Porträt: Nifty`s

Die Nifty`s waren eigentlich von Beginn an schon eine Band, die musikalisch ihren ganz eigenen Weg verfolgt hat. 1999 gegründet, hat sich die heute vierköpfige und vielfach ausgezeichnete Formation in ihrem Tun niemals von irgendwelchen stilistischen Fragen leiten oder einschränken lassen. Ein Umstand, der sich natürlich auch in dem bis heute zelebrierten und ungewöhnlich vielschichtigen Sound niedergeschlagen hat. Die klangliche Basis, auf welcher die Musik der sich um den Gitarristen und Komponisten Fabian Pollack scharrende Truppe fußt, ist der Klezmer, welcher aber durch das scheuklappenbefreite Zutun der Beteiligten in eine ungemein facettenreiche und von allen verstaubten Traditionen losgelöste Form der Weltmusik verwandelt wird, die letztlich auch in keine einzelne Schublade so richtig hineinpassen will.

Und genau aus diesem Grund wird diese Truppe auch allerorts so hochgeschätzt. Die Nifty`s, benannt nach dem im polnischen Galizien geborenen und in New York verstorbenen jüdischen Ausnahmeklarinettisten Naftule Brandwein (1889-1963), auch genannt Nifty, bieten nämlich genau diesen etwas anderen und unverwechselbaren Klang an, der sich eben nicht im Sog des tausend Mal Gehörten verliert. Fabian Pollack und seine Kollegen Michael Bruckner (Gitarre), Dominik Grünbühel (Bass) und Mathias Koch (Schlagzeug) durchwandern vollkommen befreit von allen vermeintlichen stilistischen Begrifflichkeiten und mit einem ausgeprägten Hang zum Experiment wagemutig das weite Universum der Musik mit dem Ziel, aus all den vielen verschiedenen Spielformen, Versatzstücken und Elementen sich ihre eigene, unverkennbare und unberechenbare Sprache zusammenzubasteln.

Es scheint fast so, als würden sich im eleganten, aber doch auch hochenergetischen und universellen Sound der 2006 mit dem begehrten Newcomer World-Musik Preis ausgezeichneten Nifty´s, wie auf ihren beiden von allen Seiten abgefeierten Alben „Takeshi Express“ (2007) und „Naftularasa“ (2009) zu hören war, die Klangtraditionen aus Ost und West die Hände reichen und der Klezmer, die ursprüngliche jiddische Musik, nach langer Suche seine Liebe zum Jazz, Pop, Surf-Rock, Metal, Polka, Funk, Ethno, Ska, Reggae, Country und anderen Genres entdecken. Wie immer man das, was die heute vier Niederösterreicher entstehen lassen, letztlich auch benennen mag, New Klezmer, moderne stileübergreifende Weltmusik oder was auch immer, keine dieser Bezeichnungen trifft den Kern der Sache wirklich exakt.

Was für Fabian Pollack, Michael Bruckner, Dominik Grünbühel und Mathias Koch, die allesamt in namhaften heimischen Projekten involviert sind, aber ohnehin vielmehr im Vordergrund steht, als irgendeiner bestimmten Kategorie zugeschrieben zu werden, ist, mit ihrer Musik die Leute zu anzusprechen, sie mit Stücken zu konfrontieren, die getragen von einer unbändigen Spiellust und einem außergewöhnlichen instrumentalen Können einfach dazu animieren, sich mit ihnen auseinanderzusetzten und sie einfach wirken zu lassen. Es ist der Spagat zwischen Anspruch und einer gewissen Partytauglichkeit, welcher von diesem Vierergespann vollzogen wird, die Musik geht in die Tiefe, besitzt aber doch auch viel Humor, was ihr viel von ihrer Ernsthaftigkeit nimmt.

Das von den Nifty`s Dargebotene steht für ein Hörerlebnis, welches, niemals wirklich vorhersehbar, immer auch zu überraschen vermag. Besonders live auf der Bühne weiß das Quartett, das auch das interaktive freie Spiel zu schätzen weiß, die vermeintlich vorgezeichneten Wege virtuos zu verlassen. Mit dem Willen und der Fähigkeit, die eigene Klangsprache stets neu zu definieren, darf angenommen werden, dass die Band noch lange nicht am Ende der kreativen Fahnenstange angelangt ist. Man darf also mehr als gespannt sein, wohin die Reise die vier Niederösterreicher noch so überall hinführen wird. (mt)

Foto Nifty`s ©Bruckner-Weinhuber/Murauer

http://niftys.klingt.org/doc/start.php?naviaktiv=1