Porträt: James Cottriall

Wenn man von England den Kurs Richtung Österreich einschlägt, dann muss es schon gute Gründe dafür geben: Man verlässt das Land der Liebe wegen, aufgrund eines tollen Jobangebots oder eventuell auch noch wegen des etwas trockeneren Klimas. Dass man des Musizierens wegen vom Vereinigte Königreich wegzieht, klingt jedoch recht ungewöhnlich und lässt den ein oder anderen Musikfreund hier im Lande misstrauisch aufhorchen. England als Musiker den Rücken zu kehren – dort wo in den 70er Jahren die große Soundwelle von Übersee herüber schwappte, wo die Beatles und Rolling Stones Musikgeschichte schrieben, wo unter anderem die europäische Brutstätte für Punk, New Wave und Ska liegt und wo spätestens in den 90er Jahren Britpop als eigenständige Genrebezeichnung aufkeimte – klingt mutig und irgendwie kaum nachvollziehbar. James Cottriall ist ins kalte Wasser gesprungen, hat den Ärmelkanal überquert und ist nun in Österreich gelandet um hier das zu machen, wofür unsereins vermutlich gerne nach England auswandern würde: Popmusik.

Aufgewachsen in der Grafschaft Stratford-upon-Avon, die auch als Geburtsstadt von William Shakespeare bekannt ist, wurde James zwar nicht speziell mit neuzeitlicher Lyrik überflutet, doch die ein oder andere Lektüre des berühmten Dichters, dürfte dann doch, den guten Songwriting-Qualitäten des Musikers zufolge, etwas abgefärbt haben. Wie es nun dazu kam, dass es den jungen Mann schließlich nach Österreich verschlagen hat, ist schnell erklärt: Germanistikstudium in Nottingham.Verpflichtender Auslandsaufenthalt im deutschsprachigen Raum. Wien. Endstation.

Bis jetzt hält ihn die Stadt gefangen, nicht zuletzt der Liebe wegen. Und natürlich auch aufgrund seines außerordentlichen musikalischen Erfolges hier in seiner neuen Wahlheimat. Der Beginn seiner Musikkarriere klingt zwar etwas kitschig, nahm jedoch in einem typisch abgeranzten Studentenheim seinen Anfang. Genauer gesagt im Badezimmer, denn dort trällerte James einen Snow Patrol-Song unter der Dusche, anscheinend so laut, dass selbst die Nachbarin mit dem Singsang beschallt wurde, zum Glück aber großen Gefallen an Gehörtem fand. Begeistert von der stimmlichen Leistung, animierte sie den bis dahin etwas eingeschüchterten Studenten in einem Pub aufzutreten. Zunächst wurden Coverversionen gespielt, aber schon bald brachte James den Mut auf, eigene Songs dem Publikum zu präsentieren. Was dem heutigen Erfolg nach zu urteilen, wohl gleich großen Anklang gefunden haben muss. Schließlich dauerte es nicht lange, bis Cottriall sein erstes Live-Album „One Voice. One Guitar. Lots of Friends“ präsentierte.

2009 gewann James Cottriall den österreichischen Gesangswettbewerb „The Voice“. Als Siegesprämie winkte eine musikalische Zusammenarbeit mit dem Produzenten Alexander Kahr. Infolgedessen kam die Single „Unbreakable“ auf den Markt, die ziemlich genau vor einem Jahr die On-Air Sommersaison von Ö3 und Co. einläutete und auf dem ein oder anderen Saison-Sampler vertreten ist. Dem Durchbruch dieses Akustikgitarren – Songs folgte das erste Studioalbum „Sincerely Me“. 12 Songs und ein Hidden Track, heitere Popsongs und verträumte Balladen, erzählen Geschichten aus dem Leben des jungen Sing-/Songwriters, die sich die Hörer – gemessen an den vielen Konzerten, die Herr Cottriall so spielt – auch gerne live zu Gemüt führen.

Diesen Sommer durfte er sogar zwei Konzerte von Bryan Adams eröffnen und selbst ein großer Auftritt beim diesjährigen Donauinselfest blieb ihm nicht verwehrt. Ein wohlverdienter Urlaub steht bisweilen nicht am Plan, auch wenn sich der Musiker gerade außer Lande aufhält und im heißen Kalifornien verweilt. Statt gemütlichen Strandausflügen zu frönen, muss sich James Cottriall jedoch mit klimatisierten Räumen, riesigen Mischpults und einem Haufen Arbeit auseinander setzen. Schließlich wird in Los Angeles gerade gemeinsam mit dem Produzenten Doug Petty eifrigst an einer neuen Platte gefeilt. Ob der gebürtlige Engänder diese dann schon mit im Gepäck hat wenn es bald wieder Richting Österreich geht, wird sich zeigen. Möglich wäre es zumindest, dass der ein oder andere neue Song bei den kommenden Live-Terminen präsentiert wird. (bw)

 

James Cottriall – So Nice by mica

Termine:
6. Oktober:  Wiener Neustadt, Backstage 19:30  Solo
7. Oktober:  Klosterneuburg, Machbar19:30  Solo

Fotos © Thomas Kamenar