Porträt: Ginga

Dass es sich durchaus um eine Band mit Potential handelt, wusste man eigentlich schon seit geraumer Zeit. Nur so richtig ist die Message, wie hierzulande oftmals der Fall, bis vor kurzem nicht wirklich nach Österreich vorgedrungen. Es bedurfte schon eines fulminanten Auftritts beim Popfest Wien in diesem Jahr, um auch den Leuten in Wien klarzumachen, dass es sich hier um das vielleicht größte Versprechen der heimischen Popszene seit langem handelt. Mit dem im Jahr 2008 erschienenen Debütalbum “They Should Have Told Us” konnte die vierköpfige Truppe bereits erstmals auf sich aufmerksam machen. Songs wie „Cinnamon“ und „Fashion“ befanden sich bei FM4 quasi in Dauerrotation. Aber vielleicht mehr noch als hierzulande zeigte man sich außerhalb der österreichischen Grenzern von den wunderbaren Popsongs begeistert.

Allzu oft kommt es leider nicht vor, dass österreichische Bands auch außerhalb der heimischen Grenzen Fuß fassen können. Das muss nicht unbedingt mit der Qualität der Musik zu tun haben, doch es bedarf womöglich doch dem gewissen Etwas, damit der Traum einer internationalen Karriere in Erfüllung geht. Ginga, das sind Sänger und Gitarrist Alex Konrad, Geiger und Bassist Emanuel Donner, Schlagzeuger Matthias Loitsch und Gitarrist Klemens Wihlidal, zeigen, geht es nach den Kritikern des Landes, jedenfalls jenes Potential das notwendig ist, um sich auch im Ausland etablieren zu können.

So ist die Band etwa bei einem weltweit agierenden Label untergekommen, wodurch sich klarerweise auch ganz andere Möglichkeiten eröffnen. Zudem erhielt die Truppe im Jahr 2008 die Gelegenheit, in Brüssel im Vorprogramm der weltweit bekannten britischen Rockband Starsailor. Ein im Nachhinein historischer Moment. Nicht nur, dass man das Publikum zu begeistern wusste, man fand in der Person von James Stelfox, seines Zeichens Bassist der oben genannten Band, einen echten Fan, der seitdem keine Gelegenheit auslässt, um von der vierköpfigen Band zu schwärmen.

Ginga – This Is Happening by AMAN

Musikalisch bewegen sich Alex Konrad und seine Kollegen im Pop-Folk-Rock Bereich, wobei sie es ihnen dennoch gelingt, einen ganz eigenen Stil zu kreieren, der sich deutlich vom sonstigen Einheitsbrei abhebt. Insgesamt gehen die vier Musiker mit eher reduzierten Mitteln an die Sache heran, wiewohl sie es auch blendend verstehen, einmal ordentlich in die Saiten zu greifen. Generell aber in ruhigeren Gewässern unterwegs entfalten die Songs gerade durch die Zurückhaltung eine ungemeine Anziehungskraft. Die einzelnen Stücke sind allesamt wunderbar arrangiert und gespickt mit einprägsamen und wunderschön melancholischen Melodien, die man so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Hervorzuheben ist auch der sehr facettenreiche Gesang von Alex Konrad, der, egal ob nun in schwindelerregenden Höhen oder in den dunkeln Tiefen, den Liedern immer zusätzliche Atmosphäre und Emotionalität verleiht.

Nun setzen Ginga, zu dessen großen Fans inzwischen auch mit Robert Rotifer einer der renommiertesten Popexperten des Landes zählt,  zum nächsten Sprung an. Man entschloss sich 2009 das gesamte Debütalbum nochmals aufzunehmen. Diesmal mit professioneller Unterstützung des international hochgeachteten Produzenten Daniel Rejmer, der unter anderem schon mit Weltstars wie Nick Cave und Björk zusammengearbeitet hat. Zudem hat es sich auch der bereits vorher erwähnte James Stelfox nicht nehmen lassen, die Band im Studio wie auch auf der Bühne als Bassist zu unterstützen. Die Songs sollten soundtechnisch nochmals auf ein höheres, dem internationalen Standard entsprechendes Level gehoben werden. Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen. Die Tracks schallen nun richtig fett aus den Boxen und entsprechen all den Attributen hervorragender Popmusik.

Man sollte mit Superlativen ja aufpassen, aber aus musikalischer Sicht haben die vier Herrschaften alles, was eine perfekte Rockband braucht. Nach Robert Rotifer besitzt die Band „die Songs, die Ausstrahlung, die Chemie, die nötige Wucht und nicht zuletzt den Look“. Die Qualität, das nächste große Ding zu werden, haben die vier Musiker auf jeden Fall. Bleibt zu hoffen, dass man von Ginga auch in Zukunft noch einiges zu hören bekommen wird. (mt)

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