Porträt: Bunny Lake

Vor wenigen Jahren hat wohl niemand wirklich gedacht, dass es einer Formation wie Bunny Lake tatsächlich gelingen könnte, sich an der Spitze der heimischen Pop-Szene zu etablieren. Zu roh und derb dröhnten die Tracks der Anfangszeit noch aus den Boxen, zu wenig zeigten sich die Protagonisten Christian Fuchs, Dr. Nachtstrom (Walter Brandner) und Sängerin Suzy On The Rocks dazu bereit, sich einem massenkompatiblen Mainstream-Sound zu unterwerfen. Doch es kommt, wie man oft so schön sagt, ganz anders, als man denkt.

Blickt man auf den bisherigen Karriereverlauf der Truppe, so kann man in der Tat von einer Art Erfolgsgeschichte sprechen. Drei erstklassige Alben, die Auszeichnung mit dem Amadeus Austrian Music Awards 2009 sowie eine auch im Ausland stetig wachsende Fanschar belegen, dass es sich bei Bunny Lake um einen der vielversprechendsten Acts des Landes, von dem man erwarten kann, dass er sich in Zukunft auch international  behaupten wird.

Gegründet wurden Bunny Lake von Christian Fuchs und Walter Brandner alias Dr. Nachstrom im Jahre 2004. Interessanterweise entstammten die beiden Musiker aus zwei vollkommen unterschiedlichen Sparten. Während Fuchs in den 90er Jahren als Sänger und Texter der Industrial-Rock-Formation Fetish 69  in Erscheinung getreten war, bewegte sich Dr. Nachtstrom vorwiegend im experimentellen Elektronikbereich und veröffentlichte einige Alben auf dem legendären Label Mego. Mit Bunny Lake – der Name ist angelehnt an dem 1965 erschienenen Film “Bunny Lake Ist Verschwunden” des österreichischen Regisseurs Otto Preminger – aber verfolgte das Duo einen ganz anderen Weg. Man blendete die musikalische Vergangenheit zur Gänze aus und tauchte in die Welt des heftigen, sehr beatorientierten, Elektro-Clubsounds mit einer ordentlichen Portion Popappeal ein.

Was zum großen Glück noch fehlte war eine geeignete Frontfrau. Die fanden die beiden Musiker kurze Zeit später in der Person von Teresa Rotschopf alias Suzy On The Rocks. Komplettiert wurde das erste Bunny Lake Line Up von Christian Baumgartner am Bass. Eine wichtige Rolle bei den Aufnahmen des 2006 erschienenen Debütalbums “The Late Night Tapes” kam dem Produzenten Gerhard Potuznik alias G.D. Luxxe – einer echten Größe des österreichischen Undergrounds – zu, der den Tracks der Band den richtigen fetten Sound verpasste.

Das Erstlingswerk war als eine Art Konzeptalbum angelegt und erzählte die Geschichte einer wilden Partynacht, in der die Protagonisten unterschiedlichste Emotionen und Situationen durchleben. Musikalisch orientierte man sich an dunklen Postpunk-Platten, diversen Discotracks, R’n’B und alten Horrorfilmscores. Mit eingängigem Techno-Beats unterlegt, ergab diese höchst eigenwillige Mischung einen Gesamtsound, der verrucht, gleichzeitig aber auch sehr glamourös aus den Boxen schallte. Mit “Disco Demons” landete die Truppe sogar einen echten Hit, der in den hippsten Elektroschuppen von New York bis Berlin auf und ab gespielt wurde.

Das zweite, nur ein Jahr darauf veröffentlichte Album “The Church of Bunny Lake” knüpfte in seinen Stärken nahtlos an den Vorgänger an. Produziert wurde das gute Stück vom Wiener Techno-Pionier Christopher Just, der zuvor schon für internationale Größen Kitsuné oder Chicks On Speed an den Reglern gesessen ist. Und wie schon beim Debüt zeigten sich die Kritiker des Landes auch diesmal hellauf begeistert. Insgesamt bewegten sich Bunny Lake auf „The Church of Bunny Lake” deutlich mehr in Richtung Pop, was der mitreißenden Energetik der Tracks keinen Abbruch tat.

Was folgte waren zahlreiche erfolgreiche Konzertauftritte im In- und Ausland. Belohnt wurde die Combo für ihr Bemühen 2009. Als bester Act in der Kategorie „Electronic/Dance“ wurden sie mit dem Amadeus Austrian Music Awards ausgezeichnet. Zudem steuerten die Wiener einen Song zum Soundtrack des österreichischen Erfolgsfilms “In 3 Tagen bist du tot 2” bei. Ende des vergangenen Jahres wechselte die Truppe schließlich vom Indie-Label Klein Records zum Major Universal.

Im März 2010 erschien das dritte und abermals von Christopher Just produzierte Album „The Beautiful Fall“. Und was sich schon mit der 2009 veröffentlichten Single Into The Future ankündigte, Bunny Lake – ab 2009 ohne Dr. Nachstrom, der die Band verließ – nahmen eine Art Richtungswechsel vor. Im Vergleich zu den Vorgängeralben kommen Bunny Lake nun deutlich abwechslungsreicher und stilistisch vielfältiger daher. Zwar sind die neuen Stücke immer noch sehr tanzbar und haben eine Menge Drive, nur hat sich das ganze Drumherum in eine deutlich entspanntere Richtung verlagert. Von der Heftigkeit alter Tage ist nicht mehr viel zu hören. Vielleicht noch stärker als bisher arbeitete das Trio mit Sounds aus den  80er- und 90er-Jahren, was die Positionierung hin zur Popmusik nochmals verdeutlicht.

Bunny Lake haben mit „The Beautiful Fall“ den oft schwierigen Spagat zwischen musikalischen Anspruch und Massentauglichkeit mit Bravour gemeistert. So wird etwa die  Single “1994″ inzwischen auf Ö3 wie auch auf FM4 gespielt. Etwas, was im Normalfall eher selten der Fall ist und die Ausnahmestellung der Band in der heimischen Musikszene nur nochmals unterstreicht.

Das neue Album “The Sound of Sehnsucht” ist für das Frühjahr 2012 geplant. Als Vorbote schickte die Wiener Elektro-Band die beiden bärenstarken Singles “Young Lovers” und “Follow the Sun” voraus, die, sind auch die übrigen neuen Tracks dieses Kalivers, einen großen Wurf erwarten lassen.(mt)

Fotos Bunny Lake: Irene Schaur

http://www.bunnylake.net
http://www.myspace.com/bunnylakeworld