Popfest Sessions: Das kleine 1×1 des Selfmarketings

Viele Ambitionen und wenige Euros? Neil Cartwright, britischer Pionier der digitalen Musikwirtschaft, widmete sich in seinem Workshop „Ten Ways To Promote Your Music On A Budget Of Less Than € 1.000” jenen Marketingstrategien, die mit minimalem monetären Einsatz maximale Ergebnisse versprechen.

Wie so oft im Leben gilt auch im weiten Feld des Marketings: Es kommt nicht darauf an was man macht, sondern wie man es macht. Deshalb mochte es zunächst etwas banal anmuten, als Neil Cartwright in seinem Workshop zunächst YouTube als prioritäres Tool zur Promotion von Musik anpries. No na net, steht das Videoportal kostenlos zur Verfügung und macht Musik zumindest in der Theorie weltweit konsumierbar. Darauf könnten selbst medial unbeleckte Musiker kommen. Doch als Mann der Praxis, der mit Media Junction eine der progressivsten Musikagenturen Großbritanniens betreibt, geht es Cartwright darum, jene Wege aufzuzeigen, die Aufmerksamkeit abseits des eigenen Freundes- und Bekanntenkreises erzielen. Es geht um die zündende Idee, um gewisse Alleinstellungsmerkmale und um die daraus resultierende Eigendynamik. YouTube ist nur so gut wie die Kreativität der jeweiligen Anwender. Wer an Patentrezepte glaubt, hat längst verloren. Cartwrights liebstes Beispiel für einen gelungenen Umgang mit YouTube ist daher OK Go mit dem Clip zu Here It Goes Again. Das Video mit den zweckentfremdeten Laufbändern schlug solche viralen Wellen, dass es von The Simpsons ebenso gefeatured wurde wie in The Sims und selbst eine animierte Lego-Variante des OK Go’schen Erfolgsstifters kursiert im Netz. Ein Paradebeispiel zeitgenössischen Marketings, dessen Kosten sich lediglich auf die Produktion des Videos beschränkten.

Cartwright ging es im Workshop also um Hilfe zur Selbsthilfe. Neben dem „Wie?“ ist es für ihn ebenso zentral dem „Warum?” auf die Spur zu kommen – was anhand der Marketingtools Soundcloud, Mailing Lists, Tagging oder Websites anschaulich wurde. Und selbst wenn die Empfehlung zur regelmäßigen Aussendung von Newslettern ebenso banal klingt wie der Ratschlag zur Benutzung von YouTube, holt Cartwright die Thematik aus der Abstraktion indem repräsentative Daten hinsichtlich Wahrnehmung und Rücklauf ausgesendeter Informationen geboten werden. Und mag es im Volksmund lauten, viel hilft viel, sollte sich jeder Musiker gewahr sein, dass auch in Sachen Promo und Marketing die Dosis das Gift macht.
Johannes Luxner

Neil Cartwrights Visualsierungen zum Workshop „Ten Ways To Promote Your Music On A Budget Of Less Than € 1.000” finden sich unter der URL http://bit.ly/dMxnTN im Internet.