Diese Woche fährt Manu Delagos Band wieder einmal auf Tournee – aber nach dem Eröffnungskonzert am 1. Juni im Innsbrucker Treibhaus verschwinden sie nicht in einen riesigen Nightliner. Stattdessen werden sie am nächsten Tag früh aufstehen und dem Sonnenaufgang entgegentreten. Richtig gelesen: Manu Delagos „ReCycling Tour“geht in die zweite Runde.
Wenn man an Tourneen denkt, kommen einem frische Luft und Sport nicht unbedingt spontan in den Sinn. Eher das Gegenteilige: Zu wenig Tageslicht, zu viel Zeit in Transportmitteln und schummerigen Clubs und „Road Food“ – das, was die nächste Raststation zu bieten hat. Aber wie einst Bob Dylan sagte: „The times, they are a-changing“ – und Manu Delago geht mit gutem Beispiel voran.
Die erste ReCycling Tour im 2021 hat ordentlich für Aufsehen gesorgt. Die Tatsache, dass in diesem chaotischen Jahr überhaupt jemand auf Tournee fährt, war aufregend genug, aber Manu Delago hatte eine besondere Mission: Er wollte zeigen, dass nachhaltige Touring nicht nur ein Wunschtraum ist. Die Tour war ein Erfolg und nun, zwei Jahre später, wiederholt er sie – diesmal im wesentlich größeren Stil. Unter dem Motto „From the Alps to the North Sea“ führt die Route ab 1. Juni diesmal von Innsbruck über München, Frankfurt und Köln in die Fahrradstadt Amsterdam. Unterwegs spielen der aktuell für einen Grammy nominierte Tiroler und seine Band rund 20 Konzerte.
Manu Delago ist etwa für seine Arbeit mit Björk, Ólafur Arnalds oder Anoushka Shankar bekannt. Die vielen mit einer Tour verbundenen Flüge und Busfahrten habe ihn zum Nachdenken gebracht, wie er als Musiker zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz beitragen könne, so Delago zur Tiroler Tageszeitung. Ende Juni reist die Band mit dem Zug zurück – wesentlich gemütlicher aber immerhin weitaus umweltfreundlicher als eine 12-stundige Autorfahrt oder ein Flug von Schiphol.
Natürlich sind gewisse Risiken mit dem Unternehmen verbunden: Die Bandmitglieder sind den Tücken des Wetters und des eigenen Körpers ausgesetzt – ein Bandscheibenvorfall hat die erste Tournee 2021 wesentlich komplizierter gemacht. Nichtsdestotrotz ist alles bis ins letzte Detail ausgedacht, von Fahrradanhängern mit eingebauten Stromgeneratoren bis hin zu Kooperationen mit regionalen Produzenten und Kleinbetrieben.
Es ist Kunst als Aktivismus und funktioniert wohl nicht für alle Musiker:innen (das Bühnenbild einer aufwendigen Björk-Show lässt sich schwierig in Fahrradanhängern verstauen) aber es ist der Beweis, dass Touren auch gesunder geht – für den Körper und für den Planeten.
Philip Yaeger
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