Nach dem Release ihrer Single „Des Kaisers neue Kleider“ im Winter 2015 veröffentlicht die Wiener Band NEUSCHNEE nun im April 2016 das Album „Schneckenkönig“ (Problembär Records). Das Warten hat sich gelohnt: Das dritte Album der Gruppe ist poppig, rockig und innovativ.
Vor acht Jahren gab die siebenköpfige Band, die sich um Hans Wagner formiert, mit ihrem Album „Wegweiser“ ihr Debüt. Der häufige Vergleich mit der Band Queens of the Stoneage ist berechtigt, allerdings würzt Neuschnee den Pop/Rock mit Kammermusik und sticht so aus der Menge hervor. Auf ihrem neuen Album mischt die Gruppe außerdem auch noch Electro-Elemente dazu, was dem Ganzen das gewisse Etwas verleiht. Diese Kombination mag etwas merkwürdig klingen, doch sie funktioniert: Die Band hat ihren ganz eigenen, fantastischen Sound, der sich so schnell nicht nachmachen lässt. Dazu kommen die poetischen, intelligenten Texte, die rein vom Gefühl her an die früheren Werke der deutschen Band Tocotronic erinnern.
„Ich roll den Rock-’n’-Roll-Koffer bergauf und bergab“
Das Album steigt ein mit dem Titelsong des Albums „Schneckenkönig (Prolog)“, einem ruhigen, melodischen Lied mit poetischen Lyrics, das gegen Ende immer rasanter wird. Instrumental begleitet wird die Stimme von Klavier, Drums und ab der Mitte des Liedes auch von Geigen. Gleich darauf folgt die Single, die im Winter des letzten Jahres schon als Vorbote veröffentlicht wurde: „Des Kaisers neue Kleider“. Dieser Song ist eine ironische Darstellung Österreichs High Society. Der überspitzt satirische Text gepaart mit E-Gitarre, Schlagzeug und Geigen porträtiert Menschen wie Karl-Heinz Grasser – „Wir sind krass, krasser als Karl-Heinz Grasser“. Die dritte Nummer des Albums heißt „Großstadtgewitter“ und beginnt mit einem Drumsolo, das in der Tat an ein beginnendes Gewitter erinnert. Hier kommen erstmals die Electro-Elemente zum Vorschein und sie vertragen sich mit den anderen Komponenten wie der Geige wirklich ausgezeichnet.
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Auf diese Nummern folgt ein ruhiges Lied mit dem Titel „Nimm mich mit, wenn du gehst“. Hier findet man kein Schlagzeug, sondern hauptsächlich Geigen und Piano. Die Stimmung wird gebrochen von dem Track danach: „Blatt im Wind“ ist groovy und ein bisschen nostalgisch und melancholisch. Auch hier findet man Electro-Elemente, außerdem Geigen und Drums.
Das groovige Feeling wird auch im nächsten Lied aufrechterhalten, aber nicht lange, denn kurz darauf folgt „Seemann ohne Schiff“. Dieser Song ist fast nur mit Gitarre und Drums untermalt und unendlich ruhig. „Bin nicht krank und nicht gesund und weine mir die Augen wund“: Die Traurigkeit und Nachdenklichkeit des Tracks sind ansteckend. Die Atmosphäre geht auch im darauffolgenden Lied „La Folia“ nicht verloren und eigentlich auch nicht in dem danach, wobei in „Planeten“ der rasante Geigen-Einstieg etwas anderes prophezeit. Den Schluss des Albums bildet das Lied „Planeten (Epilog)“, wohl eine zweite Version des vorletzten Liedes. Das letzte Lied ist nicht nur das längste des Albums, es beinhaltet auch als einziges einen Chor. Die Nummer ist ein würdiger, fast pompöser Abschluss für „Schneckenkönig“. Es gibt keinen Text mehr, sondern nur den Chor, der von Drums und Orchester unterstützt wird.
Zusammengefasst: Neuschnee hat die Qualität der Single „Des Kaisers neue Kleider“ nicht nur beibehalten, sondern erhöht.
Antonia Seierl