Porträt: Tracker

So wie man in den Berg hineinruft so schallt es hinaus. Nicht so in den Tiroler Alpen! Denn dort ertönt der Nachhall mit einer Wucht, die es in sich hat und noch weit über die österreichischen Grenzen Spuren zieht. Was hat es mit diesem mysteriösem Echo auf sich? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, muss man tief in den Untergrund der österreichischen Musiklandschaft eintauchen und erhält nach ausgiebiger Feldforschung des Rätsels Lösung. Die Kernzone des Schall-Auslösers befindet sich im Herzen Innsbrucks, genauer gesagt in einem Proberaum, wo man allerdings nicht auf eine griechische Nymphe stößt, sondern auf 3 Musiker, die sich unter dem Pseudonym Tracker für  gewaltige Ortsbeschallungen verantwortlich zeigen.

Die Formation verbreitet im weitläufigen Sinne eine Resonanzwolke staubigen Desert-Rocks, die in Anbetracht des zumeist schneebedeckten Hochplateau-Umfelds etwas merkwürdig erschienen mag, dennoch der Tatsache entspricht. Seit 2003 basteln Martin Fuchs, Daniel Walter und Max Mühlbacher an einer exorbitanten Klang-Kulisse, die es ohne weiteres mit jener ihres nahen Umfeldes aufnehmen kann. Denn so wie die Bergwelt mit ihren schneebedeckten Gipfeln und schroffen Felsen für manchereins einen exotischen Eindruck macht, so tut auch die Musik von Tracker ihr übriges, um aus dem gewöhnlichen Rahmen zu fallen. Dies mag einerseits mit der speziellen Instrumenten-Auswahl des Trios zu tun haben, andererseits mit dem Umstand, dass Tracker gezielt mit gängigen Genre-Kombinationen zu brechen scheinen. Somit geht die Bandbreite an Stil-Variationen, denen sich die Tiroler zuwenden, ins Unendliche. Um ihre Soundcollage dennoch auf irgendeinen Nenner zu bringen, bezeichnet Tracker ihr Kunstschaffen als reduzierte, wuchtige und dennoch melodiöse Rockmusik. Jene hat die Formation bisweilen auf 2 EPs und ein Album gepackt. 2006  läutete die Band mit „Improving Madness“ den Anfang ihrer Musiklaufbahn ein. Drei Jahre später folgte mit „Man Made Noise“ eine dermaßen krachende Fortsetzung, dass – obwohl der Tonträger offiziell gar nicht erhältlich war – sogar das FM4 Programmformat „house of pain“ für regelmäßige Rotation des Songs sorgte. Diesen einschneidenden Moment nahm die Band zum Anlass, sich auf die Suche nach einem Label zu machen, welches sie schließlich bei „Sulatron Records“- einem in Deutschland beheimateten und auf  Psychedelic- und Krautrock spezialisierten Label- fanden.

Tracker – Tight Fit by mica

Dort scheint die Combo bislang sehr gut aufgehoben zu sein. Immerhin wird sie für ihre Kreationen von eingefleischten Sulatron-Fans hoch geschätzt. Man stößt schließlich nicht jeden Tag auf eine Band, die für das Erzeugnis von Klangskultpuren auf dermaßen exotische Instrumentation setzt. Effekt-Experimente stehen bei Tracker  nämlich an oberster Stelle. Und so basteln die Tiroler als waschechte Hobbytüftler gerne selbst an ihren Musikapparaten, haben unter anderem eine Fuzzbox gebaut, bedienen sich Synthie- Klängen durch App-Spielereien ihrer Smartphones und – um den Lo-Fi Gedanken noch auf ein Maximum zu treiben –  findet selbst ein Kaossilator seine Verwendung. Dem Sound wird entsprechender Ausdruck verliehen, indem man auf eine Dezimierung der Vokals setzt und sich dafür lieber ausufernden und wiederkehrenden Instrumentalpassagen bedient.

Mit “How I Became An Alien“ hat die Band vor zwei Jahren ihren ersten Longplayer veröffentlicht, der nicht minder wie schon die beiden EP-Vorgänger eine kontrastreiche Fusion aus  Psychedelic Stoner-Rock, Blues, Space Sound und Noise bildet. Kommerzielle Musik hört sich freilich anders an, doch gerade deshalb findet Tracker in einschlägigen Kennerkreisen  große Beachtung. „How to become an Alien“ wurde in internationalen Szenemagazinen durchwegs beifällig rezensiert und Musikjournalisten kamen aus dem Staunen nicht heraus, als sie erfuhren, dass sich die Wurzeln der Band weder in Kalifornien, noch im Umfeld von Seattle befinden, sondern just im alpinen Kerngebiet, wo selten aber doch knarziger Noise, fetzige Gittarrenriffs und hypnotische Synhthiegeräusche aus den Lokalen dringen.

Die letzte Auftritte von Tracker, die schon als Vorband der bekannten US-Rocker …And You Will Know Us by the Trail of Dead gespielt haben, liegen schon etwas in der Vergangenheit. Im Moment arbeitet das Trio eifrigst am neuen Album. Um die Wartezeit bis zum LP-Release zu überbrücken, hat die Formation den Song „Calibration“ aufgenommen, der in Kürze als 7 inch erhältlich sein wird. (bw)

Fotos: Martin Vandory

http://www.trackerband.at/tracker/tracker.html