Porträt: Karate Joe Records

Fast zehn Jahre fungierte das Label Karate Joe Records als Schnittstelle zwischen unterschiedlichsten Musikstilen und kulturellen Ansätzen und ist aufgrund der durch die Bank starken Veröffentlichungen in der Vergangenheit aus der österreichischen Musikszene eigentlich kaum mehr wegzudenken. Seinen Anfang nahm die Geschichte Ende der neunziger Jahre im beschaulichen Burgenland, genauer in der Osliper Cselley Mühle, einer der wenigen Oasen, in der zur damaligen Zeit zumindest in Ansätzen ein jugendkulturelles Programm angeboten wurde.

Das Burgenland hat rund 280000 Einwohner, dessen Hauptstadt Eisenstadt knapp 13000. Mit der Annahme, dass dort, im Vergleich zu den großen Zentren Österreichs, wie etwa Wien, nicht wirklich die Post abgeht, liegt man nicht so falsch. Aber dennoch, führt man sich einmal die Anzahl an Acts vor Augen, die im Moment nicht nur hierzulande, sondern auch international  für Furore sorgen, dürfte doch genügend kreatives Potential vorhanden sein.  Man denke nur an Ja Panic, die gerade drauf und dran sind, in Deutschland Fuß zu fassen, oder an Garish, deren Fanschar österreichweit seit Jahren im Wachsen begriffen ist. Nicht zu vergessen Fennesz, der heute zu den unumstrittenen Weltstars der Avantgarde-Elektronikszene zählt. Zu den erfolgreichen musikalischen Exportschlagern des Burgenlandes gehört auch das Label Karate Joe, das sich aufgrund seines erstklassigen Programms in den vergangenen Jahren einen bedeutenden Namen machen konnte.

Doch der Weg bis dahin war kein leichter. Das kulturelle Angebot, besonders für Jugendliche, hielt sich über viele Jahre hinweg, wenn überhaupt, eher in einem bescheidenen Rahmen. Interessante Konzerte fanden überall anderswo, nur nicht in der näheren Umgebung statt, ausgenommen sind einige Veranstaltungen in Wiesen, wie etwa das Forestglade Festival. Ein anderes Zentrum mit dem Fokus auf jugendkulturelle Aktivitäten entstand rund um die Cselley Mühle in Oslip. Mit der Zeit aber gerieten die Dinge dann doch in Bewegung. Zu verdanken waren diese ersten Ansätze hin zu einer positiven Entwicklung vor allem einigen wenigen Protagonisten, die das Heft selbst in die Hand genommen haben.

Zu diesen Pionieren zählten ohne Zweifel auch Robert Pinzolits, Andreas Berger und Thomas Pronai. Sozialisiert in einer Zeit, in der in Ermangelung an Alternativen nach Wien oder sonst wo hin gependelt werden musste, um spannende altersgerechte Kultur zu erfahren, loteten die drei Eisenstädter die sich bietenden Möglichkeiten aus. Musikalisch war man mit diversen Projekten bereits seit der ersten Hälfte der neunziger Jahre sehr aktiv, alleine es fehlte eine Plattform, über die das musikalische Schaffen auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.

2002 schließlich entschloss man sich, es mit einem eigenen Label zu versuchen. Robert Pinzolits, Andreas Berger und Thomas Pronai tauften dieses auf den Namen Karate Joe. Die drei Gründer waren von Anfang an darauf bedacht, eher der musikalischen Vielfalt, denn der genreverliebten Engstirnigkeit den Vorzug zu geben. Sich auf einen bestimmten Stil festzulegen, kam nicht in Frage. So reicht das klangliche Spektrum der bisherigen Veröffentlichungen von Post- und Noiserock über experimentelle und avantgardistisch angehauchte minimalistische Klangexperimente bis hin zu anspruchsvollem charttauglichen Pop. Oberflächlicher Kitsch findet ebenso Platz, wie Ernsthaftes und Diskursives.

Inzwischen ist das Label, dessen alleiniger Geschäftsführer heute Robert Pinzolits ist –  Andreas Berger und Thomas Pronai widmen sich wieder ausschließlich ihren musikalischen Projekten – zum Heimathafen zahlreicher erstklassiger und erfolgreicher MusikerInnen und Bands geworden. Man denke nur an Acts wie Tanz Baby, Mimi Secue, The Beautiful Kantine Band, Pendler, Charmant Rouge, Lars Stigler oder Songs of Claire Madison. Schon alleine die Aufzählung dieser Namen belegt die enorme stilistische Bandbreite des Labels, mit der es bislang auch sehr gut gefahren ist. Auch die zwei Neuerscheinungen „We Went From Destruction” von Pendler und „Dark Water“  von Charmant Rouge zeigen, dass sich daran auch acht Jahre nach der Gründung glücklicherweise nichts geändert hat.
Michael Ternai

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