Neuschnee – Bipolar

Dass Popmusik nicht immer den üblichen und bereits tausend Mal gehörten Formaten entsprechen muss, sondern sehr wohl auch einmal erfrischend anders und ungemein abwechslungsreich erklingen kann, beweisen Neuschee auf ihrem neuen Album „Bipolar“ (Problembär Records) auf sehr eindrucksvolle Art und Weise. Was die sechsköpfige Band rund um den Songschreiber und Multiinstrumentalisten Hans Wagner auf den Weg bringt, ist, in wenigen Worten zusammengefasst, eine spannende kammermusikalische Variante des Indiepop, wobei schon diese Zuschreibung natürlich eine viel zu enge ist.

Der Titel des Albums ist in diesem Fall wirklich wörtlich zu nehmen. Neuschnee, die ja schon auf ihrem Debüt „Wegweiser“ gezeigt haben, dass sie gewillt sind, andere Wege einzuschlagen, präsentieren sich auf ihrem Zweitlingswerk erneut als eine Formation, die sich in ihrem Tun unbeirrbar zeigt. Welche Band leistet sich schon die Freiheit, ein Album abzuliefern, auf dem Stilbrüche mit einer Konsequenz umgesetzt werden, dass es eine wahre Freude ist. Hans Wagner, der unter anderem auch bei Das trojanische Pferd seine Finger mit im Spiel hat, und seine KollegInnen konfrontieren den/die HörerIn mit zwei vollkommen entgegengesetzten musikalischen Ansätzen, die trotz ihrer Unterschiedlichkeit letztlich aber dann doch ein logisches Ganzes ergeben.

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„Bipolar“ kommt einer Art Klangreise gleich, welche in ruhigeren Gefilden beginnt, von Song zu Song aber stetig an Intensität gewinnt und in einem musikalisch sehr vielschichtigen und heftigen Soundgewitter endet. Stehen auf der ersten Hälfte des Albums noch eher kammermusikalische Klanggebilde im Vordergrund, sind es am Ende rockige, ja fast schon dem Heavy Metal entlehnte Elemente, die den Ton angeben. Zwischen diesen beiden Polen wandelt  die sechsköpfige Truppe unbeirrt hin und her, begibt sich mal in die Welt des Jazz, mal in jene des Folk, um sich im nächsten Moment in den Bereich des Elektropop zu begeben. Cinematic Orchestra trifft auf Muse, Radiohead und Black Sabbath. Zusammengehalten wird alles durch den zwischen großem Gefühl und lässiger Rockattitüde pendelnden Gesang von Mastermind Hans Wagner, der durch seine Stimme den insgesamt 13 Songs zusätzlichen Charakter verleiht.

Die sechsköpfige Truppe Neuschnee ist ein weiteres eindrucksvolles Beispiel dafür,  dass auch hierzulande talentierte und viel versprechende Musiker/Innen mit einem enormen Potential am Werken sind, die es verstehen, hervorragende Songs zu schreiben und ihr Publikum zu begeistern wissen. Wer also abwechslungsreiche und vielschichtige Popmusik zu schätzen weiß, sollte diesem Album auf jeden Fall Gehör schenken. (mt)

http://www.neuschneemusik.org/
http://problembaerrecords.net