Porträt: Netnakisum

Volksmusik in einem komplett neuen Kontext stellt das nunmehrige Damentrio Netnakisum. Liest man den Namen der steirischen Formation von hinten nach vorne, bedeutet dieser nichts anderes als Musikanten. Und solche sind die drei Damen Magdalena Denz, Marie-Theres Härtel und deeLinde hervorragende. Ziel dieses außergewöhnlichen Streichertrios ist es, die volkstümliche Musik von herkömmlichen und althergebrachten Klischees zu befreien und sie in einem ganz neuen und zeitgemäßen Gewand erstrahlen zu lassen. Am 1. April erscheint mit “Das Geheimnis der Alpenstube”(Geco) das nunmehr dritte Album der Band. Hierbei handelt es sich um ein Bergdrama von Markus Kupferblum, welches von den Musikerinnen von Netnakisum musikalisch vertont worden ist. Aus Anlass des Erscheines des neuen Stückes starten die drei Damen auch sogleich eine ausgedehnte Konzertreise durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.

Netnakisum blickt inzwischen auf eine über sechsjährige Geschichte zurück. 2004 von Hermann Härtel jun. (1.Geige), Magdalena Zenz (2.Geige), Marie-Theres Härtel (Bratsche) und Linde Härtel (Cello) gegründet, setzt sich das Quartett das Ziel, das bereits vorhandene Tanzmusikrepertoire einer Art Erneuerung zu unterziehen. Die Volksmusik, wie man sie kennt, sollte aus ihrem engen traditionellen Korsett befreit und mit anderen Musiken und Stilen aus allen Ecken der Welt zusammengeführt werden. Quasi eine Art unkonventionelle Brauchtumspflege.

Die von ihrem Musikverständnis her sehr offene Truppe zeigt keinerlei Berührungsängste und beweist Mut zum Risiko. Die vier MusikerInnen bedienen sich aus dem überaus reichen Fundus asiatischer Klänge, genauso wie aus dem traditionellen Liedergut Südamerikas und Europas. Unkonventionell wie man dem Eigenverständnis nach ist, wird gejodelt und geschrammelt was das Zeug hält, Geigen werden schlicht und einfach zweckentfremdet und zu einer Gitarre oder Zither umfunktioniert, je nachdem wie es die Stücke verlangen. Stilistisch setzt sich das Quartett sowieso keine Grenzen. Mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit tätigen Netnakisum Ausflüge in andere Musikgenres wie etwa Jazz, Rock, Funk oder den irischen Folk.

Netnakisum – Spider Dreams by mica

Nein, mit der ursprünglichen Volkmusik hat das Ganze nicht mehr viel zu tun, Hermann Härtel, Magdalena Zenz, Marie-Theres Härtel und Linde Härtel entwerfen eine vollkommen neue und ungemein international klingende Version von Weltmusik. Was viele andere Ensembles oftmals nicht schaffen, nämlich ihren eigen unverkennbaren Stil zu finden, ist Netnakisum schon nach kurzer Zeit gelungen. Die nach eigener Definition “verdrahten Musikanten” absolvieren in Folge unter anderem Auftritte beim „Drumherum Festival“ in Regen, in Brüssel und im Wiener Konzerthaus. Egal wo das Streichquartett auch aufspielt, das Publikum zeigt sich allerorts von der mitreißenden und spritzigen Performance beeindruckt und begeistert.

2006 dann der erste Besetzungswechsel. Hermann Härtel jun. verlässt  Gruppe und wird an seiner Position der ersten Geige durch Magdalena Zenz ersetzt. Zum Ensemble neu hinzustößt Johanna Kugler an der 2. Geige. Ein Jahr darauf erfüllen sich die vier Musikerinnen mit ihrem ersten Album einen langehegten Traum. Auch die Kritiker des Landes zeigen sich von der Qualität des Outputs begeistert und feiern das Erstlingswerk mit Lobeshymnen ab. Wiederum folgen zahlreiche Auftritte im In- und Ausland, wie etwa im Radiokulturhaus Wien, im Porgy&Bess, beim Donauinselfest Wien, im Konzerthaus Wien, im Orpheum Graz, beim Tollwoodfestival in München, in Portugal, in der Schweiz, in Deutschland und in Irland.

Im Herbst 2009 veröffentlicht das Streicherinnenquartett sein zweites Album „Nutville”. Abermals zeigen sich die Kritiker begeistert. Den vier steirischen Damen gelingt abermals auf spielerische Art und Weise der Spagat zwischen Anspruch und Spaßfaktor. Die Stücke erklingen facettenreicher denn je und offenbaren zudem einmal mehr die hohen songwriterischen Qualitäten der Truppe. Mit einem fulminanten Konzert im Wiener Ost-Klub wird eine überaus erfolgreiche Konzerttour eingeläutet, welche mit einer nicht weniger unterhaltsamen Silvestergala im Brucknerhaus Linz endet.

Nur wenig später beginnt für die Gruppe eine „neue Ära“. Johanna Kugler verlässt mit Jahresbeginn die Gruppe und aus dem Quartett wird ein Trio. Die Trennung, so wird betont, ist freundschaftlich abgelaufen. Das erste Album im Trioformat eingespielte Album erscheint im April 2011 und trägt den Titel “Das Geheimnis der Alpenstube”(Geco). Am selben Tag starten Netnakisum auch eine ausgedehnte Tour durch den deutschsprachigen Raum. (mt)

Fotos: J. Wessely

http://www.netnakisum.at