Porträt: Heiligenblut

Heiligenblut mit Sitz in Oberösterreich gehören zu jener seltenen Spezies an heimischen Bands, die es über annähernd 2 Dekaden geschafft haben, sich im ständig rotierenden Musikbusiness zu halten, ohne jemals allzu sehr an der ursprünglichen Besetzung herumgeformt zu haben. Seit 1994 wandeln Rudi Krammer, Bernhard Krammer und Heimo Emmerstorfer in den tiefen Gefilden des Alternative-Rocks und haben so ziemlich jedes Festival der Alpenrepublik bespielt. In den letzten Jahren stand es eher ruhig um die Formation. Nun gibt Heiligenblut wieder große Töne von sich, hat sich mit Peter Knollmüller am Bass und Christoph Stadler am Schlagzeug neue musikalische Unterstürzung ins Boot geholt und präsentiert am Glückstag Freitag, dem 13. das neue Album „Storys from the Sea“.

Die Wahl dieses Titels stellt sich als äußerst passend heraus, insofern man bedenkt, wie viele Geschichten und Geheimnisse im tiefen Ozean verborgen liegen. Genauso viele Geschichten haben die fünf Musiker zu erzählen, denn erlebt hat man in 18 Jahren Bandgeschichte wohl so einiges. Dass die Geburtsstunde der Band  fast annähern zur gleichen Zeit mit der Geburtsstunde von FM4 fällt, kann nur glücklicher Zufall sein. So gesehen haben Heiligenblut schon zu Beginn eines neuen österreichischen Musikzeitalters, ein markantes Zeichen mit gehobenen Sound, der sich zwischen Folk, Garage und Metal bewegt, gesetzt. Es mag nicht verwundern, dass nur wenige Zeit später Robert Rotifer auf diese außergewöhnliche, meist schwermütige Klangcollage, erstellt im Großraum von Linz, aufmerksam wurde. Nach Demotapes und der ersten richtigen Studioaufnahme „uppavolta“ erlebten Heiligenblut ihre erste großräumige Festival-Tour durch Österreich (unter anderem Forestglade, Steel City Festival, Ottensheim Open-Air, Donuainselfest), schweißtreibende Club-Gigs, sowie prägende Support-Einsätze für die deutschen Kollegen von H-Blockx und Slut. Der viele Einsatz von Live-Auftritten hat sich natürlich auch bezahlt gemacht: Spätestens seit der Nominierung zum FM4 Best Alternative Act bei den Amadeus Awards 2004, dem Gewinn eines Music Awards im Rahmen der Austrian Newcomer Awards 2005, sowie der Veröffentlichung der zweiten Platte „one zero love“, welche in Deutschland von Mario Thaler (The Notwist, Polarkreis 18 etc.) produziert wurde, darf man Heiligenblut als fixe Größe der heimischen Alternativ-Szene betrachten.

Der Weg in Richtung Deutschland und Schweiz war nur der nächste logische Schritt  und gemeinsam mit Manager Olive Alexander gelang es Heiligenblut, die Platte „one zero love“ in den Nachbarländern zu releasen. Des weiteren war der Band eine fixe Rotation in mehr als 10 Radiostationen sicher. Gewisse Ausdauer im Musikbusiness macht sich früher oder später eben doch bezahlt. Weniger  Ambitionen legte die Band allerdings im Bereich der Produktionsphase an den Tag. Obwohl man sich im Laufe der Jahre ein Homerecording-Studio einrichtete und dementsprechend an Unmengen an Songs bastelte, wurde einiges an Material schnell wieder verworfen. Gründe dafür sind unter anderem die vielen Konzerte, bei denen sich das Quintett am Liedgut schnell satt gespielt hatte. Des weiteren sorgte 2008 ein bandinterner Babyboom für eine Schaffenspause, die nun zum Glück aller Liebhaber österreichischer Indie-Musik der Vergangenheit angehört.

Heiligenblut – Running In Circles by mica

Seit Ende 2009 haben sich Heiligenblut wieder regelmäßig in die Goon-Studios begeben und die dort zusammengestellten Aufnahmen per E-Mail an den Produzenten Oliver Zülch nach Dortmund  geschickt, von wo aus das Ganz wieder fein gemixt und gemastert den Weg zurück nach Österreich fand, um fein säuberlich auf Platte gepresst zu werden. Wie schon bei den Arbeiten zu „one zero love“, arbeitete man auch diesmal mit dem Schlagzeuger Bernhard Breuer zusammen, der jedoch mit seinem Hauptprojekt Elektro Guzzi zeitlich so sehr eingespannt scheint, dass Heiligenblut nun für die kommenden Auftritte auf den nicht minder talentierten Christoph Stadler zurückgreift.

Ab kommenden Freitag darf die Platte „Storys from the Sea“ ganz offiziell in die Hand genommen werden. Den Hörer erwarten 9 Lieder, die den Albumtitel auf verschiedenste Art und Weise aufgreifen werden. Die Songs umspannen Themen von Reisen, vom Fernweh, von der Sehnsucht nach der Vergangenheit und von neuen Entdeckungen. Heiligenblut beweisen diesmal Mut zum Pathos, lassen sich nicht von den gängigen 08/15 Formaten überzeugen, sondern geben vor allem denjenigen Liedern eine faire Chance, die in Zeiten von Flatrate-Downloads sang- und klanglos auf der Speicherplatte untergehen würden. Es lohnt sich also umso mehr in das neue Album hineinzuhören und im tiefen Klangmeer nach wahren Schätzen, wie beispielsweise der Finalsong „astronauts” einer ist, zu tauchen. (bw)

Termine:

27.04. Noppen Open Air, Neußerling
30.05. ChelseA; wIEN
11.08. Rock am Hof, Laussa (OÖ)
29.09. Sublime, Aflenz (Stmk)

Foto (c) zoe fotografie

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