Österreichs junge Komponisten & Komponistinnen: Matthias Kranebitter

Es tut sich im Bereich der Neuen Musik in Österreich einiges. Verantwortlich für diese höchst erfreuliche Entwicklung zeigt sich vor allem eine neue Generation von KomponistInnen, die mit ihrem Schaffen das Spektrum der zeitgenössischen Musik hierzulande um bisher nicht gehörte Facetten erweitern. Diesmal im Porträt der 1980 in Wien geborene und bereits mehrfach ausgezeichnete Matthias Kranebitter.

Steckbrief

Matthias Kranebitter wurde 1980 in Wien geboren. Nach Abschluss der AHS 1998 begann er vorerst mit dem Studium der Mathematik an der Universität Wien, ehe er ab 2000 an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien inskribierte. Er studierte bei Dieter Kaufmann und German ToroPerez Elektroakustische Komposition, in der Klasse Klaus Peter Sattler Medienkomposition und Angewandte Musik, sowie Klavier bei Christiane Karajev. Postgraduales Kompositionsstudium am Conservatorium van Amsterdam im Fach Contemporary Music Through NonWestern Techniques bei Rafael Reina und Kompositionsunterricht bei Fabio Nieder. Seit 2009 lebt und arbeitet er wieder in Österreich und besucht ein weiterführendes Kompositionsstudium an der Universität für Musik in Graz bei Alexander Stankovski.

Porträt

Über Mathematik und Musikwissenschaft führte es Matthias Kranebitter direkt zum Kompositionsund Klavierstudium. Darauf aufbauend eignete er sich ein weites Spektrum an Kompositionstechniken an: Neben Medienkomposition und elektroakustischer Komposition wagte er auch einen Exkurs nach Amsterdam, um dort den postgraduellen Kompositionskurs „Contemporary Music through NonWestern Techniques“ zu absolvieren.

Diese Vielfalt ist auch in seinen Kompositionen festzustellen – dabei remixt er auch schon mal Haydns 94. Symphonie oder spielt in seinem Konzert für Saxophon und MidiOrchester mit Skalen und musikalischen Floskeln. Und manchmal mag man sich fragen: Ist das alles ernst gemeint? Spätestens, wenn in „ragzigzag“ in dadaistischer Manier ein rasanter Ragtime erklingt und in „spreuundscherben“ zwischen avantgardistischer Vielschichtigkeit die ersten Töne von „Happy Birthday“ durchzuhören sind, besteht kein Zweifel mehr am ansteckenden Humor des Komponisten. Gleichzeitig manifestiert sich damit der gekonnte Umgang mit den Konnotationen, die den einzelnen Stilrichtungen anhaften. Denn durch diese Art von Musik über Musik, stellt Kranebitter die zumeist sozial bedingte Abschottung einzelner Musikszenen in Frage und bringt frischen Wind in die von außen oft als unzugänglich betrachtete Szene der Neuen Musik.
Doris Weberberger

Wichtige Werke

spreu und scherben
Das Stück versucht, sowohl Tabus der zeitgenössischen Musik zu thematisieren, als auch gültige ästhetische Werte in Frage zu stellen. Situationen, die gemeinhin als missglückt angesehen und in Folge ausgesiebt oder angepasst werden. Doch die Frage bleibt, ob es nicht gerade eben die Spreu ist, die das Nahrhafte und Reichhaltige birgt.
Konzert für Altsaxophon und Midiorchester in D Dur
Mit einer gewaltigen Klangdichte werden die trashigen, elektronischen Midiklänge über den virtuosen Solisten geschüttet, als ironisches Statement unserer kunterbunten Mediengesellschaft.

Candle light music mit rondo – für Klavier solo

Ein Antistück zur Reduktion von Material, dass in seiner Materialfülle und Heterogenität stets die Grenzen der Werkstabilität auszuloten versucht, ein ständiges Zappen zwischen unterschiedlichsten Emotionszuständen, das ein Kaleidoskop aus ineinander zwar logisch verschachtelten, jedoch scheinbar völlig widersprüchlichen musikalischen Flecken entstehen lässt.

http://matthiaskranebitter.com/