Dafür, dass hierzulande Neue Musik stattfinden kann, sind nicht nur alleine die KomponistInnen verantwortlich. Es bedarf auch der Orchester und Ensembles, welche die Stücke in den heimischen und internationalen Konzerthäusern zur Aufführung bringen. Österreich ist in der glücklichen Lage, zahlreichen international renommierten Klangkörper für Neue Musik Heimat bieten zu können. Man denke nur an das Klangforum Wien, das Ensemble die reihe oder das Ensemble reconsil. Einer dieser überragenden Interpreten für Werke zeitgenössischer Musik ist auch das 1987 von der Violinistin Joanna Lewis gegründete Koehne Quartett.
Mittlerweile gehört das vierköpfige Ensemble zu den bedeutendsten in Mitteleuropa. Konzertreisen führten das Quartett inzwischen zu den international bedeutendsten Festivals für zeitgenössische Musik. Gastspiele in Europa, Australien und Südafrika belegen eindrucksvoll, welch hohe Reputation das Koehne Quartett in der Welt der Neuen Musik geniest. Was ist es aber, dass dieses Ensemble so sehr auszeichnet? Zum Teil mit Sicherheit das enorm breite Repertoire, welches sich im Normalfall von klassischen Komponisten für Streichquartett bis hin zu Werken des 20. und 21. Jahrhunderts erstreckt. Darüber hinaus widmen sich die vier Instrumentalistinnen Joanna Lewis (Violine), Anne Harvey Nagl (Violine), Petra Ackermann (Viola) und Melissa Coleman (Violoncello) mit Freude auch Stücken aus dem Bereich des experimentellen Jazz und der freien Improvisation.
Neben der unbestrittenen spielerischen Virtuosität ist es vor allem das enorm ausgeprägte musikalische Verständnis, welches die vier Damen auszeichnet. Zugute kommt dem Koehne Quartett dabei besonders ein Arbeitsprinzip, welches den vier Instrumentalistinnen im Rahmen von Teilnahmen an Meisterklassen beim Alban Berg Quartett (Günter Pichler), dem Amadeus und dem Brodsky Quartett, bei Hatto Beyerle und György Kurtag vermittelt worden ist. Es geht vor allem darum, eng mit den KomponistInnen zusammenzuarbeiten, um auf diesem Wege deren Werke so authentisch wie möglich interpretieren zu können. Und das praktiziert das Koehne Quartett bis hin zur Perfektion.
Seinen Anfang nahm die Geschichte des Ensembles im Jahre 1987 mit der Interpretation von Werken des renommierten und vielleicht facettenreichsten Komponisten Australien Graeme Koehnes. Daher auch der Name des Quartetts. In Folge waren es im Besonderen die Werke österreichischer Komponisten wie Friedrich Cerha, Kurt Schwertsik, Francis Burt, Thomas Pernes, Gerd Kühr, Thomas Larcher oder Wolfgang Liebhart, die durch das Quartett eine beeindruckende Interpretation erfahren haben.
Dem Eigenverständnis der MusikerInnen nach ist es aber auch notwendig über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und das Neue zu probieren. So ist es wenig verwunderlich, dass Joanna Lewis, Anne Harvey Nagl, Petra Ackermann und Melissa Coleman auch in anderen musikalischen Bereichen wie etwa im Jazz oder in der Weltmusik den passenden Ton treffen. Wie in der Neuen Musik hier blickt das Quartett auch hier auf zahlreiche erfolgreiche Kooperationen mit international renommierten Künstlern wie etwa Dave Liebman, Wayne Horvitz, Peter Herbert, Anthony Braxton, Georg Graewe, Max Nagl, Otto Lechner, Marcel Khalife, Marwan Abado oder Dhafer Youssef zurück.
Mit solch eine weiten Musikverständnis und der Fähigkeit, ihre eigene Musik immer wieder um neue Facetten zu erweitern, darf angenommen werden, dass man von diesem außergewöhnlichen Ensemble auch in Zukunft noch einiges zu hören bekommen wird. (mt)
http://www.koehnequartett.com