Dieses Portrait bildet den Auftakt einer kurzen Serie von verschiedenen Artikeln aus der Sicht der 17-jährigen Praktikantin, aus meiner, Ada Karlbauer, in der es überwiegend um persönliche Blickwinkel auf das österreichische Musikgeschehen geht, vor allem jedoch um Musiker, mit welchen ich mich auch privat auseinandersetze oder setzen möchte, angefangen mit dem vielschichtigen Klangspektrum von Radian.
Die österreichische Dreierformation Radian: John Norman am Bass, Martin Brandlmayer am Schlagzeug und Computer, sowie Stephan Nemeth am Synthesizer und Computer, sind Klangforscher. Auf den ersten Blick, ist diese Tatsache jedoch noch nicht ganz ersichtlich, denn rein optisch und konzeptuell gesehen entsprechen Radian der Vorstellung einer klassischen Band. Alsbald die drei Musiker beginnen ihre Musik zu spielen, fällt es allerdings schwer, dieser Vorstellung noch Beachtung zu schenken, denn die Klangkulissen von Radian grenzen beinahe an ein Live-Klang-Experiment, in dessen Zentrum vor allem die Gegenüberstellung von Kontrolle und Kontrollverlust steht und in das man fast unmerklich nach kürzester Zeit mit einbezogen wird. Die musikalische Vielfalt lässt sich schon an ihren Haupteinflüssen wie etwa Paul Klee, Anton Webern, Pan Sonic, J. S. Bach, Prince, Gérard Grisey und anderen erahnen. Aus den scheinbar alltäglichen und kaum bemerkbaren Geräuschen werden Klangflächen erzeugt, deren Ursprung man lediglich mit absoluter Aufmerksamkeit zurückverfolgen kann. Die Mischung aus Post-Rock, elektronischen Elementen sowie etwas Jazz, umrahmt mit live eingespielten Instrumenten und Momenten der Stille lässt sich sprachlich nur schwer auf den Punkt bringen. Sogar gewisse Parallelen zu dem Genre Clicks & Cuts, das sich Anfang der 1990er Jahre etabliert hat, sind erkennbar. Alles in allem erinnert die Musik fast schon an eine strenge wissenschaftliche Recherche oder auch an Klangforschung unter dem Mikroskop.
Vor allem durch die Idee an den Rändern dessen zu forschen, was von der Allgemeinheit als Musik bezeichnet wird, und diese Ränder in einen breiten popkulturellen Kontext einzugliedern, erlangte das Trio mit ihrem selbstbetitelten Debüt 1998 bereits nach kurzer Zeit Anklang bei internationalen Rezipienten. Durch den Wechsel zu dem Label Mego Records zwei Jahre später und der Veröffentlichung ihres darauffolgenden Albums „TG11“ wurde das Interesse des Publikums noch verstärkt und führte dazu, dass Radian vom US-amerikanischen Label Thrill Jockey unter Vertrag genommen wurden.
Das internationale Echo war nun kaum mehr zu überhören und die Formation veröffentlichte bei Thrill Jockey bis hin zum Jahr 2009 drei weitere Alben. „Chimeric“ ist ihr zuletzt erschienenes Werk, welches Radian nach einer zweijährigen Live-Spielpause publizierte, sollte eine leichte Abweichung ihres bisherigen stoischen musikalischen Musters werden, insofern ist dieses reich an Freiräumen und mit weniger konzeptuellem Zwang behaftet. Die Dynamik stellt hier die Kontrolle in den Hintergrund, trotz alldem bleibt der Stil Radians unverkennbar.
Auch abseits des Bandprojekts Radian zeigen alle drei Mitglieder starken Gefallen an der Verwirklichung ihrer Ideen, sowohl als Solisten wie auch als Formationen mit anderen Künstlern. So entstanden etwa die Projekte Trapist, Kapital Band 1, Lokai und einige andere. Im Bereich Film haben sich Radian ebenso einen Namen gemacht – als musikalische Begleitung für diverse Kurzfilme und Live-Untermalungen von Experimentalfilmen, aber auch eine kaum vorstellbare Kollaboration mit dem US-amerikanischen Singer-Songwriter Howe Gelb zählt zu ihrem Repertoire.
Foto: Klaus Vyhnalek
http://www.radian.at/