Es ist diesmal der „Swing“, den sich „Österreichs Contemporary Big Band Nummer 1“ Nouvelle Cuisine als musikalisches Betätigungsfeld auserkoren hat. Und wie es bei diesem Großformat eigentlich immer der Fall ist, darf man den übergeordneten Titel eines Programmes nicht allzu eng sehen. Was die beiden führenden Köpfe hinter diesem Projekt, Christoph Cech und Christian Mühlbacher, nämlich erneut an die Spitze treiben, ist der Versuch einer Modernisierung und Neudeutung einer Spielform durch die Erweiterung ihres klanglichen Ausdrucks. Dem traditionellen Swing vollkommen undogmatisch begegnend, überträgt die 18-köpfige Formation diesen in eine überaus lebendige, vielschichtige und stileübergreifende Form zwischen Melodie und Experiment. Live auf der Bühne stehen Nouvelle Cuisine das nächste Mal am 3. August im Stadttheater Gmunden. Tags darauf, am 4. August, gastiert die Big Band in Stockerau im Rahmen der dort gerade laufenden Festspiele.
Der Legende nach liefen sich Anfang der 80er Jahre Schlagzeuger Christian Mühlbacher und Pianist Christoph Cech in den Kellergewölben des Wiener Konservatoriums über den Weg, wo sie anstatt eifrig zu üben, eher dem Traum nachhingen, eine eigene große Band zu gründen. Im Laufe der Zeit begannen die beiden Schritt für Schritt, ihre Visionen schließlich auch in die Tat umzusetzen. Doch mit dem ursprünglichen Vorhaben ein einfaches Ensemble zu gründen, haben Nouvelle Cuisine heute in ihrer aktuellen Form nicht mehr viel zu tun. Nach und nach stießen nämlich immer mehr befreundete Musiker der Gruppe zu, bis schließlich die heutige Größe, immerhin 18 Musiker, erreicht war. Was sich aber seit den Anfangstagen definitiv nicht geändert hat, ist das Ziel, nämlich musikalisch immer wieder neue Wege beschreiten und etwas Originäres und komplett Neues entstehen lassen zu wollen.
In diesem Sinne ist auch das neue Programm „Swing“ zu verstehen. Wie schon in der Vergangenheit nähern sich Nouvelle Cuisine auch dieses Mal von allem begrifflichen Ballast und Denken befreit der Tradition. Der Swing, eine der ältesten Formen des Jazz, wird in den Kompositionen von Christoph Cech und Christian Mühlbacher aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst und in eine zeitgenössische Form übersetzt. Klar, dass das auf diesem Weg Entstandene und von dem Ensemble mit unbändiger Spielfreude Umgesetzte mit dem Altbekannten nicht mehr allzu viel zu tun hat. Vielmehr ist es ein kunstvoll und virtuos zusammengeführtes buntes Sammelsurium an verschiedenen musikalischen Sprachen und klanglichen Ausdrucksformen. Es geht richtig hin und her, die MusikerInnen interagieren unter der Leitung der beiden Dirigenten zwischen Festgeschriebenem und Improvisiertem, zwischen Melodiösem und Schrägem, zwischen rhythmischer Eingängigkeit und Vertracktheit.
Musikalisch erwächst ein Konzert von Nouvelle Cuisine in der Regel eigentlich immer zu einem echten Erlebnis mit vielen, vielen überaschenden Wendungen. Spannend macht die ganze Sache vor allem der Umstand, dass man Zeuge eines solchen Ereignisses nie wirklich weiß, in welche Richtung tatsächlich gehen wird. (mt)
Foto Nouvelle Cuisine: M. Lackinger
http://www.nouvelle-cuisine.at/