Porträt: Saxofour

Saxofour“, hinter diesem klingenden Namen verbirgt sich wie man schon leicht erahnen kann ein Saxophonquartett. Keinesfalls darf man sich aber dazu verleiten lassen, dabei an die gängigen, stereotypen und leicht angestaubten  Saxophonvierergespanne zu denken, die zuhauf anzutreffen sind. Führt man sich die Besetzung vor Augen, wird einem schnell klar, hier handelt es sich um kein gewöhnliches Saxophonensemble, sondern um einen der wohl bestbesetzten Klangkörper dieses Metiers. Mit  Florian Bramböck, Klaus Dickbauer, Christian Maurer und Wolfgang Puschnig betätigen sich bei „Saxofour“, „dem österreichischen Ensemble saxophonistischer Glückseligkeit“ seit nunmehr über 20 Jahren vier der profiliertesten und begehrtesten Saxophonisten Österreichs und zählen sowohl national als auch international zu den tonangebendsten Ensembles dieses Genres.

Gegründet 1991 anlässlich der „Austria Jazz Tage Vöcklabruck“, begann „Saxofour“  zunächst die mannigfaltigen Kompositionen von Florian Bramböck zu adaptieren, wobei rasch weitere Stücke und Arrangements der restlichen Mitmusiker hinzukamen. Einige der fix im Repertoire verankerten  Nummern entstanden allein beim Improvisieren, basierend auf wenigen, vorab besprochenen melodischen Motiven oder mitunter nur groben harmonischen Richtlinien. „Saxofours“ stilistischer Zugang lässt sich unter die Bereiche Experimenteller Jazz sowie Neue Improvisationsmusik subsummieren, die mit „Musik mit österreichischen Wurzeln und andere[n] ethnische Einflüsse[n]“ kombiniert werden. Detailliert ausarrangierte Passagen wechseln einander mit virtuosen Soli und groovigen Ostinatofiguren ab. Dabei lässt sich eine gewisse Tendenz heraushören, wenn es um die Erarbeitung ihres Programms geht. Mehr oder weniger bekannte Werke, Stücke, Musiktitel aber auch eigene Kompositionen dienen als Ausgangspunkt, Basis und Ideenpool für eine intensive Auseinandersetzung, Weiterentwicklung und Adaptierung. Die Kunst und Größe von „Saxofour“ besteht aber darin, diese auf den ersten Blick eher komplex und schwer anmutenden Stücke für das Publikum unterhaltsam,  leicht nachvollziehbar und vor allem interessant und packend zu gestalten. Dies geschieht durch oftmals wechselnde Instrumente untereinander, abwechslungsreiche Solo-, Duett-, Trio- und Quartettpassagen, gepaart mit Spielwitz und teils humoresken Intermezzos.  Seit ihrer Gründung spielte das Ausnahmequartett bereits mehr als 350 Konzerte und veröffentlichte knapp zehn CDs.

Recht spät aber doch wurde mit „Horns Astray“ 1998 das Debütalbum veröffentlicht, dicht gefolgt vom ersten der bisher drei auf CD erschienen Weihnachtsprogramme „Lasst uns froho uhund munter sein“ im Jahre 2000. Im selben Jahr wurde das Quartett außerdem zum Anlass eines Auftritts beim Jazzfestival Saalfelden um eine Rhythmusgruppe mit keinem geringeren als Jojo Mayer am Schlagzeug, Robert Riegler am Bass und Rick Iannacone an der Gitarre erweitert. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der Geburtstagsfeier des Doyen des österreichischen Jazzsaxophons Hans Koller 2001, wurde der Ruf aus dem Ausland bereits so laut, dass „Saxofour“ im Anschluss die ersten internationalen Konzerte in Frankreich und Marokko absolvierte.  Der Schaffensdrang war enorm und so wurde kurzerhand 2002 das dritte Album „Vocalizing Reeds“ sowie das zweite Weihnachtsprogramm „Reindeer Games“ auf den Markt gebracht. Dem noch nicht genug, wurde dies durch eine weitere Tournee durch österreichische, belgische und italienische Gefilde komplettiert.

Nun begann eine Phase die mit der Kollaboration mit Jojo Mayer, Robert Riegler und Rick Innacone bereits wenige Jahre zuvor eingeleitet wurde. „Saxofour“ begann sich verstärkt mit teils sehr unterschiedlichen Projekten auseinanderzusetzen indem GastmusikerInnen und KünstlerInnen in den erlesenen Kreis der vier Holzbläser aufgenommen wurden. Allen voran ist eine „der wohl größten und signifikantesten Jazzstimmen Europas“ zu nennen, der das Ensemble einen wesentlichen Bekanntheitsschub zu verdanken hat. Die Rede ist von keiner geringeren als der aus Lissabon stammenden Jazzsängerin Maria João. Das Debütprogramm wurde 2002 bei den Gmundner Festwochen der Öffentlichkeit präsentiert und kurze Zeit danach live aus dem Wiener Porgy & Bess von der European Broadcast Union (EBU) in alle europäische Länder ausgestrahlt. Es folgten die beiden CDs „European Christmas“ 2004 und „Cinco“ 2005 sowie zahllose Konzerte im In- und Ausland. Ebenfalls von Maria João initiiert wurde das Projekt „Our Favourite Filmsongs“ das 2007 auf der gleichnamigen CD erschienen ist.

Mit dem Percussionisten Don Alias holte sich „Saxofour“ einen weiteren Giganten des Jazz in die eigenen Reihen, mit dem 2003 eine ausgiebige Tournee unternommen wurde. Das vielbeachtete Programm wurde zum 20-jährigen Bestehen der Band 2011 auf der Jubiläums-DVD „Gimme Some of That“ veröffentlicht. Die Musik Paul Urbanek’s stand im Mittelpunkt eines weiteren Projekts das gemeinsam mit Gerald Preinfalk auf der CD „Stream 5“ verewigt wurde.

In eine gänzlich andere Richtung verschlug es das Quartett schlussendlich beim Programm „Das Haus in meinem Kopf“, das  in Zusammenarbeit mit dem Kinderbuchautor Martin Auer erarbeitet wurde. Die Prämiere fand 2004 im Wiener Konzerthaus statt. Wie viele andere MitmusikerInnen auch, wollte sich „Saxofour“ die Gelegenheit nicht entgehen lassen, ihren ganz persönlichen Beitrag zum Mozartjahr 2006 zu leisten, indem sie bekannte Stücke, Arien und Themen des Genies Mozart mit der „bewährten, ureigenen saxofourfrischen“ Art und Weise ins Hier und Jetzt holten. Die dabei entstanden Kompositionen wurden 2010 auf der CD „Die Zaubertröte“ herausgebracht.

Trotz der aktuell eher sporadischeren öffentlichen Präsenz, gebührt „Saxofour“ für das über 20-jährige Bestehen Hochachtung und man kann nur hoffen, dass ihnen noch lange nicht die Puste ausgeht. Gemäß ihrem Kredo auf der CD „Our Favourite Filmsong“: „We want more“.
Georg Demcisin

Foto Saxofour: Vladimir Yurkovic

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