Große künstlerische Ambitionen werden derzeit in der österreichischen Musiklandschaft an den Tag gelegt. Es reicht schon lange nicht mehr aus , in den Gefilden eines einzigen Genres dahin zu dümpeln. Das Vorhaben der heimischen Szene liegt gerade darin, sich auszuprobieren, alle Facetten des produktiven Schaffens vorzuführen und den Modus der Konstante so schnell wie möglich auszuschalten. Es scheint, als verschwimmen die Grenzen zwischen Avantgarde, Indie und Pop immer undeutlicher. Einer, der diese Reise durch die diffuse Welt der Klänge unternimmt, nennt sich Stephan Sutor. Nach vielen Bandprojekten, widmet sich der in Wien lebende Musiker nun seiner Solokarriere. Seit 2008 ist er aktiv als Lost in Desire tätig und wühlt tief in der Genre-Schublade nach passenden Sounds.
Bevor der österreichisch-amerikanische Künstler sich seinem eigenen Vorhaben zugewandt hat, wurden zahlreiche Erfahrungen bei diversen Bands gesammelt. So wechselte er unter anderem ins Fach von Elektro und Dancefloor, wo er mit der Formatiom Silicon Brothers sogar Charterfolge einheimsen konnte. Des weiteren zeigte er sich als Mitbegründer für die Labels N’Joy Media and Music und Silicon Records verantwortlich. Mit Lost in Desire geht es hingegen in eine komplett andere Richtung. Einflüsse vergangener Schaffensphasen sind zwar zu bemerken, doch zielen die kreativen Ressourcen eher in den Bereich von Alternative Rock/Pop, Industrial, als auch Gothic und Dark Ambient. Gut, es lassen sich selbstverständlich noch viele weiter Stilelemente finden, jedoch ist es zweckdienlicher, sich einfach das Material von Lost in Desire anzuhören. Wie zum Beispiel das gleichnamige Debütalbum, welches im Frühjahr 2010 bei Echozone/Sony veröffentlicht wurde.
9 Songs, sowie 2 Gedichte („Picturesque And Beautiful“ und „Endless“) finden sich auf der Platte, die von einer wirren Gefühlswelt zeugen, in der sich Suter während der Aufnahmen wohl befunden haben muss. Wie in der Hochschaubahn, schwirren die Emotionen mal in luftigen Höhen, dann wieder in tiefe Abgründe. Pathos und Manie spielen die Hauptrolle in diesem Werk, auf weiche Balladen treffen düstere Gitarrensounds. Zum Großteil setzte man bei den Aufnahmen auf analoge Instrumente, aber auch Klänge frisch aus der Soundmaschinerie kommen zum Einsatz. Was die inhaltliche Struktur der Songs angeht, ist es dem Multi-Instumentalisten – der schon im zarten Alter von 4 Jahren das Spielen auf Gitarre und Klavier beherrschte – besonders wichtig, dass die Texte den Hörer zu eigenen Träumereien, Inspirationen und Vorstellungen anregen. “Mein Ziel war es zu 100% meine eigene und möglichst persönliche Musik, ohne Rücksicht auf kommerzielle Formate, zu machen. Ich habe das Projekt nur für mich gestartet, ohne einen Augenblick daran gedacht zu haben, ob es irgendwem gefallen könnte“,vermittelt uns der Sänger auf seiner Homepage.
Unterstützung bei der Produktion des ersten Longplayers, fand Lost in Desire bei Harald Hanisch, der sich schon als Songschreiber und Produzent von Christina Stürmer, sowie Eva K. Anderson verantwortlich zeigte. Für letztgenannte Interpretin hat Stephan Suter, übrigens einen Remix zum Songs „Sound of Silence“ geschaffen – ein weitere Erfolg in den österreichischen Charts.Damit es mit dem eigenen Projekt ebenso gut läuft, setzt Lost in Desire auf Live-Auftritte, die er zusammen mit seiner Schwester Sonja, sowie zwei weiteren Musikern bestreitet. Auch die ein oder andere Coverversion (zB. „Rebel Yell“) wird da gerne zum Besten gegeben.
Für den Oktober kündigt sich eine neue Platte von Lost in Desire an; „Reborn from the Ashes“ beinhaltet 11 Remix-Tracks, einleitend mit dem Song „I Am You (Apoptygma Berzerk Remix)“,der es außerdem auf die 52. Ausgabe der Gothic Compilation (Indigo) geschafft hat. Präsentiert wird das Album am Freitag, dem 7. Oktober im Wiener Viper Room, im Rahmen der Veranstaltungsreihe 80er Zone. Einige nennenswerte Remixer wie etwa Ashley Dayour oder David Pfister werden hierbei natürlich anwesend sein. Darüber hinaus gibt es als Special für alle Besucher, das neue Remix-Album günstig zu erstehen. (bw)
Fotos von Robert May