Trotz des durchaus vorhandenen Potentials gelingt nur wenigen heimischen MusikerInnen und Bands der Sprung auf das internationale Parkett. Es bedarf schon etwas ganz Speziellem, etwas Außergewöhnlichem, um die Musikfans auch außerhalb Österreichs für sich zu begeistern. Eine Gruppe, die von Beginn an alle Voraussetzungen erfüllt hat, um diesen erfolgreichen Schritt zu tätigen, ist die St. Pöltner Vokaltruppe Bauchklang. Das Quintett kann sich damit rühmen, hierzulande das Genre “A Capella” sozusagen im Alleingang neu belebt und somit ins aktuelle Jahrtausend hinüber gerettet zu haben. Mit ihrer Mischung aus virtuoser Stimmbeherrschung, Mouthpercussion und Human Beatbox generieren die fünf Vokalkünstler Andi Fraenzl, Alex Böck, Gerald Huber, Christian Birawsky und Philipp Sageder einen einzigartigen, und vor allem ungemein vielschichtigen Gesamtsound, der inzwischen auch außerhalb der heimischen Grenzen abertausende Musikfans begeistert.
Seinen Anfang nimmt die Geschichte vor ungefähr fünfzehn Jahren, als sich fünf Jungs in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten daran machen, ihre eigene musikalische Vision umzusetzen. Diese sollte alleine durch der Kraft der eigenen Stimme, des Bauches und des Zwerchfells realisiert werden, sprich als A Capella-Gruppe. Eigentlich ein recht gewagtes Unterfangen, ist diese Art von Musik zur damaligen Zeit quasi im Aussterben begriffen. Allzu sehr wird sie mit Gruppen wie den Comedian Harmonists assoziiert und daher eher milde belächelt, denn wirklich ernst genommen. Aber die Jungs von Bauchklang lassen sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen und starten den Versuch, den Begriff „A Capella“ einer vollkommen neuen und modernen Interpretation zuzuführen. Das Quintett beginnt damit, erste Tracks zu produzieren, in denen sie unterschiedlichste Stilelemente aus dem Bereich der Elektronischen Musik (Electronic, Dub, Hip Hop, Reggae und Drum’N’Bass) zu facettenreichen, komplexen und extrem groove-orientierten Klanggebilden verbinden.
Verewigt werden die Tracks auf dem 2001 erscheinenden und von allen Seiten mit viel Lob bedachten Debütalbum “Jamzero”. Die Singleauskopplung “Don’t Ask Me” befindet sich auf FM 4 wochenlang quasi auf Dauerrotation, was natürlich auch den Bekanntheitsgrad der Truppe binnen kürzester Zeit steigert. Den Weg auf die europäische Bühne ebnet Bauchklang schließlich ein Konzert beim Festival „Trans Musicales“ im französischen Rennes. Der heute als legendär geltende Auftritt macht die Combo mit einem Schlag von einem Geheimtipp zu einem allerorts gern gesehenen Gast. Nur kurze Zeit später stehen auch schon die ersten Konzerte in Übersee, wie etwa beim renommierten Montreal „ Jazz Festival“, an. 2002 ernten Bauchklang schließlich auch hierzulande die ersten Früchte ihres für damalige Verhältnisse sehr unkonventionellen musikalischen Ansatzes. Für ihr Schaffen werden Andi Fraenzl, Alex Böck, Gerald Huber, Christian Birawsky und Philipp Sageder in den Kategorien „FM4 Alternative Act des Jahres“ und „Band Rock/Pop national“ mit dem Amadeus Music Award ausgezeichnet.
Im Jahr 2005 folgt mit “Many People” das Zweitlingswerk der Band, mit welchem die St. Pöltner abermals intensiv am touren sind, wobei der Weg die fünf Vokalakrobaten für drei Konzerte diesmal sogar nach Indien in den legendären „Blue Frog Club“ in Mumbai führt. Der Mittschnitt dieser ist auf dem 2009 erscheinenden als Live-Album „Live in Mumbai“ zu hören. Das Jahr darauf folgt mit „Signs“ das dritte Werk der St. Pöltner Vocal-Combo. Abermals gelingt es dem Quintett, das 2010 zwei weitere “Amadeus Awards”-Auszeichnungen in den Kategorien “Best Live Act” und “Alternative” entgegennehmen darf, seine Fans zu überraschen, präsentiert es sich doch erstmals von einer ungewohnt songorientierten Seite. Eine Richtungsentscheidung, die unter auch auf die Zusammenarbeit mit internationalen GastmusikerInnen, wie etwa der US-„Spoken Word“-Ikone Ursula Rucker oder dem französischen Rap-Poeten Rouda, zurückzuführen ist.
Dass man sich bei Bauchklang in der Tat nie wirklich sicher sein kann, was als nächstes kommt, beweist auch die im September 2011 erschienene EP „Le Mans“. Anstatt auf Nummer sicher zu gehen und erneut ein Album nach dem bisherigen Erfolgsrezept abzuliefern, beschreiten die Niederösterreicher Andi Fraenzl, Alex Böck, Gerald Huber, Christian Birawsky und Philipp Sageder einen neuen Pfad. Minimal-Techno ist nun angesagt. Und das in einer Form, die man bislang nur selten zu Gehör bekommen hat. Innovativ, facettenreich und wunderbar tanzbar.
Bauchklang – Le Mans by mica
Es ist schlicht die Kunst, dem Rest immer einen Schritt voraus zu sein, welche die Vokalakrobaten von Bauchklang nahezu perfekt beherrschen. Mit der Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden, darf angenommen werden, dass man von dieser außergewöhnlichen Combo auch in Zukunft noch einiges zu hören bekommen wird. (mt)
Foto 1 Bauchklang: A. Mueller
Foto 2 Bauchklang: P. Rauchecker
http://www.bauchklang.at