Porträt: UAJO

Das Upper Austrian Jazz Orchestra (UAJO) gehört neben Nouvelle Cuisine und der Jazz Big Band Graz zu den ganz großen Jazzklangkörpern Österreichs.  Die Gründung geht zurück auf das Jahr 1991 als sich Musiker mit oberösterreichischen Wurzeln bzw. einem oberösterreichischen Naheverhältnis dazu entschlossen haben eine eigene Big Band zu gründen. Zu den aktuellen Mitgliedern zählen Andreas Pranzl, Gerd Rahstorfer, Simon Plötzeneder und Manfred Paul Weinberger in der „Trumpet Section“, Dominik Stöger, Robert Bachner, Hermann Mayr und Karl Wagner in der „Trombone Section“, Robert Friedl, Franz Bachner, Christian Maurer, Robert Müllner und Andreas See in der „Saxophone Section“ sowie Helmar Hill am Piano, Primus Sitter an der Gitarre, Christian Wendt am Bass und Alfred Vollbauer am Schlagzeug die gemeinsam die „Rhythm Section“ bilden. Als roter Faden durch die mittlerweile mehr als 20-jährige Geschichte des Orchesters zieht sich die Erarbeitung unterschiedlicher Projekte teils mit renommierten Gastkomponisten und Musikern.

Erste mediale Aufmerksamkeit erlangte das UAJO 1992 als zweiplatzierte Big Band des „Billa Big Band Contest“. Das Finale dieses Wettbewerbs wurde damals noch live aus dem großen Saal des Wiener Konzerthauses übertragen. Ab 1994 wechselte das Orchester auf die nicht minder bedeutende Bühne des Porgy & Bess und bestreitete dort als Stageband zwei Jahre lang Konzerte quer durch die gesamte Big Band Literatur. Dieses Engagement verhalf dem Orchester in der österreichischen Jazzszene rasch zu großer Bekanntheit.

Für das erste namhafte Projekt gelang es dem UAJO im Herbst 1995 den kanadischen Trompeter und Komponisten Kenny Wheeler zu gewinnen. Nach einer Tournee durch Österreich, Deutschland und Polen wurde auch schon die erste Doppel-CD „UAJO plays the music of Kenny Wheeler“ mit ausschließlich von Kenny Wheeler komponierten Stücken eingespielt. Sämtliche Kompositionen wurden dem Orchester gewidmet und teilweise auch neu für dieses geschrieben. Die CD wurde 1996 beim „Internationalen Big Band Festival in Lasberg/OÖ“ präsentiert und bei einer ausgiebigen Tournee in Österreich beworben. Ein Meilenstein in der Geschichte des UAJO war sicherlich die darauf folgende Einladung zu sieben der größten internationalen Jazzfestivals in Kanada u.a. nach Toronto, Vancouver und Montreal. Die äußerst erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kenny Wheeler wurde in den Folgejahren noch bei einzelnen Tourneen fortgeführt.

Beim Folgeprojekt konzentrierte sich das Orchester ganz auf die Kreativität der eigenen Musiker. Dem Wunsch folgend, mal etwas ganz Neues und abseits der üblichen Trampelpfade der Big Band Literatur zu schaffen, wurden elf von den Mitgliedern des UAJO eigens komponierte Stücke zu einem schillernden Programm zusammengefügt. Ohne stilistische Einschränkungen präsentierte die Big Band so ihre eigene Sichtweise der zeitgenössischen orchestralen Musik. Wobei  hier auch bewusst bei einigen Kompositionen auf den Begriff Jazz verzichtet wurde. Nach zahlreichen Konzerten in Österreich, Italien, Slowenien und der Slowakei wurde das Programm auf CD gebannt und Anfang 1999 unter dem Titel Upper Austrian Jazz „Composers“ Orchestra „La Lampe Philosophique“ veröffentlicht.

Gleich im Anschluss kam es zu glücklichen Zusammentreffen mit zwei Giganten des Jazz. Einerseits mit dem Tenorsaxophonisten Johnny Griffin dessen Kompositionen von Musikern des UAJO neu interpretiert wurden und andererseits mit dem Trompeter und Arrangeur Jack Walrath. Letzterer, außerhalb der Szene vielleicht nicht Jedermann und Jederfrau sofort ein Begriff, spielte u.a. in der Band von Ray Charles, im Motown Orchestra, sowie mehrere Jahre mit Charles Mingus dessen Big Band er nach seinem Tod leitete. Nach der Tournee durch Österreich und die Schweiz wurde gemeinsam mit Jack Walrath das Album „You got my wife, but I got your dog – feat. Jack Walrath“ aufgenommen, das 2003 zum Hans Koller Preis in der Kategorie „Beste CD des Jahres“ nominiert wurde.

Im Rahmen des Jazz-Art-Festivals in Wels und des Radiokulturhauses in Wien, begann 2000 eine langjährige Zusammenarbeit mit dem britischen Jazzmusiker, Arrangeur und Komponisten Michael Gibbs der u.a. mit Buddy Rich, Joni Mitchell, Jaco Pastorius oder Whitney Houston zusammengearbeitet hat. Es folgten seither regelmäßige Einladungen zu namhaften Festivals in Europa mit für das UAJO speziell von Michael Gibbs arrangierten Programmen. So etwa mit einem Glenn Miller Feature oder aber bekannten Klassikern der Swing-Ära die auch unter den Titeln „101 Years Glenn Miller“ (2005) sowie „Swing & All That Jazz“ (2012) auf CD veröffentlicht wurden.

Einen kurzen Abstecher in die Welt der Klassik genehmigte sich das UAJO Ende 2001 mit dem Programm „Deference to Anton Bruckner“. Im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es bereits zahlreiche  namhafte KomponistInnen und MusikerInnen die den Versuch wagten, eine Brücke zwischen Klassik und Jazz zu schlagen bzw. die sich auf den Weg des von Gunther Schuller geprägten Begriffs „Third Stream“ begeben haben. So auch das UAJO. Die Aufgabe bestand darin, Kompositionen zu entwerfen, die von Anton Bruckners symphonischen Werken inspiriert sind. Neben den Musikern steuerten dabei auch  Kenny Wheeler und Michael Gibbs Arrangements und Kompositionen für die gleichnamige CD bei.

Nach drei Konzerten mit der Posaunenlegende Slide Hampton 2002 in Wien, Graz und Linz, begann 2003 das erste einer Reihe von Projekten, das sich mit der Verarbeitung von literarischen Werken bzw. Sprache im Allgemeinen in Kombination mit Jazz beschäftigt.  So verarbeitete man im Programm „Dessöwe Aundas oder Thomas Bernhard groovt“ Textpassagen und Stilmittel des Schriftstellers Thomas Bernhard, experimentierte mit den bekannten Golowin-Liedern und Jazzkompositionen Friedrich Guldas, die von Willi Resetarits und Paul Gulda mit Orchesterbegleitung vorgetragen wurden, erarbeitete gemeinsam mit Tini Kainrath auf Grundlage dieser Lieder und ergänzt durch weitere Wiener- und Oberösterreichische Volkslieder das Programm „Wein, Weib und Gesang“ und vertonte Texte junger österreichischer AutorInnen im Programm „Song-Song oder 7 Musen und 4 Laster“ mit wortgewandter Unterstützung von Tini Kainrath und Ali Gaggl. Im aktuellen Projekt unter dem Titel „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“ oder „Eine kleine Betrachtung für großes Orchester“ arbeitet das UAJO mit dem Kabarettisten Gunkl zusammen, der sich der schwierigen Aufgabe stellt, die erklingende  Musik als solches in Worte zu fassen.

Wie wir gesehen haben, handelt es sich beim UAJO um einen sehr umtriebigen und experimentierfreudigen Klangkörper, der sich weit über den Tellerrand des klassischen Jazz hinauslehnt und von den umliegenden unter manchen Hardlinern gar als verboten geltenden musikalischen Früchten nascht. Wir können gespannt sein, welche neuen und noch unerforschten Richtungen das Orchester in Zukunft einschlagen wird.

UAJO by Wolfgang Grossebner

http://www.toene.at/uajo/