Modell erst dann, wenn die Kosten beider Vertragspartnerinnen und Vertragspartner berücksichtigt werden und wenn keine Vermischung von Einkünften bzw. Ausgaben für Urheberinnen und Urheber sowie Interpretinnen und Interpreten innerhalb des Vertrags vorkommen.

In vielen Fällen werden Künstlerinnen und Künstlern heutzutage so genannte „Multiple Rights Deals“ angeboten – der Begriff „360-Deal“ ist etwas aus der Mode gekommen, weil negativ konnotiert). In diesen Verträgen werden neben der Verwertung von Aufnahmen auch Vereinbarungen über Beteiligungen an Umsätzen aus z. B. Konzerten, Werbeeinnahmen, Merchandise-Verkäufen etc. getroffen. Das liegt daran, dass mit Tonträgerverkäufen nicht mehr so viel Geld zu machen ist wie früher, oftmals nicht ausreichend viel, um die Produktions- und Marketingkosten einzuspielen. Für Künstlerinnen und Künstler ist entscheidend, ob diesen Beteiligungen auch entsprechende Leistungen gegenüber stehen (dann kann es auch durchaus Vorteile haben, wenn eine Firma mehrere Bereiche abdeckt) oder ob die Plattenfirmen nur bei den Einnahmen der Künstler mitschneiden wollen, ohne dafür wirklich etwas zu tun.

Labelgründung

Für den Fall, dass man kein geeignetes Label findet, um seine Musik zu veröffentlichen, kann man natürlich auch ein eigenes Label gründen. Ein Vorteil ist, Du musst keinerlei Rechte abgeben und auch die Verkauferlöse mit niemandem teilen. Weiters spricht Dir niemand in die künstlerische Entscheidung rein. Allerdings gilt es auch abzuwägen ob man die Zeit dafür aufbringen kann. Rein durch die Promo kommt einiges an Mehrarbeit auf Dich zu. Überleg dir, ob dir diese Zeit nicht zum Musizieren fehlt. Du übernimmst auch alleine das wirtschaftliche Risiko und Du musst Dir sämtliche Kontakte (zu Medien, Veranstaltern, Vertrieben etc.) erst erarbeiten, gute Labels haben diese Kontakte schon. Dein neues Label hat noch keinen etablierten Markennamen. Und wie sieht es mit Lagermöglichkeiten aus?

Auch bei Online-Releases sollte man sich Gedanken machen, wie sie verkauft werden sollen. Da wird man zwar keine Probleme mit Lagerplatz haben, aber das Unterbringen der Stücke selbst in den wichtigsten Online-Stores weltweit garantiert noch überhaupt keine Verkäufe. In einer Studie wurde nachgewiesen, dass im Jahr 2008 von 13 Millionen erhältlichen Songs im Internet über 10 Millionen nicht ein einziges Mal verkauft wurden.

Natürlich geschieht die Gründung eines neuen Labels nicht nur aus dem Grund, dass man kein anderes geeignetes Label gefunden hat, die meisten Labelbetreiber sind kreative und innovative Menschen und wir sind froh, dass es sie gibt.

Rechtsformen

Ein Label ist an sich nur eine Marke – damit daraus ein Tonträgerunternehmen wird, ist für das Unternehmen eine Rechtsform zu finden. Im Folgenden werden die Formen des Vereins und des Unternehmens kurz vorgestellt und steuerliche Aspekte erläutert. Im Falle einer Unternehmensgründung sind zuständige Stellen wie Kammern, Finanzamt und Steuerberater zu konsultieren.

Gewerbeberechtigung

Sobald Du ein Label selbständig, regelmäßig und in der Absicht betreibst, einen Ertrag zu erzielen (auch wenn dies noch nicht zu Gewinnen führt), ist eine Gewerbeberechtigung und eine Anmeldung bei der Wirtschaftskammer (WKO) notwendig. Die folgenden Gewerbearten sind möglich:

  • Betrieb eines Musiklabels bestehend in der Herstellung und Bearbeitung von Tonaufnahmen
  • Herstellung und Vervielfältigung von Tonaufnahmen auf Tonträgern jeder Art sowie deren Bearbeitung und Betrieb eines Tonstudios

Diese Gewerbearten sind „freie Gewerbe“ d.h. es sind für die Ausübung des Gewerbes keine besonderen Voraussetzungen bzw. Befähigungsnachweise (Nachweise einer speziellen Ausbildung) nötig. Die Anmeldung bei der Gewerbebehörde reicht aus und gilt als Gewerbeberechtigung. Mit der Gewerbeanmeldung wird man auch Mitglied bei der Wirtschaftskammer. Zuständig innerhalb der Wirtschaftskammer ist der Fachverband der Film- und Musikindustrie Österreichs, Film und Music Austria (FAMA).

Rechtsformen

Liebhaberei
Wird das Label als „Liebhaberei“ vom Finanzamt anerkannt, ist es möglich, die Umsätze steuerfrei und ohne Gewerbemeldung zu tätigen. Teilweise kann man sogar Verluste gegenüber anderen (versteuerten) Einkommen gegenverrechnen. Der Vorsteuerabzug ist aber ebenso wie zumeist beim Verein nicht möglich. („Brutto für Netto“). Die derzeitige Grenze für Liebhaberei in Österreich ist beim zuständigen Finanzamt oder einem Steuerberater zu erfragen.

Einzelunternehmen

Du kannst auch als Privatperson, also ohne eine juristische Person zu gründen (siehe unten), eine Gewerbeberechtigung erlangen und ein Label betreiben. Du haftest dann unbeschränkt mit deinem eigenen Vermögen.

Personen- oder Kapitalgesellschaft

Du kannst eine Gesellschaft (juristische Person) gründen, die dann das Label betreibt. Personengesellschaften (z. B. OG, KG, GbR) und Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH) unterscheiden sich vor allem durch das bei Kapitalgesellschaften erforderliche Stammkapital und bei der Haftung. Seit 2023 gibt es auch die gesetzlich neu eingeführte Kapitalgesellschaft (FlexKapG, auch Flexible Company oder FlexCo genannt), die besonders für innovative Startups und Gründer:innen in der Frühphase eine international wettbewerbsfähige Option bieten soll.

Der Verein

Ein Verein ist leicht zu gründen, seriös bei Subventionen und Sponsoren und steuerlich leicht zu handhaben. Gut bei geringer Anzahl von Produktionen. Ein Verein darf nicht auf Gewinn ausgerichtet sein – Gewinnausschüttungen sind nicht möglich und Einnahmen müssen wieder in Produktionen investiert werden. Eine Gewerbeberechtigung ist trotzdem notwendig, außer das Label wird als Eigenlabel geführt (= Labelbetreiber vertreibt ausschließlich eigene Werke).

Links und Downloads
Informationen zur Vereinsgründung auf help.gv.at
Broschüre des Bundesministerium für Finanzen:

Vereine und Steuern (PDF)

Welche Unternehmensform gewählt wird, hängt von vielen Faktoren ab und sollte mit Hilfe der Kammer und einer Steuerberaterin/eines Steuerberaters geklärt werden. Fragen wie z. B. die Anzahl der mitwirkenden Personen, wie viel Geld vorhanden ist, Haftungsfragen etc. spielen da eine Rolle. Ausführliche Informationen und Beratung darüber gibt es beim Gründerservice der WKO.

Namenseintragung bei der LSG

Die LSG ist die Interessensvertretung und Verwertungsgesellschaft der Produzentinnen und Produzenten. Labels sind bei der LSG anzumelden – dies heißt, es wird ein Wahrnehmungsvertrag (Übertragung der Leistungsschutzrechte des Labels an die LSG) abgeschlossen. Teil des Wahrnehmungsvertrages ist auch der Namenseintrag – dieser ist erst nach Prüfung gültig (Ergebnis wird zugeschickt), bedeutet jedoch keinen Schutz des Namens. Es handelt sich lediglich um die Registrierung des Labelnamens und die Aufnahme in die Verwertungsgesellschaft. Eine rechtsgültige Sicherung des Labelnamens geht nur über das Patentamt (Musterschutz, Trademark, Wort-Bildmarke).

Die Meldung des Labels bei der LSG führt automatisch zu einer Zuweisung eines ISRC-Codes.

LSG – Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten Ges.m.b.H
Seilerstätte 18-20
1010 Wien
Tel: +43 1 5356035
Fax: +43 1 5355191
E-Mail: office@lsg.at
Website: LSG

Labelgründung bei der Austro Mechana (AUME) melden

Die Austro Mechana (AUME) verwaltet die mechanischen Rechte, also alles was mit Produktion von Tonträgern zu tun hat, ebenso wie die Leerkassettenabgabe, aus der auch anteilig LSG Tantiemen gespeist werden. Die Gründung des Labels ist nicht direkt bei der Austro Mechana (AUME) zur Meldung zu bringen, wohl aber ist jede CD Produktion bei der Austro Mechana (AUME) anzumelden und zu vergebühren. Erst nacherfolgter Anmeldung der Produktion und Produktionsfreigabe der Austro Mechana (AUME) an ein Presswerk, darf dieses die CD’s ausliefern.

Sind nur Eigenkompositionen auf der zu produzierenden CD und liegen alle Rechte daran beim Urheber selbst (der auch der Anmeldende ist), dann ist (seit 01.12.2009 gegen eine Administrationsgebühr von € 25.-) eine Freistellung erwirkbar, was allerdings auch einen teilweisen Tantiemenverzicht nach sich zieht und daher nicht immer ratsam ist.

Nähere Informationen finden sich im FAQ Katalog der Austro Mechana (AUME).

AUME – Austro Mechana
Gesellschaft zur Wahrnehmung mechanisch-musikalischer Urheberrechte Gesellschaft m.b.H.
Baumannstrasse 10
1031 Wien
Tel: +43 1 71787 0
Fax: +43 1 7127136
E-Mail: office@aume.at
Website: Austro Mechana (AUME)

ISRC-Code und LC-Code (Labelcode)

Der „International Standard Recording Code“ ist eine Initiative von Tonträger- und Videoproduzenten zur weltweit eindeutigen Identifizierung von Tonträgern und Videos. Er ist inhaltlich dem ISBN-Code im Buchhandelssektor nicht unähnlich, jedoch derzeit weniger flächendeckend verbreitet als dieser. Land, Jahr, der (ursprüngliche) Rechteinhaber und eine Track-Identifikationsnummer werden als „Fingerprint“ unhörbar in eine Tonaufnahme integriert. Vor allem im Fall flächendeckender Verwendung lassen sich so beispielsweise im Rundfunk gesendete Stücke automatisch erkennen und für die Abrechnung von Tantiemen durch Verwertungsgesellschaften heranziehen. Auch für Verkäufe digitaler Musikfiles benötigt man den ISRC-Code.

Der ISRC-Standard ist durch die ISO (International Organization for Standardization) approbiert und muss daher unter „nicht diskriminierenden“ Bedingungen vergeben werden. Die internationale Verwaltung wird über die Interessensvertretung IFPI (International Federation of the Phonographic Industry, London) abgewickelt; in Österreich erfolgt die Vergabe durch die LSG.

Beispiel: AT-H43-11-02005
AT: Ländercode für Österreich, H43: Erstinhaberschlüssel (den bekommt das Label von der LSG zugeteilt), 11: Jahresschlüssel, hier Jahr der Aufnahme 2011, 02005: Aufnahmeschlüssel/ fortlaufende Nummer. Diesen kannst du selbst vergeben. In dem Fall wäre das für den fünften Track auf eurer zweiten Veröffentlichung im Jahr 2011 denkbar. Du kannst denselben Aufnahmeschlüssel natürlich nur einmal pro Jahr vergeben.

Zum ISRC gibt es hier umfangreiche Informationen:

Informationsblatt – ISRC (PDF)

Informationsblatt (PDF)

In Deutschland wird der so genannte Labelcode (LC-Code) für die Erfassung und Verrechnung von Sendeeinsätzen verwendet. Diesen Code vergibt die GVL. Die erforderlichen Unterlagen können direkt bei der GVL angefordert werden. Für Kleinlabels ist es aber meist nicht möglich, die strengen Aufnahmekriterien der GVL zu erfüllen. Man hat nur die Möglichkeit, in Deutschland mit einem Partner, der bereits GVL-Mitglied ist, zusammenzuarbeiten.

GVL – Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten mbH
Podbielskiallee 64
D-14195 Berlin
E-Mail: gvl@gvl.de
Website: GVL

GTIN (vormals EAN)

Die 13-stellige GTIN “Global Trade Item Number”, auch bekannt als Strich- oder Barcode, dient der eindeutigen Identifikation von Artikeln und ist notwendig bei Vertrieb der Tonträger. Mittels Strichcode wird Warenwirtschaft und Abrechnung gehandhabt. Auch für Album-Verkäufe digitaler Musikfiles benötigt man den GTIN/EAN-Code.
Viele Vertriebe (auch Online-Vertriebe) verfügen aber über eigene GTIN/EAN-Codes, die auf codelose CDs appliziert werden können, ebenso bieten viele CD-Presswerke an, GTIN/EAN-Codes zur Verfügung zu stellen.
Besonders im Falle einer Neugründung ist der Kauf eigener GTIN/EAN-Codes zu überlegen, da nicht günstig (momentane einmalige Beitrittsgebühr von € 320,- + 20 % MwSt + jährliche Lizenzgebühren). Zunächst besser Möglichkeiten prüfen, GTIN/EAN-Codes von Vertriebspartnern oder befreundeten Labels zu bekommen.

GS1 Austria GmbH
Brahmsplatz 3
1040 Wien
Telefon: +43 1 5058601 0
Fax: +43 1 5058601 22
E-Mail: office@gs1austria.at
Website: GS1 Austria GmbH

Organisationen und Verbände

  • Verband unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und Musikproduzenten Österreichs: VTMÖ
  • Verband der Österreichischen Musikwirtschaft: IFPI
  • Independent Music Companies Association (europäisches Indie-Label Netzwerk): IMPALA
  • The Global Music Rights Agency: MERLIN

Handel und Vertrieb

Wissenswertes zum Thema Handel und Vertrieb, Direktvertrieb, Vertriebssuche. Welche Aufgaben übernimmt ein professioneller Vertrieb? Welche Formen von Vertrieben gibt es? Wie finde ich einen geeigneten Vertrieb? Wo finde ich eine Liste von Vertrieben in Österreich? Die wichtigsten Verträge: Muster Vertriebsvertrag, Vertriebsvereinbarung.

Direktvertrieb

Ohne professionellen Vertrieb kann man seine Tonträger:

Direkt über die eigene Website verkaufen
Prinzipiell natürlich eine tolle Möglichkeit: Der Aufwand für Website und Pakete auf die Post bringen, ist nicht sehr groß. Eine wichtige Überlegung dabei ist: Warum sollte jemand auf meiner Website das Album kaufen? Woher kann er die überhaupt kennen? Gut überlegen sollte man sich die Zahlungsmethoden:

  • Per Nachnahme: Ist sehr teuer und schreckt potenzielle Kundinnen und Kunden ab.
  • Vorauskasse: wird von vielen Menschen nicht gerne angenommen, v.a. bei unbekannten Websites.
  • Auf Rechnung: Du verschickst die Tonträger mit Rechnung und bittest um Überweisung. Das ist natürlich ein gewisses Risiko, aber gerade die Fans, die direkt auf der Artist/Label-Website einkaufen, sollten eigentlich vertrauenswürdig sein.
  • Zahlung mit Kreditkarten: Ist nur über Verträge mit Kreditkarten-Gesellschaften möglich und es fallen hohe Gebühren an – zahlt sich für kleine Händler kaum aus.
  • PayPal: Bessere Konditionen, aber auch Gebühren.

Wichtig:

Es gelten die Bestimmungen des E-Commerce-Gesetzes (ECG) für Online-Shops (Informationspflicht). Lass dich dazu bei der Wirtschaftskammer beraten.

Über Etablierte Online-Händler verkaufen

Amazon ist weltweit bekannt, Kunden wickeln Zahlungen gerne über vertraute Händler ab.

Gebühren (momentan 15% des VK + € 0,99 pro erfolgreichem Verkauf). Dazu kommen noch 15% Umsatzsteuer wenn man keine EU-UID-Nummer (Umsatzsteuer-Identifikationsnummer) hat.

Bei Konzerten selbst verkaufen
empfiehlt sich selbst dann noch, wenn man einen Vertrieb gefunden hat. Ein Live-Konzert ist auch die beste Verkaufsshow, die man bekommen kann. Konzertpublikum ist oftmals kaufwillig und nimmt gerne ein Andenken an einen gelungenen Abend mit. Meist wird es auch als zusätzlicher Kaufimpuls empfunden, wenn die Musiker selbst ihre Produkte verkaufen oder vielleicht signieren.

Einzelnen Fachhändlern selbst in Kommission geben (bzw. wenn möglich verkaufen)
Das ist bei manchen Shops möglich, allerdings fast nur noch auf Kommission. Das heißt, man gibt dem Shop Ware und bekommt erst dann ein Geld, wenn dieser was verkauft hat. Wichtig: Lieferschein nicht vergessen, Übernahme bestätigen lassen. Abgerechnet wird monatlich oder noch seltener. In vielen Fällen wird man die Shops an die Abrechnung erinnern müssen. Dieser Weg ist nur zu empfehlen, wenn das nötige Vertrauen vorhanden ist – Kommission kommt ja auch von lat. comittere: anvertrauen.

Aufgaben eines Vertriebes

  • Ein Vertrieb verkauft Produkte an den Einzelhandel, der diese dann an die Endkonsumenten weiterverkauft
  • Dafür hat er Telefonverkäufer und Außendienstmitarbeiter
  • Er hält Kontakt zu den Einkäufern bei Handelsketten und Fachhändlern und bekommt von diesen regelmäßig Termine, um seine Waren zu präsentieren
  • Er verschickt regelmäßig Aussendungen (per E-Mail, Post oder Fax) mit Informationen über Neuheiten, Aktionen, Chart-Platzierungen und Live-Terminen seiner Künstlerinnen und Künstler
  • Er plant in Absprache mit den Labels Marketing- und Promoaktivitäten
  • Er hat Kontakte zu internationalen Vertrieben, denen er sein nationales Repertoire weiterverkauft
  • Er hat ein Lager und sorgt dafür, dass er immer ausreichend Ware zur Verfügung steht
  • Er plant Zeitpunkt von Veröffentlichungen, Auflage der Pressung, Preisgestaltung etc. gemeinsam mit dem Label

Vertriebsformen

Majorvertriebe
Alle 3 Majorlabels (Sony, Universal, Warner) haben auch in Österreich eine Vertriebsstruktur. Diese arbeiten vorwiegend mit ihren hauseigenen Labels, als Indie Label ist es nur sehr schwer möglich, von Majors vertrieben zu werden.

Nu School Majors
Als Nu School Majors bezeichnen wir Independent Vertriebe, die mit vergleichbaren Strukturen wie die der Majors arbeiten und die auch eine entsprechende Größe haben (z. B. PIAS, Edel). Es sind multinationale Konzerne, bei denen die österreichischen Vertretungen kaum Repertoire-Entscheidungen treffen können. Entsprechend schwierig ist es daher, als neues Label bei solchen Firmen unterzukommen.

Independent Vertriebe
Gibt es in Österreich leider (zu) wenige. Diese arbeiten mit internationalen Indie-Vertrieben zusammen, deren Labels sie in Österreich vertreten. Im Gegenzug bieten diese Partner dann (leider nicht immer) das österreichische Repertoire in ihren Territories an (man spricht meist von „territories“ statt Ländern, weil es Länder gibt, die zusammen als „territory“ von einem Vertrieb betreut werden. z. B. Benelux oder G/A/S = Germany, Austria, Switzerland). Kämpfen alle mit (zu) viel Repertoire auf einem kleinen Markt. Haben nicht alle Zugang zu allen großen Handelsketten (Libro, Media Markt, Müller).

Vertriebssuche

Auswahl
Zunächst sollte man herausfinden, was es überhaupt für Vertriebe in Österreich gibt, bzw. welche internationalen Vertriebe für mein Label geeignet wären. Die Suche nach einem geeigneten Vertrieb für mein Label muss sich dabei nicht auf heimische Vertriebe beschränken, es ist allerdings nicht einfach, von Österreich aus einen internationalen Vertrieb zu finden. Es kann aber durchaus sein, dass es die einzige Chance ist, weil es z. B. in der Nische, in der ich arbeite, gar keinen heimischen Vertrieb gibt. Ein Beispiel wäre momentan ein fehlender heimischer Vertrieb für Techno-Vinyl-Maxis, da müsste man versuchen, bei einem der deutschen Techno-Vertriebe (z. B. Kompakt) unterzukommen. Das alles findet man am einfachsten raus, indem man in seiner eigene Sammlung nach Alben sucht, die dem eigenen Schaffen nahe sind, von denen man sich vorstellen kann, dass sie auf dem eigenen Label erscheinen könnten. Dann schaut man, auf welchen Labels diese Alben erschienen sind und versucht rauszubekommen, welche Vertriebe diese Labels in Österreich oder Europa haben.

Kriterien
Es gibt ein paar Punkte, die man von einem Vertrieb erfahren sollte, um beurteilen zu können, ob es der geeignete Vertrieb für das eigene Label wäre:

  • Um herauszufinden, welchen Stellenwert man in diesem Vertrieb haben würde: Welche Labels hat der Vertrieb noch im Programm, bzw. wie groß sind diese?
  • Um herauszufinden, welche Glaubwürdigkeit dem Vertrieb von Fachhändlern zugestanden wird: Welche Musikgenres bietet der Vertrieb an? Ein Außendienstmitarbeiter, der in einem Gespräch Schlager und Dubstep-Alben verkaufen soll, kann kaum in beiden Bereichen als kompetent gelten können.
  • Hat der Vertrieb Zugang zu den wichtigen Ketten? Steht meine Musik dann möglicherweise auch beim Saturn oder Libro?
  • Um abzuschätzen, wie groß die Chancen sind, dass die eigenen Produkte international verkauft werden können: Hat der Vertrieb internationale Partner in den wichtigsten Territories?

Präsentation
Über die Wichtigkeit einer guten, professionellen Selbstdarstellung wir auch bereits beim Punkt Label hingewiesen. Die folgenden Punkte interessieren speziell einen potenziellen Vertrieb:

  • Mit welchen Künstlerinnen und Künstlern arbeitet das Label?
  • Welche davon spielen live?
  • Sind Compilations und/oder Künstler/Artist-Alben geplant?
  • Anzahl der geplanten Veröffentlichungen pro Jahr?
  • Wird Promo (auch) selbst gemacht?
  • Arbeitet das Label mit Promoagenturen?
  • Was ist das Alleinstehungsmerkmal dieses Labels? Was macht es einzigartig?

Vertriebsvertrag Vorlage mit Erläuterungen

Vertragsdauer
Man sollte sich nicht fix länger als 3 bis maximal 5 Jahre an einen Vertrieb binden, unter mindestens 1-2 Jahren wird es aber schwierig sein, die Arbeit eines Vertriebs zu beurteilen, auch wird ein Vertrieb nur ernsthafte Anstrengungen für ein Label unternehmen, wenn er eine gewisse Zeit sicher mit den Label arbeiten wird. Eine gute Möglichkeit wäre die Vereinbarung über eine kurze Vertragsdauer mit automatischer Verlängerung bei nicht fristgerechter Kündigung.

HAP
steht für Handelsabgabepreis (auch gebräuchlich die englische Abkürzung PPD von „price per dealer“), das ist der Nettopreis, um den Händler einen Tonträger vom Vertrieb kaufen können. Dieser wird vom Vertrieb festgelegt.

Kommission
Heutzutage machen die meisten Vertriebe nur noch Kommissionsgeschäfte, mit Ausnahme von sehr renommierten Labels . Da die großen Handelsketten zumeist Zahlungsziele von in etwa 60 Tagen haben, übernehmen die Vertriebe ohnehin schon eine teilweise Zwischenfinanzierung für die Labels, eine Vorfinanzierung ist den Vertrieben durch die schwieriger gewordenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aber meist nicht mehr möglich.

Downloads

Muster-Vertriebsvertrag (PDF)

Einzelhandel

Fachhandel
Das klassische Plattengeschäft gibt es immer seltener. Jahrelange Benachteiligung bei Einkaufskonditionen vor allem der Majors zu Gunsten großer Ketten wie Libro, Media Markt und Müller, die große Konkurrenz von Internetanbietern und ein allgemeiner Rückgang der Verkäufe im Tonträgerhandel, haben zu einem Sterben des Fachhandels geführt. Meist nur noch in größeren Städten, können vor allem Läden, die sich auf Nischen spezialisiert haben, überleben.

Vorteile: meist großes Repertoire auf Lager, gutes Kundenservice (z. B. spezielle Bestellungen), Kundinnen und Kunden werden noch persönlich betreut und hören auf Empfehlungen. Somit können einzelne Alben gut verkauft werden, sofern sie einzelnen Verkäufern gefallen, auch wenn sie nicht groß vermarktet werden. Oft Bereitschaft, Produkte oder Poster in Auslage oder Geschäft unentgeltlich zu positionieren.

Nachteile: selten großen finanziellen Reserven, schlechtere Konditionen bei Vertrieben (höhere Einkaufspreise, schlechtere oder gar keine Retourenvereinbarungen), weniger Kundenfrequenz, bieten nur vereinzelt sämtliche musikalischen Genres an.

Handelsketten In Österreich
Media Markt: In den meisten Filialen Vollanbieter (alle Genres). Derzeit kein Zentraleinkauf, das heißt, die Einkäufer der einzelnen Filialen dürfen selbständig disponieren, unterliegen aber strengen Kontrollmechanismen).

Libro: Größter heimischer Anbieter, allerdings fast nur Top 20 Charts-Ware, zentraler Einkauf für alle Filialen.

Müller: Zentraler Einkauf in Deutschland, auch österreichischen Filialen werden aus Deutschland beliefert.

Sämtliche Präsentationsflächen in solchen Märkten werden vermietet: ob Listening Posts, Wandregale, Aufsteller, Posterflächen – für all diese Flächen muss bezahlt werden

  • Vorteile: Großes Publikum, ausreichend Kapital für Werbung, machen auch für kleinere Labels leistbare Anzeige-Koops mit großen Medien (Kronen Zeitung, News etc.).
  • Nachteile: verlangen von Vertrieben schwer zu erfüllende Konditionen, Vertriebe mit zu wenig kommerziellem Repertoire werden gar nicht gelistet.

Internethandel
Die großen Anbieter haben gar keinen österreichischen Einkauf, wenn man keinen deutschen Vertrieb hat, kommt man bei Amazon z. B. gar nicht rein. Spezialisierte Anbieter (z. B. Juno Records) können aber durchaus auch von österreichischen Vertrieben beliefert werden.


Downloads

RELEASE IT! – Musik veröffentlichen und vertreiben (PDF)

Diese Broschüre liefert wichtige Informationen zum Thema Musikveröffentlichung und wurde von wienXtra-Jugendinfo in Kooperation mit mica – music austria erarbeitet. Auf Wunsch schicken wir die Broschüre gerne per Post zu.


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