Es gibt Bands, die sich scheinbar mit Händen und Füßen dagegen wehren, auch nur in der geringsten Form einer eindeutigen musikalischen Kategorisierung zu entsprechen. Das Trio Namby Pamby Boy, das ganz ohne Zweifel ebenfalls dieser Gruppe von freigeistigen Formationen angehört, hat es sich zu Aufgabe gemacht, sich des eng gefassten stilistischen Korsetts des klassischen Jazz ein für allemal zu entledigen. Der von Fabian Rucker, Phil Nykrin und Andreas Lettner praktizierte Sound, ist Ausdruck einer der permanenten und kompromisslosen musikalischen Grenzüberschreitung. Es kann alles passieren und tut es auch auf spannendste Art und Weise. Einmal mehr eine Kostprobe ihrer offenen Interpretation des Jazz liefern Namby Pamby Boy am 15. Oktober im Rahmen der Open Loose-Reihe im Wiener Planters Club.
2003 fanden sich die drei jungen Instrumentalisten Fabian Rucker (Reeds), Philip Nykrin (Fender Rhodes) und Andreas Lettner (Schlagzeug) mit dem Ziel zusammen, den Sound des klassischen Trioformats Saxophon, Bass und Schlagzeug einer instrumental eigenwillig erweiterten Definition und Auslegung zuzuführen. Schon bei ihrem vorangegangenen Projekt [midshi] wandelte das Trio auf einem Pfad, welcher sie von der ursprünglichen klassischen Interpretation des Jazz hin zu einer eher elektronisch angehauchten und schräg avantgardistischen Spielform führte. Ganz ähnlich verhält es sich auch bei Namby Pamby Boy, mit dem Unterschied, dass das Dreiergespann nun seine Inspiration nun nicht mehr alleine aus der Elektronik bezieht, sondern aus den Bereichen des Rock und Hip Hop.
Namby Pamby Boy LUNCHBREAK OPTIMISM from Fabian Rucker on Vimeo.
Wer das bisherige Schaffen drei Musiker bereits kennt, der weiß, dass das Festhalten an traditionellen Standards nicht wirklich deren Sache ist. Vermeintlich festgesetzte Genregrenzen empfinden Fabian Rucker, Philip Fabian Nykrin und Andreas Lettner einfach nur als Einengung ihrer eigenen Kreativität. Daher blickt man in den Kompositionen auch bewusst weit über den eigenen Tellerrand hinaus. Man bedient sich des reichen stilistischen Fundus der Musikgeschichte und arbeitet deren interessantesten Elemente in die eigenen Stücke ein. Auf diesem Wege vereinen sich im Sound von Namby Pamby Boy Jazz, Rock und Hip Hop zu einem schlüssigen Ganzen, welches sich entgegen allen Gesetzmäßigkeiten, nicht statisch verhält, sondern in einem ständigen Prozess der Veränderung neue Ausformungen entwickelt.
In der Vergangenheit haben die drei experimentierfreudigen Jazzer bereits oftmals unter Beweis gestellt, dass es sich bei ihnen nicht nur um hochtalentierte Instrumentalisten handelt, sondern dass sie auch jederzeit in der Lage sind, ihre vielschichtigen Stücke nach Lust und Laune zu variieren. Aus diesem Grunde ist es nur sehr schwer vorherzusagen, welche Richtung Namby Pamby Boy im Rahmen eines Konzertes tatsächlich einzuschlagen gedenken. Was wiederum aber den Spannungsgehalt eines solchen erfreulicherweise erhöht. (mt)
Foto: www.nambypambyboy.com
Video produced by Severin Koller & Namby Pamby Boy