Wie man aus der Einfachheit und mit wenigen Mitteln ein schräg-schönes, unangepasstes Poperlebnis zaubert – genau das machen POSTMAN auf ihrem nun erscheinenden neuen Album „Home“ (Cut Surface) auf richtig lässige Art vor.
Nun, eines lässt sich definitiv sagen: Den digital auffrisierten Wohlfühl-Hochglanzpop bekommt man ganz woanders geboten. Auf „Home“, dem neuen Album der Linzer Band Postman, findet man diesen nämlich nicht einmal in Spurenelementen. Was Eva Teissl, Dominik Leitner, Michael Schmid und Clemens Stöttinger – die vier Köpfe hinter dem eigenwilligen Bandkollektiv – zu ihrem Programm machen, ist eine Form der musikalischen Einfachheit, die ihre Blüten auf eine eher unangepasste denn konforme Art treibt. Der Band reichen für die Verwirklichung ihrer minimalistischen
Post-Punk-/Pop-/New-Wave-Vorstellungen der geradlinige Beat einer Drum Machine, der Sound einer eher billig klingenden Orgel und einfache Gitarrenakkorde und -melodien. Dazu gesellt sich der Gesang einer männlichen Stimme, der mehr weit als haarscharf am perfekten Ton vorbeischrammt. Und das ist es dann auch schon, mehr ist es nicht.
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Die hohe Kunst des Popminimalismus
Zugegeben, das liest sich jetzt nicht unbedingt wie die innovative Neuerfindung des musikalischen Rades, aber dennoch, das, was der eigenwillige Vierer aus Linz aus diesem Wenigen formt, und die Art, wie er die einzelnen Elemente verwebt, entwickeln doch einen ganz besonderen, anziehenden Charme. Die Nummern von Postman besitzen richtig schöne Kanten und sind von einer erfrischend unfertig wirkenden Note, die einen gerade deswegen anspricht, weil sie wirklich authentisch wirkt.
Man bekommt auf „Home“ Geschichten erzählt, die man nicht alltäglich zu hören bekommt und die ihre ganz eigene Stimmung entwickeln. Eva Teissl, Dominik Leitner, Michael Schmid und Clemens Stöttinger beherrschen das Melancholische genauso exzellent wie das Verträumte. Auch scheuen sie nicht davor zurück, auch einmal ihre dunklen und wütenden Seiten zum Vorschein kommen zu lassen.
Postman setzen auf „Home“ ihren bereits auf dem 2016er-Debüt „There“ eingeschlagenen Weg konsequent fort. Der Vierer unterstreicht einmal mehr seine eigenen Qualitäten, die – und das ist das Schöne – weit fernab des Gewöhnlichen angesiedelt sind.
Michael Ternai
Postman live
19.10.2017 Venster99, Vienna ++ ALBUM RELEASE ++
21.10.2017 Kapu, Linz
26.10.2017 Channel Zero, Ljubljana
28.10.2017 Route 66, Zagreb
29.10.2017 Sub, Graz
25.11.2017 Autonome Wohnfabrik, Salzburg
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Postman (Facebook)
Cut Surface