Wenn sich vier Spitzenmusikerinnen solchen Kalibers wie Jelena Popržan, Ljubinka Jokić, Lina Neuner und Maria Petrova schon einmal dazu entschließen, gemeinsame Sache zu machen, dann darf man doch schon mit etwas besonderem rechnen. Mit viel Charme und ebenso viel Spielwitz sich im Versuch einer Neuinterpretation des traditionellen Liedguts des Balkanraums übend, formt sich das Vierergespann einen höchst eigenen Stil, welcher vor allem in einer großen musikalischen Vielfalt ihren Ausdruck findet. Die nächste Gelegenheit, sich auch mit den Livequalitäten dieses Vierers bekannt zu machen, gibt es am 31. Jänner in Wiener Ost-Klub.
Um wirklich Unbekannte handelt es sich bei den vier an diesem Projekt beteiligten Musikerinnen nicht mehr wirklich. In Formationen und Ensembles wie etwa den aktuell für Furore sorgenden Catch-Pop String-Strong, der legendären Wiener Tschuschenkapelle oder Die Dreckige Combo mitwirkend, haben sich Jelena Popržan (Violine, Gesang), Ljubinka Jokić (Gitarre, Gesang), Lina Neuner (Keyboards) und Maria Petrova (Tupan, Darbuka, Schlagzeug) in den vergangenen Jahren in der heimischen Weltmusikszene und über diese hinaus einen Namen machen können. Im Quartett begibt man sich gemeinsam quasi auf die Spurensuche nach den eigenen musikalischen Wurzeln, die aufgrund der Herkunft drei der vier Mitwirkenden klarerweise am Balkan und in der Donauregion liegen. Doch wer annimmt, das Vierergespann würde sich alleine mit der reinen Traditionspflege begnügen, der irrt. Kennt man nämlich die Projekte, in welchen sie ihre Finger mit im Spiel haben, kann man sich in etwa ausmalen, in welche Richtung es geht.
Von diesem Ensemble werden Brücken geschlagen und alle Trennungslinien, die zwischen den verschiedenen Klangtraditionen vermeintlich vorherrschen, ganz einfach mit einer gehörigen Portion Offenheit und viel Spielwitz überwunden. Was Jelena Popržan, Ljubinka Jokić, Lina Neuner und Maria Petrova betreiben, ist der Versuch der kunstvollen, respektvollen und innovativen Wiederbelebung des Alten und bereits Bekannten. Das Vierergespann bedient sich aus dem reichen Liedschatz Albaniens, Serbiens, Bosniens und Mazedoniens, garniert diesen mit dem etwas Wienerischen und leichten jazzigen Anleihen und formt auf diesem Wege mitreißende, beschwingte, stilistisch sehr vielschichtige und durchdacht arrangierte Folk-Songs, die gleichzeitig als Verbeugung vor der Tradition wie auch als eine spannende Neudeutung dieser verstanden werden dürfen.
Die Zeichen für einen musikalisch abwechslungsreichen und unterhaltsamen Konzertabend stehen also nicht so schlecht. Auf jeden Fall dürften Liebhaber des facettenreichen weltmusikalischen Sounds voll auf ihre Kosten kommen. (mt)