Nicht nur auf ein einziges Genre fokussiert – MICHAL KNOT und BOGDAN LAKETIC (DUO ALIADA) im mica-Interview

Der aus Polen stammende Saxofonist MICHAL KNOT und der serbische Akkordeonist BOGDAN LAKETIC bilden das DUO ALIADA, das bemerkenswert kreativ barocke, klassische und Neue Musik für seine Instrumente bearbeitet und  in neuen Farben spielt. Das Duo wird  im CD-Release-Konzert „New Colours of the Past“ am Donnerstag, dem 19. November 2015, im GLÄSERNEN SAAL DES MUSIKVEREINS zu hören sein. Heinz Rögl sprach mit den beiden Musikern über Vergangenheit und Zukunft.

Das Repertoire des Duos Aliada umfasst Concerti und Sonaten für Flöte von Vivaldi und Händel, in denen das Akkordeon wie ein Basso-continuo-Clavichord klingen kann, Griegs „Holberg“-Suite, eine Rhapsodie von Claude Debussy,  rumänische Volkstänze von Bela Bartók und populäre spanische Melodien und Tangorhythmen von Manuel de Falla und Astor Piazzolla. Darüber hinaus werden auch Stücke für Klarinette und Klavier von Alban Berg, drei Miniaturen von Krzysztof Penderecki und eine Originalkomposition des Wieners Alexander Kaiser – „Through my Veins“ für Tenorsaxofon und Akkordeon – gespielt.
Vor zweieinhalb Jahren – als Studierende an der Wiener Konservatorium Privatuniversität – starteten die beiden ihre Zusammenarbeit, bereits 2013 gewannen sie einen Preis beim „Fidelio“-Wettbewerb. In der Folge erhielt das Duo viele, auch internationale Einladungen zu Konzerten, in jüngerer Zeit spielte es etwa auch bei der Tagung der österreichischen Auslandskulturreferenten des Außenministeriums, was eine Fülle künftiger weiterer Auftrittsmöglichkeiten zeitigte.

Ihr Repertoire umfasst von Klassik bis Neuer Musik auch viele Stücke, die aus der Beschäftigung namhafter Komponisten des 20. Jahrhunderts, wie etwa Bartók und de Falla, mit sogenannter Volksmusik resultierten.

Michal Knot: Ja, wir wollten auf unserer ersten CD nicht nur auf ein einziges musikalisches Genre fokussieren, sondern das ganze Spektrum von Möglichkeiten zeigen, das unsere Instrumente aufweisen. Das war unser Hauptziel und deshalb spielen wir etwa auch Piazzolla. Und wir spielen Stücke, die nicht für Saxofon und Akkordeon komponiert wurden. Alle Transkriptionen wurden von uns selbst angefertigt. Auf dem Cover der CD sehen Sie, wie Bogdan sein Instrument wie ein Cembalo bedient und ich mein Instrument wie eine Geige halte.

„Wir tun alles, damit das Stück im Sinne der Komposition gut klingt.“

Wer macht die Transkription etwa von Barockmusik?

Michal Knot: Die Arrangements machen wir zusammen. Das geht relativ einfach, bevor wir – wenn überhaupt – die Noten niederschreiben, probieren wir etwas immer wieder aus.

Bogdan Laketic: Wir fangen einfach an zu spielen.

Michal Knot: Wir nehmen die Partitur und schauen sie uns zu Beginn so genau wie nur möglich an, um die Intentionen des Komponisten zu verstehen, bei Händel nehmen wir etwa die Flöten- und Cembalonoten her und spielen sie vom Blatt.

Bogdan Laketic: Bei Cembalonoten von Händel kenne ich die Kunstgriffe, wie man sie auf das Akkordeon übertragen kann. Es gibt ja auch Barockspezialisten, die das schon gemacht haben. Es gibt so viel Musik, die ich voller Spaß auf meinem Instrument spielen möchte.

Michal Knot: Beim Cembalo ist die Übertragung einfacher, bei Bartók-Volkstänzen muss das dann ein richtiges Arrangement werden. Wir versuchen, etwa Flageoletts oder Doppelgriffe bestmöglich auf unsere Instrumente zu übertragen. Wir tun alles, damit das Stück im Sinne der Komposition gut klingt. Vivaldi haben wir schon beim Fidelio-Wettbewerb gespielt, da das Stück mit Vivaldi in Wien zu tun hat – schließlich wurde Vivaldi ja in der Nähe der Technischen Universität Wien begraben. Bei diesem Wettbewerb waren wir die Ersten, die nicht die Originalkompositionen spielten, und konkurrierten etwa mit Streichquartetten. Es waren Leute vom Mozarteum dabei, ein erster Geiger eines berühmten Wiener Quartetts, Jeunesse-Funktionäre, aber keine Komponistinnen und Komponisten. Die Jurykommission entschied jedoch, uns den Preis zu geben.

Michal Knot, Sie sind Pole. Wo begannen Sie mit dem Saxofonstudium, war das am Wiener Konservatorium?

Michal Knot: Nein. Ich begann an der Musikhochschule in Bielsko in Südpolen, dann war ich in Zagreb. Den ersten Master machte ich an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom und vor zwei Wochen schloss ich das Master-Studium am Wiener Konservatorium ab.

Sie sind auch schon länger Mitglied beim Vienna Saxophonic Orchestra, oder?

Michal Knot: Ja.

Und Sie, Herr Laketic?   

Bogdan Laketic: Ich bin aus Serbien und lernte dort auch das Akkordeonspiel.

Gibt es in Ihrem Heimatland eine entsprechende Tradition?

Bogdan Laketic: In meiner Heimatgegend nicht so sehr. Ich stamme aus Novi Sad im Norden Serbiens, nahe der ungarischen Grenze. Das Akkordeon ist als traditionelles Volksinstrument vor allem im Süden Serbiens verankert.

„Wien ist eine Stadt mit multikultureller Tradition.“

In welcher Sprache kommunizieren Sie eigentlich?

Michal Knot: Auf Englisch. Am Konservatorium Wien  ist Englisch auch die allgemeine Verkehrssprache,  es sind Menschen aller Herkunft dort. Und Wien ist eine Stadt mit multikultureller Tradition.

Welche Pläne gibt es in unmittelbarer Zukunft?

Michal Knot: Ich möchte besonders das Programm New Austrian Sound of Music erwähnen, das gute Gelegenheiten bietet. Wir sind aktuell mit dabei, zum Beispiel mit einem Konzert in Lissabon, das eigentliche Programm startet 2016/17. Bei der Auslandskulturtagung im Haus der Industrie waren wir die „Band“, die dort spielen konnte. Wir haben auch mit dem Präsidenten des Klangforums Wien, Thomas Stelzer, sehr guten Kontakt. Wir sind nächstes Jahr in Bratislava, auch in Manila und in vielen anderen Städten eingeladen. Wir werden nach Chile und Taiwan fahren, nach Serbien, nach Bielsko, zu einem Festival in Deutschland. Es wird eine Tour für die Jeunesse geben. Es gibt viel zu tun, denn wir managen uns selbst.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

Heinz Rögl

 

Duo Aliada live
19.11.2015 Musikverein, Wien
18.01.2016 Schwarzberg, Wien
19.01.2016 Schwarzberg, Wien
26.02.2016 Schloss Goldegg, Pongau
28.02.2016 Lungau
Fotos Duo Aliada (c) Siavash Talebi

http://www.duoaliada.com/