Phänomen „DER MACHATSCHEK“: ein Mann wie aus einem Roman! – FRANZ JOSEF MACHATSCHEK im mica-Porträt

Der Gründer der Gattung „Wiener Liederatur“, FRANZ JOSEF MACHATSCHEK, pflegt seine umwerfenden Groschenromane um Rezepte, Poster und kuriose Soundtracks zu erweitern. Mit seiner Melange aus Literatur und Neuem Wienerlied erobert der junge Künstler nun den  deutschsprachigen Raum im Sturm und Drang.

Am Anfang war das „Duo Infernalis“ aus Simmering, das sich zusammentat, um das Land mit speziellen Schundromanen über Herz, Schmerz, Tod und Teufel ein Stück zu verschönern. Protagonist der Storys: der „Machatschek“. Gemeinsam mit Beate Kaufmann und Franz Löchinger gibt es diese Kunstfigur aus Fleisch und Blut als Bart-, Hut- und Dauersonnenbrillenträger seit drei Jahren auf Kleinkunstbühnen, Literaturfestivals, in Buchhandlungen, im Radio und Fernsehen zum Anfassen. Die Romane, die „Wolf Haas und Quentin Tarantino nicht schräger gestalten könnten“, werden im Dienste des Genießens mit allen Sinnen musikalisch untermalt.

„Faith, Love & Hemorrhoids – Wienerisch 4 Outländers“

Die Lieder vom Machatschek setzen sich aus Gesängen mit Gitarrenbegleitung zusammen, teilweise mit ausgebauter Instrumentierung. Dies geschieht im Dialekt, der sich mit Hochsprache mischt, und der ohne Genierer und mit verspielter Brutalität auf Englisch übersetzt wird. Das macht die sozialkritischen, zynischen und auch emotionsverliebten Inhalte, umso skurriler und attraktiver. Die Reime gestalten sich dabei so gekonnt und selbstverständlich im Fluss, dass man den (und nur den eigenen) Hut ziehen muss. Es ergibt sich alles in allem eine glaubhafte, ausgecheckt verpackte Scheiß-ma-nix-Attitude. Kennen Sie das, wenn man sich einem Song bzw. Video nicht entziehen kann?

„Mir san jo nix, mir dan jo nix, mir gengan nur spaziern!“

Dass sich der Textdichter und Gitarrist nicht um der gesellschaftlichen Absolution willen billig für einen geschwinden Beitrag im Augustin hergibt, sondern sich auch künstlerisch gegen manch verlogene Züge unseres Menschseins einsetzt, zeigen auch seine Lyrics. Taubenvergiften und Totschlagen war gestern. Der Georg Kreisler von heute sieht in „Gehma Giftlerschaun‘“ (und Tschuschenhaun und Sandler schickaniern) in die Abgründe einer Gesellschaft der vermehrt WegschauerInnen. Beim Hören dieser – im wahrsten Sinne des Wortes – Ballade findet man eine Antwort darauf, was genialer ist: die den Nagel auf den Kopf treffende Ausdrucksweise oder dass es sich so rund in den Reimen ausgeht.

„A Mensch muaß a Mensch bleibn.“ (F. J. Machatschek)

„Es muaß olles gebn“ schließlich, aber wenn man diese Worte auf den ersten Horcher als trendige „Diversity“ auffasst, stellt sich im Verlauf des Songs heraus, dass sie in ihrer oftmalig eingesetzten Doppelbedeutung nichts sind als eine zynische Floskel, mit der man sich aus dem geringsten Stück sozialer Mitverantwortung zieht.

„Zwischen Wirklichkeit und Fantasie is a Buach a freies Land für mi.“

Die schärfste Waffe eines erfolgreichen (Singer-Song-)Writers, besonders wenn er aus den Ballungszentren der Welt (Wien, Rio, Rom etc.) Bericht erstattet, ist nicht der Zynismus allein, sondern eine gesunde Portion Selbstironie und Humor. Machatscheks Schmäh in Schrift und Ton gehört zu jenen Besonderheiten, die ein authentisches Aushängeschild unserer gegenwärtigen Kultur abgeben, und das sollte sich international sehen lassen, und nicht nur für den Fall, dass sich eines Tages der Stephansdom über die Häuser haut, wie in einem von Machatscheks Romanen vorgefallen ist.

„Den Weana Grind vawaht ka Wind.“

Der Tausendsassa, von dem man nie erfahren wird, welche Augenfarbe er hat oder ob er glatzköpfig ist, besitzt eine feine Menschenkenntnis. Auch musikalisch alles andere als schlecht und begabt für Simultantranslation („Gemma an hebn – let’s go lifting“) bringt der Machatschek den notwendigen Biss in die Szenen und Unszenen von Wien. Sein Potenzial sorgt mittlerweile nicht nur über die  Hauptstadtgrenzen hinweg für Anklang. Was würde da besser auf diesen Mann zutreffen als seine eigenen Worte, mit denen er die Welt zu erklären weiß: „Ois vakehrt, so wia si’s gheat und jeder Mensch is‘ liebenswert!“

Alexandra Leitner

http://www.dermachatschek.at/