Platzkonzerte: David Helbock & Simon Frick

Geht es um die Umsetzung der eigenen musikalischen Ideen in eine enorme Klangvielfalt, spielt das Duo David Helbock & Simon Frick mit Sicherheit in der ganz oberen Liga mit. Unkonventionell an die Sache herangehend, sind die beiden hochtalentierten Jazzer aus Vorarlberg vor allem danach bestrebt, die vermeintlich festgesetzten stilistischen Barrieren außer Kraft zu setzen, um auf diesem Wege sich den notwendigen Freiraum für die Realisierung der eigenen musikalischen Visionen zu schaffen. Was sie betreiben, ist der Versuch, die traditionelle Besetzung von Geige und Klavier in ein komplett neues Gewand zu hüllen, wobei einen zentralen Ansatzpunkt in ihrem Werken das Experiment darstellt. Wiewohl ihre Kompositionen eher komplexer Natur sind, ist ihnen ein immenses Gefühl inne, wodurch die Musik im Ganzen niemals ins Kopflastige kippt. Die nächste Gelegenheit, dieses außergewöhnliche Zweiergespann live zu erleben, gibt es am 6. August im Rahmen der Platzkonzerte im Wiener WUK.

„Diagonal“, das im vergangenen Jahr erschienene Erstlingswerk von David Helbock (Piano, Elektronik) und Simon Frick (Violine, Elektronik), zählte ganz ohne Zweifel mit zum Interessantesten, was man in Sachen Jazz 2011 zu hören bekommen hat. Die Art und Weise nämlich, wie das Zweiergespann aus Vorarlberg den Begriff Jazz zu interpretieren weiß, fällt doch auf höchst spannende und unkonventionelle Weise aus dem Rahmen des Gewöhnlichen. Sich von jeglichem Scheuklappendenken lösend und alle traditionellen stilistischen Barrieren überwindend, erschaffen sich die beiden Musiker ihr ureigenes Klanguniversum, das vor allem in einer immensen klanglichen Vielschichtigkeit seinen Ausdruck findet. Das Dargebotene erklingt mal jazzverwandt, mal geht es in Richtung afrikanische oder brasilianische Musik, dann wieder wird ein Schwenk hin zur modernen Klassik vollzogen, um im nächsten Moment die Abzweigung hin zum Soul, Gipsy-Swing oder Rock zu nehmen.

David Helbock/Simon Frick – Tibetian Prayers by mica

Darüber hinaus gelingt es Davis Helbock, dem Preisträger des „Outstanding Artist Award“ 2011, und seinem Kollegen Simon Frisch eindrucksvoll, alle Kopflastigkeit, welche dem Jazz oftmals anhängt, meisterhaft zu umschiffen. Die oftmals auch in das Improvisatorische abgleitenden Stücke des Duos sind von höchster Emotionalität, wissen in hohem Maße zu berühren und lösen tiefste Gefühle aus. Was auch die Hauptintention der beiden Vorarlberger darstellt, ist ihr vorrangiges Ziel doch, mit ihrer in die Tiefe gehenden Musik mehr die Seele des Menschen anzusprechen, denn seinen Kopf.

Bei solchen Vorzeichen können die BesucherInnen einem wirklich unvergleichlichen Musikerlebnis entgegenblicken. Einem solchen, an dem jeder, der den niveauvollen und stileübergreifenden Jazz zu schätzen weiß, seine helle Freude haben wird. (mt)