Nach den Wiener Philharmonikern und den Sängerknaben ist er wohl der wichtigste musikalische Exportschlager Österreichs: Wolfram! Heuer für den Amadeus- Award in den Kategorie Electronic/Dance nominiert, kann sich „Disko-Wolferl“ gute Chancen auf eine der begehrten Trophäen ausmachen. Der Preis wäre so was wie das i-Tüpfelchen einer steilen Bilderbuch- Musikkarriere. Zu gegebenen Anlass folgt nun ein mica-Märchen mit Wolfram Eckert in der Hauptrolle!
Spätestens seit seinem Debüt mit dem schlichten und einfachen Titel „Wolfram“, ist der Diskjockey in Aller Munde und Ohren. Im Gegensatz zu anderen erfolgreichen Musikerbiographien, musste der Österreicher erst mal aus der Heimat raus, um genau dort Großes zu erreichen. Nach Aufenthalten im Ausland, erfreut uns der Künstler nun hinter den Mischpults heimischer Szeneschuppen und bringt das begeisterte Publikum mit frisch aufgemotzten Eurodance-Klängen zum Abzappeln. Doch nun mal zum Anfang der Geschichte: Wolfram Eckert ist in St. Veit an der Glan geboren und wurde ebendort musikalisch sozialisiert. So war es wohl kein Zufall, dass durch die örtliche Nähe zu Tarvis, Udine und Co. dem jungen Mann der Sound von Italo-Disco schmackhaft gemacht wurde. Des weiteren sorgte die Plattenkiste des Vaters, sowie dessen Leidenschaft für Hi-Fi für zusätzlichen Musik-Input. Sythesizer-Klänge von Kraftwerk und Jean-Michel Jarre sind die Quellen, die sich über die gehörgänge in die Gehirnwindungen des jungen Wolframs eingenistet haben und gegenwärtig in den vielen Musikproduktionen des Kärntners wieder zu Ausdruck kommen. Als Sohn eines Bildhauers und einer Modeverkäuferin ist Wolfram der Weg zu außerordentlicher Kreativität und Ästhetik sozusagen in die Wiege gelegt worden. Mehr noch. Als 19-jähriger flieht der Maturant aus dem Süden nach Wien, um eine Ausbildung als Tontechniker zu beginnen. Dort wird der hübsche Jungspund als Model entdeckt, womit der Ästhetik-Begriff auch außerhalb der Musik eine Bedeutung bekommt. Ob tatsächlich Schönheit zu größerem Erfolg führt, sei nun mal dahingestellt. Auf alle Fälle war für den internationalen Aufstieg des Elektronikers eine Menge Zufall im Spiel. Wolfram war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat sich selbst das effiziente Netzwerken beigebracht.
Zu Beginn der Karriere stand ein ein Gastauftritt bei der FM4-Sendung La Boum de Luxe am Plan, wo die Auswahl der Tracks bei den Hörern und insbesondere bei Patrick Pulsinger so großen Anklang fand, dass der Produzent den DJ-Frischling prompt für einen Auftritt in New York mit ins Gepäck lud. Dort angelangt, durfte Wolfram in einem Club sein Können unter Beweis stellen. Aus dem Können wurde dann ein richtiger Geschäftsdeal und so blieb der Kärntner gleich als Resident-DJ für ein halbes Jahr lang im Big Apple, pflegte die richtigen Kontakte mit den richtigen Leuten und darf nun keinen geringeren als Moby zu seinen Bekanntschaften zählen, der in einem Interview über den Österreicher meinte: „Wolfram is much cooler than I’ve ever been or will ever be“. Und weil Wolfram eben so cool ist, kann er Größen wie Princess Superstar und James Murphy zu seinen Projekt-Kollegen zählen. Ja, selbst neben Lady Gaga durfte er auflegen.
Nach ersten Veröffentlichungen unter der Pseudonymen Diskokaine und Marflow, kehrt er mit seinem Debüt-Album zu seinem echten Namen zurück. Die Platte „Wolfram“ die genau vor einem Jahr den Weg in die Öffentlichkeit fand, wurde im DIY-Verfahren im Wohnzimmer-Studio in Wien produziert. Neben eingängigen Hits, die sehr dazu einladen das Tanzbein zu schwingen, kommen auch elektronisch verträumte Klangspielereien nicht zu kurz. Selbst mit dem Fakt im Hintergrund, dass Eurodance-Legenden Haddaway, sowie der 80er-Diskoboy Paul Parker auf der Platte zu hören sind, kann von Plumpheit und Retro-Kitsch keine Rede sein. Schon alleine deshalb nicht, weil auch Andrew Butler, Kopf der amerikanischen Neo-Disco-Stars Hercules & Love Affair eine Gastbeitrag leisten durfte. Alles in allem weiß Wolfram ganz genau was er tut. Mit seinem Gespür für allgemeines Wohlgefallen in Sachen Akustik, mag es nicht verwundern, dass er auch in Moskau, Warschau, Tokyo, Berlin und überall sonst auf der Welt für gut gefüllte Clubs sorgt. Es gleicht fast einem Mysterium, wie es der Österreicher schafft im großzügigen Repertoire des Elektro-Trash nur die schönsten Klangperlen herauszupicken. Obwohl er sogar ein bisschen so aussieht wie das Ebenbild Jesus, blieb ihm bislang die Gabe verwehrt, an mehreren Orten gleichzeitig zu erschienen, um die Hörerschaft mit seinem extravaganten Elektrokolorit zu segnen. Der Adonis unter den heimischen DJs, der unbestrittene Beau der Elektro-Schickeria lässt es sich auch diesen Sommer nicht nehmen, wieder ordentlich an den Knöpfen zu drehen. So wird er gleich im Anschluss an die Amadeus Awards ein Set zur Saison-Eröffnung des äußerst frequentierten Techno Cafes im Volksgarten-Pavillon spielen. Eventuell wird dann eine Trophäe das Mischpult zieren. Man wird sehen, ob auf dieses Märchen ein Amadeus-Happy-End folgt … (bw)
Fotos © Elsa Okazaki und Nikolas Kern