Was wie ein Feng Shui-Tipp klingt, ist eine griffige Idee, Authentizität zu leben. Mit dem schwungvollen Namen Ramsch und Rosen spielt sich ein Musikerduo mit dem Charme der guten alten Zeit originärer Volksmusik und der musikalischen Abenteuerlust der Jugend in die Ohren von denen, die es schon immer gewusst haben: Echte Volksmusik die nichts mit „Sich-Verbiegen-für-den-Umsatz“ zu tun hat, ist populärer denn je, hat viel mit Improvisation und Spontanität zu tun, spricht jugendlich an und spiegelt „unseren“, über die Grenzen hinweg berüchtigten Humor wieder (schwarz, direkt, frech, nicht pathogen, doch augenzwinkernd).
Die sehr talentierten Zwei, nämlich Julia Lacherstorfer und Simon Zöchbauer, haben ihr Handwerk u. a. in verschiedenen Institutionen verfeinern und ausbauen können (Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien etwa), ihren Ideen in verschiedenen Bands Ausdruck verliehen und in Orchestern Erfahrungen gesammelt. Dass sie sich, mit den Tools von Jazz bis Klassik im Gepäck, nun auf die echte Volksmusik konzentrieren und sie neu auflegen, sagt schon viel über die Qualität der Weltmusik aus dem Land, dessen größter Exportartikel (klassische) Musik ist, aus und den guten Geschmack der zwei.
Anfangs ging es wohl um das Lebendighalten bedrohter Klangschätze, aber immer auch um aktuelle Spielideen in den kribbeligen Fingern. So komponieren sie natürlich auch selber, weil diese Art der Musik offensichtlich einen hohen Inspirationsfaktor besitzt (nicht umsonst hielt sie sich, im Gegensatz zu manchen schnell vergessenen Hits jahrhunderte- um nicht zu sagen gefühlt jahrtausendelang).
Teufel, da wird aufgegeigt!
Da stellen/setzen sich zwei Künstler auf die Bühne, Stimmbänder geölt, Zither platziert, Geige und Bratsche geschärft, Füße mit Schellen bestückt, Trompete poliert, gerade Körperhaltung und ab der ersten Sekunde, in der aufgespielt wird, ist der Raum erfüllt von lustvollem Tönen, das die ZuhörerInnen fesselt. Erstens beherrschen sie ihre Instrumente überaus tadellos, zweitens ist ihr Gesang harmonisch und herzlich selbstbewusst und drittens wird man mit „gschmackigem“ Neuarrangierten (teilweise auch in Texten) konfrontiert und zum Mittun bezirzt (was man in den Volksmusiksessions z. B. in Wien geschehen lassen kann, wo man die beiden möglicherweise hautnah antrifft). Teufel, da wird aufgegeigt!
Die Oberösterreicherin Julia Lacherstorfer (Gesang, Geige, Bratsche, Schellen) musiziert neben Ramsch und Rosen in Bands wie Alma, Neuschnee, Esmiraldas Taxi, Aasgeiger, Aufstrich u. a. und der gebürtige Herzogenburger Simon Zöchbauer (Gesang, Trompete, Zither, Shruti Box, ein indisches Instrument) findet sich in der Formation „Federspiel“ wieder bzw. wirkte im Bühnenorchester der Wiener Staatoper, dem Wiener Kammerorchester, dem Orchester der Wiener Volksoper und der Haydnphilharmonie mit.
Musik mit Aufstampfimpuls
„Improvisieren ist immer das Menü des Tages“ hat schon Geigengenie Andi Schreiber treffend formuliert und dass das auch für populare Volksmusik gilt, wird hier wieder einmal deutlich. Sich gefällig nach Können und Gutdünken musikalisch auszutoben ist eigentlich eine schon immer dagewesene Sache, wenn man es wagt, sich einzulassen auf die tänzerischen Stücke, oft ungeraden Tanzarten mit starkem Aufstampfimpuls, die Landler, Schleunigen, Boarischn, Jodler und Dudler… Es ist eine Freude, wie Ramsch und Rosen ihre und aller (Welt-)Musik inszenieren und zelebrieren!
Alexandra Leitner
http://www.ramschundrosen.at